Kunstrückblick 09 – Bieler Jahrbuch 2009

Wie bilingue ist die Kunst in Biel?

www.annelisezwez.ch     Text erschienen in „Bieler Jahrbuch 2009“ , November 2010

 

Ende 2009 kommt eine Nationalfonds-Studie zum Schluss, Biel/Bienne sei Spitzenreiterin in Sachen Bilinguisme. Um diesbezüglicher Skepsis etwas entgegenzusetzen, sei das Hinterfragen dieser Einschätzung der rote Faden auf der Fahrt durch  das Bieler Kunstjahr 2009. Dies ist umso sinnvoller als es da einen interessanten Befund gibt.

Im Zentrum des Kunstjahres 2009 steht ohne Zweifel „Utopics“, die 11. Schweizer Plastikausstellung in Biel im September/Oktober. Sie vereint rund 50 internationale Interventionen im Gebiet der Stadt. Viele  Positionen sind allerdings wenig spektakulär und schon gar nicht „Skulptur“ im traditionellen Sinn. Zum Beispiel ein Video, das nur über ein Lap Top einsehbar ist, Audio-Klänge aus einem Kellerraum oder 13’720 cm2 einer „Genialen Republik“ aus der Fluxus-Zeit in Form einer Kartonschachtel. Das macht die Ausstellung bei der Bieler Bevölkerung nicht sehr beliebt. Aber Biel ist auch nicht eigentlich gemeint; Zielpublikum ist vielmehr die internationale Kunstgemeinschaft. 


Veranstalterin des nach 1991 und 2000 überraschend wieder zum Leben erweckten einstigen Bieler Grossereignisses ist die Stiftung Bieler Plastikausstellung mit Stéphane de Montmollin als Präsidenten und Pierre-Edouard Hefti als Sekretär. Biel/Bienne im Visier führt das Gewicht der Romands erneut dazu, dass nach Bernhard Fibicher (1991) und Marc Olivier Wahler (2000) wieder eine frankophone, zugleich aber deutlich internationale Leitung gewählt wird, nämlich der in Basel tätige Genfer Simon Lamunière.

Ben Vautiers „La Suisse n’existe pas“ folgend ist die Wahl der Künstler und Künstlerinnen so kosmopolitisch, dass der Hauptkatalog schliesslich nur in englischer Sprache erscheint. Wie weit er gelesen wurde, bleibe dahingestellt. Dennoch gilt auch der zweite Teil von Ben Vautiers berühmten Spruch, der da heisst: „Donc, je suisse“. Was hier auf die französische Kultur zugeschnitten werden muss. Denn Lamunières romantische Liebe zu „utopischen Nationen“, die sich über Manifeste, Werbeprospekte, Nationalhymnen, Logos und vor allem Fahnen in „Utopics“ einbringen, verkörpert eine eher französischen denn deutschen Gedanken-Hochflügen entspringende Vision ohne dabei aber den alten Freiheitsgedanken der Urschweiz zu vergessen. 


Der betont frankophonen Organisation zum Trotz sind von den geschätzten 9000 Besuchenden an die 75% Deutschschweizer.  Und auch die Diskussion um Sinn und Unsinn der zeitgenössischen Kunst findet im Bieler Tagblatt statt, während sich im Journal du Jura niemand zu Wort meldet. Ist das nun ein Beweis für den „innovativen Bilinguisme“ Biels oder einmal mehr die Freude der Deutschweizer an der Zweisprachigkeit und eine analoge Ablehnung von Seiten der Romandie? Eine schwierige Frage, denn die 2009 ganz besonders gelungenen Bieler Fototage zum Thema „Bande à part“ erleben, wie seit ihrer Gründung in den 1990ern, erneut einen grossen Publikums-Zustrom aus der Romandie. Dies obwohl die Liste der vertretenen Fotografen und Fotografinnen längst von ihrer einst deutlich frankophonen Ausrichtung abgewichen ist und  heute auch unter der Leitung zweier Romandes (Hélène Joye-Cagnard, Catherine Kohler) eine klar gesamtschweizerische und vermehrt auch internationale Zusammensetzung aufweist.

