Malzeit mit Aeschbach, Nussbaum und Fivian Silvia Steiner/Biel 2005

Fest der Farbe, Fest der Malerei

www.annelisezwez.ch   Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 15. Nov. 2005

Malzeit. Mahlzeit! Galeristin Die Bieler Galeristin Silvia Steiner liebt die Malerei über alles. Zu Martini präsentiert sie Saftiges und Fantastisches. «Malzeit» mit Urs Aeschbach, Guido Nussbaum und Bendicht Fivian.

«Wenn du den Pinsel genügend tief in die Farbe tauchst und dann ausstreichst, ist der Speck schon gemalt», kommentiert Bendicht Fivian den rosaroten «Speck» auf weissem Grund mit rotem Rand, der die Einladung zur Ausstellung «Malzeit» ziert. Das mittelformatige Bild des in Aarberg aufgewachsenen Winterthurers wurde für die Besuchenden schnell zum Inbegriff der Ausstellung. Malerei als sinnliches Ereignis.

Der Künstler wunderte sich über das Aufhebens, ist er doch wahrlich kein «Speck»-Maler – die subversive Präsenz der Dinge im Raum ist, verallgemeinert, Fokus der Bildnerei des 64-Jährigen. Doch der «Speck», so spürten offenbar viele, zeigt pointiert, was Fivians Malerei durch die Dinge hindurch charakterisiert. «Keiner malt die Dinge so direkt aus dem Pinselstrich heraus», analysierte etwa die ehemalige Schaffhauser Museumsdirektorin Tina Grütter. Wers verfolgt vom «Krautstiel im Glas» über «Mack the Knife» bis zur «Flugfrucht» (könnte auch ein Mondmobil sein), sieht, wie sehr hier Malerei, Motiv und Handschrift eins sind.

Seine Frau sage immer, er solle doch endlich etwas anderes malen, aber er bleibe vorläufig an der Welt(kugel), da liege noch manches drin. Selbstironie gehört zum Basler Künstler Guido Nussbaum (56) wie die Farbe zum Bild. «Du musst nur ein bisschen drehen am Globus, ein bisschen mehr von oben oder von unten schauen und schon ist die Welt(karte) eine andere», erklärt der Meister. Optik habe viele Facetten und bis die Farbe stimme und die Kugel rund sei brauche es einiges, er sei kein Virtuose.

Stimmt in gewissem Sinn, Guido Nussbaums Malerei – auch seine Objekte, Fotografien, Videos – lebten oft von veränderten Blickwinkeln. In den Tondos, die er wie Ballone an die Wand hängt, tritt jedoch etwas Lyrisches hinzu, das es so früher nicht gab. Die Globusse wandeln sich im Schauen unverhofft zu Lebenskartografien, die Kontinente werden zu Organismen, die Wandel und Zeit bergen.

Urs Aeschbach, der dritte Maler im Bunde und mit 48 Jahren der jüngste, liebt die Verführung. Virtuos entführt er die Betrachter seiner Bilder in fremde Galaxien. Wie weit man sich treiben lässt, ist allerdings eine andere Frage. Da nimmt er uns mit in ein überdimensioniertes Aquarium, die Dinge leuchten, leben – paradiesisch fast. Dennoch bleibt der Traum gläsern, die Schönheit Verführung. Auch die geborstenen Stämme und das Fallholz im Bild «Lothar» werden, je länger man schaut, zu einer Art Trickfilmszenerie, die verführt und verharmlost in einem. Der Ansatz des in Basel lebenden Aargauers ist keine Neuauflage kritischen 70er-Jahr-Denkens. Da ist, des Künstlers Worten folgend, vielmehr der Wunsch, wenigstens im Bild Schönheit zu generieren – da, wo sie eigentlich überhaupt nicht ist. Es ist nicht lange her, malte Aeschbach wunderschöne Misthaufen.