Charles Sandison, PasquArt Biel

Lyrisch Feines und digital Überwältigendes

Annelise Zwez, Bieler Tagblatt, 03. November 2007

Zwei Ausstellungen werden heute um17 Uhr im Museum CentrePasquArt eröffnet: Junge Schweizer Kunst «unter 30» und die Soloshow Charles Sandison, die digitale Technik faszinierend instrumentalisiert.
Charles Sandison: Blick in die aktuelle Installation in der Salle Poma. / Bild: Adrian StreunBereits zum dritten Mal in Folge sind die im Sommer in Basel erkorenen Kiefer-Hablitzel Preisträger zu Gast im Museum CentrePasquArt. Gemeinsam ist den Preistragenden, dass sie, den Stiftungssatzungen folgend, 30 Jahre und jünger sind. Für die meisten der zehn Ausstellenden ist der Auftritt im CentrePasquArt die erste museale Präsentation.
Auch wenn ihre Installationen zugefallen wissen und durchwegs professionellen Charakter haben, zeigt der Vergleich mit der technisch anspruchsvollen, konzeptuell und inhaltlich überzeugen den Solo-Show des in Finnland lebenden Schotten Charles Sandison (geb. 1969) doch klar auf, dass der Weg an eine mögliche internationale Spitze für die jungen Künstlerinnen und Künstler noch weit ist.
Highlight der Ausstellung von Charles Sandison ist zweifellos die Salle Poma. Der abgedunkelte Raum ist von projizierten Wörtern, die unablässig in alle Richtungen eilen, auch mal tanzen, einem Perpetuummobile gleich, in Bewegung versetzt. Sehr bald wird klar: Die Wörter, die dem Buch «Utopia» von Thomas More entstammen, spiegeln mehr als Spiel, sind mehr als Bedeutungsträger. Sie sind die Instrumente, mit denen der Computer-Konzept-Künstler aufzeigen kann, wie universale Dynamik mit den Mitteln digitaler Technik aufgezeigt werden kann; so dass wir die Dimensionen förmlich mit Haut und Haar spüren.
Dabei, so der Künstler, sei alles ganz einfach: Er habe den Wörtern lediglich befohlen, sie müssten sich stets so weit wie möglich voneinander entfernt halten. Darum würden sie ständig herumsausen. Doch dynamische Computerprogramme gebärden sich chaotisch und so geraten die Wörter immer wieder ausser Rand und Band und kreieren immer wieder neue Formationen. Dass der international begehrte Künstler mehr als eine Woche in Biel weilte, um seine Ausstellung einzurichten, hat sicher nichtzuletzt mit der Salle Poma zu tun, die – so Sandison – perfekt «boxy» sei für diese Arbeit. Zweifellos hat auch der Absolvent der in den späten 1980er-Jahren viel beachteten Kunstakademie von Glasgow einmal klein begonnen. Es gilt darum, die zehn jungen Kiefer-Hablitzel-Positionen primär auf ihr Potenzial hin zu betrachten. Was zunächst einmal verblüfft: Es gibt weder Video- noch Computer-Arbeiten, dafür Foto-Objekte, Raum-Malerei, Modelle und Zeichnungen, Malerei und Skulpturen sowie diverse mixedmedia-Installationen. Ein Trend?
Vielleicht, möglicherweise aber auch Ausdruck einer von bewegten Bildern übersättigten Jury, die Alternativen gesucht hatte. Dass sie diese vorab in der Romandie – acht der zehn Preistragenden leben und arbeiten in Lausanne und Genf – hat vielleicht etwas mit ihrer Vorliebe für narrative, lyrische und ästhetisch verführerische Positionen zu tun.
In der Jury sind zur Zeit: Ana Axpe, Franticek Klossner, Toni Stoos und Giovanni Carmine. Im ersten Rundgang eingeschrieben haben sich unter anderem die sich selbst konsumierende Wachskerzen-Figur von Virginie Morillo, die subtilen Transit-Malereien und -Objekte von Tami Ichino und die umweltkritische, zugleich faktische wie wehmütige Arbeit von Marie Verlardi (alle Genf).Wohltuend sperrig verhält sich dazu die Fotografie und Raum hinterfragende Installation von Stefan Burger (Zürich).

 

Sandison Charles PasquArt Biel 11 07 [0.13 MB]