Zusammen mit dem je länger je erfolgreicheren „Festival du film français d’Helvétie“ kann man bezogen auf 2009 feststellen, dass das französischsprachige Biel deutlich an Einfluss auf die Kultur in der Stadt gewonnen hat.

Wie sieht es aus mit Blick auf die lokale Bieler Kunstszene, die ja in den erwähnten Grossveranstaltungen kaum vertreten ist? Ziemlich anders. Nimmt man den von der Künstlergesellschaft „visarte“ veranstalteten „Joli Mois de Mai“ – das Festival der Einabend-Ausstellungen in der Alten Krone – als Massstab, so hatten hier 2009 von den ingesamt 37 beteiligten Kunstschaffenden nur deren acht einen frankophonen Hintergrund. Betrachtet man nur die Einzelpräsentationen, so sind es gar nurmehr drei. Und zwar nicht, weil die Romands das erfolgreiche Stelldichein der Bieler Kunstszene boykottieren würden, sondern weil es in Biel nur wenige Künstlerinnen und Künstler mit frankophonem Hintergrund gibt. Ausser Françoise&Daniel Cartier, Luo Mingjun leben in Biel  zurzeit kaum Kunstschaffende französischer Sprache mit deutlich überregionaler Beachtung.

Immerhin tauchen da und dort junge vielversprechende Kunstschaffende französischer oder ausgesprochen bilinguer Ausrichtung auf, zum Beispiel der Maler Gil Pellaton (geb. 1982), der 2009 den Anerkennungspreis der Anderfuhren-Stiftung erhält, oder Marcel Freymond (geb. 1983), der an der Weihnachtsausstellung 2009 im Pasquart mit grossformatigen Pinsel-Zeichnungen vertreten ist, die eine zwar farbenfrohe, aber total überbaute Landschaft inmitten klimatischer Verwerfungen zeigen. Oder auch Aurélie Jossen (geb. 1983), die zusammen mit ihrer Schwester Sarah sowohl im Rahmen des „Jolimai“ als auch im Pasquart mit einer sprachlich wie handlungsmässig bewusst miniaturhaften Performance auftritt (einmal live, einmal im Video) und überdies als Duo mit Moe Yoshida eine Ausstellung in der 2009 neu renovierten und vergrösserten Gewölbe-Galerie bestreitet.

Hinter dieser erfreulichen Präsenz junger Künstlerinnen und Künstler französischer und deutscher Sprache steht, sowohl real wie im Sinne von Klima, die Bieler Abteilung der kantonalen Schule für Gestaltung (B:B), die sich im Übrigen seit Jahren intensiv um ihre zweisprachige Ausrichtung bemüht. Mit dem Umzug von der Gurzelen ins ehemalige GM-Gebäude hinter dem Bahnhof wird ihre Präsenz in der Stadt noch verstärkt in Erscheinung treten.

Nur ein Katzensprung ist es von der Salzhaus- an die Aarbergerstrasse, wo das Lokal.Int. auch 2009 für die dichteste Ausstellungstätigkeit Biels sorgt. Der Off-Space wird national wahrgenommen, Chri Frautschi muss sich nicht um Aktivisten für die wöchentlichen Vernissagen bemühen und wird im Oktober 2009 mit dem vom Schweizerischen Kunstverein und der Künstlergesellschaft „Visarte“ ausgelobten „Preis für Kunstvermittlung“ ausgezeichnet (zusammen mit Esther Eppsteins Zürcher „Message Salon“).

