Galerie Elisabeth Staffelbach schliesst ihre Tore 2008

Will nicht mehr ihre eigene Sponsorin sein

www.annelisezwez.ch      Annelise Zwez in Aargauer Zeitung, 2. Dezember 2008

Aarau Elisabeth Staffelbach schliesst per Ende Februar  2009 ihre Galerie. Der Aargau verliert seine letzte private Kunstgalerie von überregionaler Bedeutung.

„Ich kann nicht länger mit Engagement Ausstellungen veranstalten und dann will sie kaum jemand sehen“, sagt die langjährige Aargauer Galeristin Elisabeth Staffelbach. Und fügt gleich hinzu: „Die Kunst ist mein Leben“.  Darum ist vorerst auch erst  klar: Elisabeth Staffelbach beschliesst  nach 32 Jahren in Lenzburg und Aarau per Ende Februar 2009 ihre Galerietätigkeit im Aargau. Ob sie es schliesslich doch nicht lassen kann und in Zürich ein Joint Venture mit einer bestehenden Galerie eingehen wird, lässt sie vorläufig offen. Das Herz möchte, die wirtschaftliche Situation warnt davor.

Ob das Schützenhaus in Zofingen, der Kunstraum in Aarau, das Zimmermannshaus in Brugg, der Kunstraum oder das Hans-Trudel-Haus in Baden…alle haben sie eines gemeinsam: Die Ausstellungen daselbst werden von einer subventionierten Struktur mitgetragen. Elisabeth Staffelbach hingegen hat ihre Galerie stets zu 100% selbst getragen. Und dabei nie ein kommerziell angepasstes Programm gezeigt.

Als sie in den späten 1970er-Jahren im „Brättligäu“ (so hiess die Galerie damals) Werke von Max Matter, Heiner Kielholz, Hugo Suter, Josef Herzog etc. zeigte, war das in Bezug auf Verkäufe noch Pionierarbeit. Und wenn sie gerade jetzt „Junge Malerei“ ausstellt, so ist das immer noch derselbe Geist. Elisabeth Staffelbach ist nicht – wie andere Galeristen – mit ihren Künstlern alt geworden. Im Gegenteil, sie hat ihr Programm immer wieder erneuert, zeigt heute ebenso Werke der 80jährigen Irma Ineichen aus Luzern wie „Gestricktes und Gehäkeltes“ wie es sich unter jungen Kunstschaffenden aktuell Bahn bricht.
 
Finanziell war das nie einfach – die Galerie Brättligäu respektive Galerie in Lenzburg und seit dem Umzug nach Aarau im Jahr 2000 Galerie Elisabeth Staffelbach war nie eine Goldgrube. „Ich kam nur über die Runden, weil ich für meine eigene Arbeit nie ein Entgelt rechnete.“ Trotzdem musste die Galeristin, vor allem seitens der Institutionen, oft schmerzlich erfahren, dass man ihre Tätigkeit nicht als Engagement für die zeitgenössische Schweizer Kunst wahrnahm, sondern stets mit dem Etikett „kommerziell“ versah.

Dass die Galerie mehr war als eine Galerie, bewies sie unter anderem 1982 als sie mit  „Natur und Kunst“  im Raum Fünfweiher in Lenzburg eine der schweizweit ersten Freilichtausstellungen mit  Arbeiten „in situ“ realisierte. Unvergessen sind die „Sommer-Melodie“ von Ueli Berger, die unsichtbaren Grabsteine von Martin Schwarz, das federgeschmückte „memento mori“ von Beatrix Sitter.

Allem Engagement zum Trotz konnte Elisabeth Staffelbach nicht verhindern, dass der Sog der  Stadt auch sie mehr und mehr ins Abseits rückte. Reihenweise verschwanden in den Regionen die Galerien. Man denke an die Galerie Medici in Solothurn, die zurzeit ein Comeback auf Sparflamme versucht, oder  an die Galerie Priska Meier in Zell/Luzern. Auch im Aargau fanden Zisterne, Rathausgasse Lenzburg, Galerie 6 keine Erneuerung auf dem Niveau ihrer besten Zeit.

Schon als der Abbruch des  „ Bahnhöfli“ in Lenzburg bevorstand, werweisste Staffelbach ob sie nach Zürich ziehen solle. Letztlich habe sie, so die Galeristin, die Solidarität mit dem Aargau und die Hoffnung, dereinst besuchermässig vom neuen Aargauer Kunsthaus profitieren zu können, zum Umzug an die Laurenzentorgasse bewogen. Leider war das ein Trugschluss. Denn inzwischen war die Präsentation zeitgenössischer Kunst ohne Event-Charakter ins Hintertreffen geraten und das Globale überflügelte das Regionale, allerdings nicht in Kleinstädten wie Aarau, sondern nur in den Zentren,in Zürich, an der Art Basel oder Miami Beach.

Der 2007 einsetzende Sinkflug der Börsen und die aktuelle Finanz- und Wirtschafts-krise verschärften die Situation. „Es ist  nicht nur der finanzielle Aspekt, es ist auch das Desinteresse des Publikums an meinem Programm, das mich zum Entschluss führte, die Galerie in Aarau zu schliessen“, sagt Staffelbach. Sie tue dies indes nicht im Zorn, denn nie möchte sie missen, was sie mit der Galerie an Schönem, Anregendem und Bereicherndem erlebt habe.