„Hello World“ – ein Ort im Internet und im Museum für Gestaltung
Als digitale Identität Teil eines grenzenlosen Raumes
Das Museum für Gestaltung in Zürich, so Martin Heller an der Pressekonferenz von „Hello World“ – einem virtuellen Ort im Internet und einem realen Ausgangspunkt in der Galerie des Museum – sei das bisher einzige Schweizer Institut, das die neuen, digitalen Medien mit Veranstaltungen kritisch reflektiere. „Hello World“ sei darum nicht einfach Reaktion auf eine Modeströmung, sondern zusammen mit der März/April-Ausstellung “ Ich & Du“ dem Symposium „Neukodierung“ ( 8./9. März) und den „Cyber-Movies“ ein Ansatz über die revolutionären Veränderungen im Kommunikationsbereich nachzudenken.
“ ‚Hello World‘ “ , so Tristan Kobler, der die ‚Ausstellung‘ zusammen mit Florian Wenz ( beide ETH Zürich) aufgebaut hat, „ist nicht ein weiteres Internet Café, sondern eine ‚Zeitkapsel‘, die den momentanen Stand des sich explosionsartig ausbreitenden Computer-Netzes, festhält und archiviert; nicht zuletzt um ihn in zwei Jahren mit der dannzumaligen Situation vergleichen zu können.“ Mehrere Aktionsbereiche sind installiert: Für diejenigen, die noch keine Erfahrung mit dem Finden von Informationen im Internet haben, ist eine automatische „Uebersicht“ programmiert, um ihnen einen „frustfreien“ Einblick zu ermöglichen. Die Handhabung des Internet ist zwar einfach, doch den Weg durch den Dschungel des Belanglosen hin zum Interessanten zu finden, braucht mehr Zeit als ein einmaliger Besuch in „Hello World“. Als zweiter Teil sind Stationen zum freien Surfen, zum „Schwatz“ über den Chat-Server, zum Versenden von „emails“ usw. eingerichtet. Die Chat-Server, die sich in Amerika grosser Beliebtheit erfreuen, etablieren sich in Europa erst. Mit einer speziel-len Software kann man sich Zugang zu schriftlichen „Plauder“-Ecken verschaf-fen, in welchen direkt mit anderen digitalen Identitäten kommunziert werden kann. Meist tritt man dabei nicht mit dem eigenen Namen auf, sondern mit einem „Alias“.
Die dritte Dimension
Der dritte Bereich von „Hello World“ dürfte für die meisten Neuland sein, geht es hier doch um die Präsentation der neuen VRML ( virtual, reality modelling language)-Codiersprache, mit welchem dreidimensionale Räume erstellt und mit einer Reihe von „Tools“ (Werkzeugen) verändert werden können. Es ist naheliegend, dass sich hiefür insbesondere die Archi-tekten interessieren, die bei uns – ausgehend von der ETH – massgeblich an der Forschung im Internet beteiligt sind. Sobald die „Space-Web“-Software vorliegen wird, die es erlaubt, in diese Räume interaktiv einzugreifen, ist die nächste Internet-Revolution perfekt, auch wenn sie zu Beginn – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen – wohl zunächst primär den Wissenschaftern vorbe-halten bleiben wird ( man stelle sich zum Beispiel eine Kommunikation von Chemikern über den Aufbau und den Wandel von Molekülen vor).
Das virtuelle Gefühl der Grenzenlosikeit
Es ist ja noch nich so lange her, dass Internet gesamtgesellschaftlich diskutiert und angewandt wird. Man kann sich fragen, was den Boom ausgelöst hat. Meist wird als Antwort auf die Entwicklung des WWW ( World Wide Web), einer einfach handzuhabenden Benutzeroberfläche, hingewiesen. Sicher, aber im Kern ist die Antwort wohl im Emotionellen zu suchen. Internet umgeht durch seine nicht mehr überblickbare, sich täglich wandelnde Struktur sämt-liche Autoritäten – Sperrungen einzelner Anbieter zum Trotz. Das gibt ein Gefühl der Grenzenlosigkeit. Es kommt hinzu, dass Internet – nicht wie Radio und Fernsehen – keine reinen Konsumier-Medien sind, sondern sehr viel mehr Aktivität des Einzelnen fordern und damit auch das Gefühl einer „persön-lichen“ Kommunikation – auch wenn sie bezüglich der Zugänge maschinell und im Dialog virtuell ist. Annelise Zwez