Von nahem besehen  und auch in Bezug auf „Bilinguisme“ ist allerdings nicht alles Gold was glänzt. Die Qualität der Kiosk-Ausstellungen ist sehr unterschiedlich – da gibt es Grenzen sprengende Highlights wie die raumgreifende Tanzperformance von Andrea Hartmann (im Februar bei eisiger Kälte!) oder die berührende Serie der Fotografien von Aline Zeltner (geb. 1980), die Menschen mit poesievollen „Brillen“ zeigen, die es erlauben sollen Musik zu sehen. Nicht selten lösen die Interventionen aber nicht mehr als ein Achselzucken aus, was dann die Lust wieder- und wiederzukehren für eine Weile dämpft. Überwältigend ist die Zahl der Vernissagegäste eh nie und nur selten hört man französisch.

Es ist Chri Frautschi zwar ein Anliegen, die Romandie vermehrt einzubinden, doch die zu 90% deutschsprachige und für die überregionale Wahrnehmung des Lokal.int sehr wichtige Homepage fördert das Interesse der Romands nicht gerade.  Der Comic-Künstler Christophe Lambert (Biel/Bienne) und  der Genfer Sylvain Froidevaux, der mit „Poulet à la terre“ ein lebendes Huhn in einen schamanistischen Kontext stellt, sind die einzigen Welschen im Programm 2009. Raffiniert ist wie sich das Lokal mit einer Eigeninitative in „Utopics“ einbindet indem es den Kiosk zur „Ombudsstelle“ erklärt. Wie so vieles bei „Utopics“ ist freilich die Idee besser als das, was schliesslich real fassbar ist, denn nur wenige beklagen sich auf der eigens eingerichteten Internetseite.

Da geht es dem „Utopics“-Piraten Thomas Zollinger ganz anders. Weil die Direktion kein Interesse an seiner Performance „Naked Ufos“ zeigt, lanciert er sie am Vorabend der Vernissage in Eigenregie. Er lässt eine Gruppe nackter Menschen still und fast gebärdelos auf dem Zentralplatz Stellung einnehmen und wieder verschwinden: „Naked Ufos“. Werden die „Gehen“-„Stehen“-„Liegen“-Projekte des Bielers im Museumsraum als „Kunst“ wahrgenommen, gehen im öffentlichen Raum die Wogen hoch, das heisst die philosophische Dimension geht unter in der Skepsis der zufälligen Besucher, es handle sich um einen bewusst Tabus brechenden PR-Gag. Unbeabsichtigt, aber durchaus zur Freude des Künstlers, wird seine, übrigens von den Behörden offiziell bewilligte, Aktion zu einem der medienwirksamsten und meistdiskutiertesten „Utopics“- Projekte. Im Doppelpack mit dem Missverständnis um den Genfer Künstler-Provokateur Jérôme Leuba, der sich am selben Vorabend mit einer Sturm-Gewehr-Attrappe auf einem Balkon zeigt und prompt von der Polizei abgeholt wird (obwohl auch er über eine Bewilligung verfügte).

Wie zeigt sich der Aspekt „Bilinguisme“ im Centre Pasquart? „Typisch bielerisch“ könnte man sagen; und doch nicht ganz. Typisch in dem Sinne als es ein im Auftritt frankophon wirkendes Photoforum gibt und ein mehrheitlich deutschweizerisch erscheinendes Museum, nicht zuletzt weil die Leitung der beiden Institutionen (Daniel Müller/Dolores Denaro) eben französisch- respektive deutschsprachig ist. Das spiegelt sich auch im Publikum. Es gilt allerdings differenzierter hinzuschauen. Im Vorstand des Photoforums kommen aufgrund der Mitglieder klar beide Kulturen zum Zug.  Gesprochen wird an den Sitzungen allerdings, wie in fast allen „bilinguen“ Kommissionen, (fast) ausschliesslich französisch! Im Programm sind, eingebettet in internationale Positionen, sowohl deutschweizer wie welsche Fotografen und Fotografinnen auszumachen. Erwähnt seien zum Beispiel Boris Rebetez Simon Senn, David Gagnebin, Rudolf Steiner.

