Das Legat Franz Kopp Februar 2007

Kaum jemand kannte seine Leidenschaft

www.annelisezwez.ch      Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 17. Februar 2007

2006 verstarb Franz Kopp, einst Buchhalter bei Amidro in Biel. Dass er ein hevorragender Kunstsammler war, macht erst jetzt das Legat Kopp an die Stadt Biel sichtbar.

Ja, doch, sie erinnere sich, sagt Galeristin Silvia Steiner. Er sei ein eigenartig verschlossener Mensch gewesen, stets mit dunklem Regenmantel und einem Mäppchen unter dem Arm; eine geheimnisvolle Gestalt. Ein ganz eigener sei er gewesen, immer allein, aber sehr interessiert, sagt auch Toni Brechbühl, einst Galerist in Grenchen. Sie gehören zu den wenigen, die sich an den 1923 in Luzern geborenen Franz Kopp erinnern, denn seine Leidenschaft – das Kunst sammeln – vollzog sich primär ausserhalb der Stadt. Er kaufte in Paris, an der Art in Basel, bei Gimpel& Hannover in Zürich  und nur selten in der Region. Dementsprechend sind auch die Werke, die er  in einer Zeitspanne von gut zehn Jahren, von 1965 bis 1975,  zusammentrug, kaum regional – einzig ein Aluminium-Guss von Michel Engel und kleine Arbeiten Toni Bieli von Peter Wullimann verweisen auf das Umfeld, in welchem er seit 1952 lebte. Ansonsten sind es  Werke internationaler Prägung – von Jean Baier über Jan Schoonhoven bis Günther Uecker,  von Gottfried Honegger über Max von Moos bis François Morellet; alles Künstler, die bis heute als wichtig erachtet werden. Und gerade das ist das Erstaunliche und für die Stadt Biel Erfreuliche, denn sie erhielt die 27 Arbeiten – darunter 14 Skulpturen – testamentarisch zuerkannt. Sie bilden nun als „Legat Kopp“ einen Teil der Städtischen Kunstsammlung.

Franz Kopp war nicht der einzige, der in den 1960er-/70er-Jahre Kunst sammelte – die Kunst kam damals so richtig in Fahrt, die Zahl der Künstler vervielfachte sich und ebenso die Zahl der Galerien, Messen usw. Doch wie kam es, dass der in einer winzig kleinen Wohnung in Biel lebende Buchhalter wusste und spürte, welche damals zeitgenössischen Werke und Künstler 40 Jahre später noch in Diskussion sein würden? Gewiss es gibt in der Sammlung auch hierzulande unbekanntere Namen wie zum Beispiel ein Eisenguss von Vladimir Skoda oder eine sehr schöne Op-Art-Arbeit eines gewissen „Monk“.  Und da gibt es auch noch drei Arbeiten, die im Kunstdepot der Stadt vorläufig unter dem Stichwort „inconnu“ figurieren; ist die eine, sitzende Figur eine Skulptur von Germaine Richier? – vielleicht und das wäre ein weiteres Highlight, gehört doch die Post-Expressionistin, die zeitweise in der Schweiz lebte, zu den ganz Grossen des 20ten Jahrhunderts.

Vorläufig gibt es noch viele Rätsel. Franz Kopp war ein Einzelgänger, lebte zeitlebens allein, seine Mutter sei bei seiner Geburt gestorben und er beim Vater aufgewachsen, heisst es. Doch warum kam der Luzerner mit 29 Jahren nach Biel und blieb hier, unauffällig, zurückgezogen und allein? Wie kam er in Kontakt mit der Kunst? Wo holte er sich sein Wissen? Wie finanzierte er die Ankäufe?  Kunst war früher billiger, aber die Saläre auch tiefer. Warum gibt es nur wenige Erwerbungen später als 1975? Das Notariat, welches mit dem Testamentsvollzug betraut war, ist an das Amtsgeheimnis gebunden. So sind vorläufig keine Angehörigen bekannt. Ein einziges Werk – das jenige des Luzerner Surrealisten Max von Moos – verweist auf die Herkunftsregion von Franz Kopp.

Sicher ist, dass Kopp nicht eine Museums-Sammlung anlegen wollte, sondern die Kunst für sich selbst kaufte, denn es handelt sich durchwegs um kleine Werke – Skulpturen mit einer Höhe von 30 bis 50 Zentimetern zum Beispiel. Nur solche Arbeiten konnte er in seiner engen Wohnung platzieren oder hängen. Auffallend ist auch, dass er einen starken Bezug zu Materialien, insbesondere Metall, genannt sei zum Beispiel das Draht-Bild von François Morellet oder des Nagel-Relief von Günther Uecker.  Dass die Sammlung einen Hang zur Ungegenständlichkeit, insbesondere zur Geometrie hat, entspricht der Epoche ihrer Entstehung, zeigt aber gleichzeitig, dass Kopp in seiner Zeit stand und nur selten rückwärts (Werke der 1950er-Jahre zum Beispiel) kaufte.

Schriftliches – Korrespondenz zum Beispiel – gehört leider nicht zum Legat. Vielleicht lässt sich aber über die zwei noch nicht aufgearbeiteten Kisten mit Büchern und Katalogen in Zukunft noch einiges herausfinden. Bereits, so sagt Kultursekretär Pierre-Edouard Hefti, habe die Publikation der Werke auf der Homepage der Stadt einige Mail-Reaktionen ausgelöst und er hoffe auf mehr. Das ist gut, mehr wäre aber eine öffentliche Ausstellung der Werke.

Internet: www.biel-bienne.ch/ww/de/pub/aktiv/kultur/kunstsammlung.cfm
Email: pierre-edouard.hefti@biel-bienne.ch