Unter qualitativen Auspizien ist es allerdings vor allem die China-Ausstellung mit Aufnahmen von Ferit Kuyas (Istanbul/Zürich) und Brian Rimmer (USA), die sich einschreibt, während die Jubiläumsausstellung „25 Jahre Photoforum“ mit „Spurensuchern“ im Kanton Bern (Nadine Andrey, Alexandre Jacquemet, Daniel Rhis, Beat Schweizer, Xavier Voirol) hinter den Erwartungen zurückbleibt und die „Selection 09“ mit ihrem von Zugehörigkeiten losgelösten Reglement ins Beliebige abrutschte.

Im Museum Pasquart stehen die aus der Region Biel stammende Dolores Denaro und ihre Waadtländer „assistante scientifique“ Caroline Nicod für eine in allen schriftlichen Äusserungen konsequent umgesetzte Zweisprachigkeit. Und im Programm sind, auch hier eingebettet in internationale Positionen, immer wieder markante welsche Positionen zu finden – 2009 die heiss diskutierte malerische „Vision du Van“ von Stéphane Zaech, einem in der Deutschschweiz (noch) wenig bekannten Künstler aus Lausanne mit einer ebenso nachhaltigen wie spannenden Tendenz zum „Outside“. Dass in den 2009 deutlich zu wenig berücksichtigten regionalen Positionen nur selten Romands zum Zug kommen, liegt indes an ihrer schwachen Präsenz (siehe oben).

Das Gesamtprogramm des Kunsthaus Pasquart 2009 im Visier sind es freilich wie beim Photoforum die internationalen Positionen, die Museumsgeschichte schreiben. Zum einen ist es die multimediale Schau „Perversion of Signs“ des in Berlin lebenden Italieners Costantino Ciervo, die durch ihre Präzision, ihre zugleich kritische wie unpolemische Tiefe und ihre mediale Umsetzung überzeugen.

Zum andern ist es die von Dolores Denaro und ihrer türkischen Kollegin Isin Önol kuratierte Schau „Seriously ironic“, die erstmals in der Schweiz junge türkische Kunst zeigt und dabei eine erstaunliche künstlerische Kraft von Seiten junger Frauen aufzuzeigen vermag. Die internationale Themenausstellung mit dem Titel „Genipulation“ geht im Trubel von „Utopics“ etwas unter. Möglicherweise brennt auch das Thema der Gen- und anderen Manipulationen dem anvisierten breiteren Publikum nicht (mehr) genügend unter den Nägeln. Wer allerdings im aufgelegten Gästebuch blättert, kann nachlesen, dass jene, die kommen von der Dichte und Vielseitigkeit der Ausstellung begeistert sind. Zu Recht, denn trotz reduzierten Sponsoren-geldern, gelingt es, das Thema vielfältig und eindringlich darzustellen, etwa in den naturwissenschaftlich untermauerten Studien von Pierre-Philippe Freymond, der scheinbar mit virtuell hergestellten Organen spielenden Mädchenfigur von Patricia Piccinini oder den raumgreifenden „Schläfern“ von Frauke Wilken in der Salle Poma. Unter den 17  Positionen ist auch die welsche Bieler Foto- und Videokünstlerin Mirei Lehmann vertreten; mit einem 3-Kanal-Video, basierend auf Ultraschall-Aufnahmen von weiblichen Brüsten. Die Weihnachtsausstellung des Kunstvereins ist von durch-schnittlicher Qualität und wird in der Salle Poma vom xmas+-Auftritt von Verena Lafargue (Biel) unter dem Titel „ein Steinwurf lang“ und durch eine „Hommage an Walter Kohler-Chevalier“, der im Frühjahr 2009 unerwartet verstorben ist, ergänzt.

Zum Centre Pasquart gehört auch der der angegliederte „Espace libre“. Hier werden 2009 einige qualitativ überzeugende Installationen gezeigt, zum Beispiel „Neverending“ von Muriel Decaillet – eine Frauenfigur, die sich in einem heftigen Sturm an einer Stange zu halten versucht – , eine raumgreifende Rampe von Susanne Schär&Peter Spillmann, eine überraschende Bildhauerarbeit von Patrick Harter oder auch die subtilen weissen Alabaster-Reliefs von Béatrice Gysin unter dem Titel „Archäologie der Zukunft“.

Von den Aktivitäten des Museums Neuhaus ist im Kontext dieser Betrachtung vor allem auf die Ausstellung „Die Berner Schule“ – Maler in der Nachfolge Hodlers zu erwähnen. Die primär auf einer Privatsammlung basierende Schau mit Werken von Ernst Geiger, Max Burri, Cuno Amiet, Emil Cardinaux u.a.m. kann sich zwar nicht mit grossen Museumsausstellungen messen, findet aber in den Medien breites Echo und vor allem auch viel Publikum.

Ansonsten läuft in Biel in Sachen Kunst 2009 eher wenig. Es gibt einige erwähnenswerte Galerien-Ausstellungen wie zum Beispiel jene von Romana del Negro und Jérôme Haenggli in der Art Etage, jene von Jürg Straumann und Lisa Hoever bei Silvia Steiner, jene des 95jährigen Rudolf Schindler in der Gewölbe-Galerie oder „Re-voir“ von Danilo Wyss im Art Corner. Die Qualität der Ausstellungen in der „Alten Krone“ ist immer noch sehr durchzogen.

Ein verstecktes Highlight der Bieler Kunstszene ist hingegen nach wie vor Lorenzo le Kou Meyrs „Mouseum“ – ein Internet-Projekt (www.mouseum.ch), in dem Künstlerinnen und Künstler mit zum Teil interaktiven Ausstellungen eine Puppenstube bespielen.

Im Bereich „Kunst am Bau“ gibt es wenig Aufsehenerregendes: Eingeweiht wird die Schriftarbeit „Tous les corps sont permis“ von Chiarenza/Hauser an der neuen Sporthalle im Gaswerkareal und die kleine Intervention „ein Ort, überAll“ von Hannah Külling am Bahnhof in  Pieterlen. Hinzuzählen kann man hier auch die ins Nichts führende „Treppe“ des Burgdorfers Duos Lang/Baumann am Kongresshaus-Turm, die als Erinnerung an „Utopics“ von der Stadt Biel angekauft wurde. 


Von den Ausstellungen in der Umgebung von Biel und rund um den See gilt es einige anzumerken, zum Beispiel die kunstgeschichtlich interessante Ausstellung mit Zeichnungen von Hans Brühlmann (1878-1911) in der ansonsten still gewordenen Fondation Saner in Studen oder die Wiederentdeckung des Bielersee-Malers Jan Pieter Terwey (1883-1965) im Rebbaumuseum in Ligerz.Grosses Publikumsinteresse fand im Herbst die Ausstellung „Kunst Textil“ im Aarbergerhus in Ligerz, die aufzeigte, wie Männer mit textilen Materialien umgehen. Auch von einer Galerie-Gründung kann berichtet werden; der  von Marlise Oechslin initiierte Kunstwerkraum Ins zeigt ab Frühsommer in drei Ausstellungen mehrheitlich regional verankerte Positionen, unter anderem Jean-Denis Zaech, Christiane Hamacher, Ruedy Schwyn (Kulturpreisträger der Stadt Biel 2009). Dasselbe gilt für Martin Ziegelmüllers „Galerie Vinelz“. Ausgestellt sind unter anderem Bilder, Objekte, Zeichnungen, Skulpturen und ein Video von Willi Müller, Lorenzo le kou Meyr, Monika Loeffel, Monika Stalder (Anderfuhren-Preisträgerin 2009), Rolf Greder und Jürg Häusler.

Und die Finanz- und Wirtschaftskrise, ist sie bereits spürbar in der Kunstszene? „Jein“ ist wohl die richtige Antwort. „Utopics“ muss mit einem Finanz-Etat von rund 1.3 Mio Franken deutlich reduzierter fahren als geplant; auch das Museum Pasquart muss zurückfahren. Die Fototage können ihr Low-Budget zwar halten, aber nicht aufstocken.


 Im Bereich „Sponsoring“ ist es deutlich schwieriger geworden, das steht ausser Zweifel; vielleicht ist dies auch mit ein Grund, dass 2009 keine namhaften Kataloge oder Bücher zu Bieler Kunstschaffenden erschienen sind. Aber ansonsten war die Region eh nie finanzstark im Bereich der bildenden Kunst und kann somit auch nicht allzu viel verlieren. Dennoch ist schon eine Unsicherheit spürbar, die dazu beiträgt, dass das „Kunstjahr 2009“ auf der Ebene der lokalen Kunstszene keine spektakulären Highlights zu setzen vermag. Dennoch bleibt Biel intern eine lebendige Kunststadt.  Sieht man von den grossen Events respektive dem Pasquart ab, fehlen aber leider weiterhin Impulse durch Auftritte wichtiger Kunstschaffender aus anderen Regionen der Schweiz respektive Europas.

Umso wichtiger ist es, dass Bieler Kunstschaffende ausfliegen und Gelegenheit haben, ihre Werke anderswo zu zeigen. Ganz primär sei hier auf die markante Vertretung von René Zäch im Rahmen von „Aufgeräumte Zimmer“ im Kunstmuseum Thun hingewiesen. Wichtig ist aber auch eine Ausstellung im Kloster St. Ursanne, wo sich im Sommer Philippe Hinderling, Mirjam Gottier, Barni Kiener, Pat Noser und weitere zu einem Stelldichein versammeln. In der Freilichtausstellung „Feldforschung“ im solothurnischen Nennigkofen sind susanne muller, Monika Loeffel, Pavel Schmidt vertreten; letzterer mit einem geradezu poetischen, im Wald kaum sichtbaren „Hexenring“ aus Eisenbahn-Puffern.

Es gibt aber auch Galerie-Einzelausstellungen von Le kou Meyr  und Haus am Gern  in Bern, Pat Noser in Zürich, Monsignore Dies in Solothurn, Pater Zacek in Perrefitte, Luo Mingjun in Bern (Frauenkunstpreis), in Martigny (Fondation Louis Moret) und in Zürich, Martin Ziegelmüller im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist.  Romana del Negro ist für den Kunstpreis der Zürcher Kantonalbank nominiert und kann überdies eine grosse Kunst am Bau-Arbeit in der Uni Irchel einweihen. Barbara Meyer Cesta erhält den Preis für bildende Kunst des Kantons Solothurn und kann ihre 3-Kanal-Videoarbeit „Eat at Joe’s“ im Aargauer Kunsthaus zeigen. Katrin Hotz ist mit einer Sonderausstellung an der Jahresausstellung in Glarus vertreten. International gibt es ausser René Zäch in Ammann, Berndt Höppner in Genua und dem Duo susanne muller/Daniela da Maddalena am Symposium „Nine Dragon Heads“ in Korea kaum nennenswerte Biel-Akzente, es sei denn man rechne Rudolf Steiners 6monatigen Aufenthalt in Warschau dazu.

Bildlegenden v.o.n.u.:

Utopics – Der Empfangspavillon auf dem Bahnhofplatz Biel

Bild von Gil Pellaton

Objekt von Aurélie Jossen

Performance Jérôme Leuba im Rahmen der Vernissage von Utopics

Installation von Patricia Piccini im Rahmen von Genipulation/Centre Pasquart

Malerei von Jan Pieter Terwey

Alle Bilder: azw