Heinz Peter Kohler im Kunstmuseum Olten 1999
Mit Wasser und Farben im Fluss des Lebens
www.annelisezwez.ch Annelise Zwez in Aargauer Zeitung 20_01_99
Heinz Peter Kohler (geb. 1935) ist ein bedeutender Schweizer Aquarellist. Wie vielen seiner Generation ist es ihm indes nicht gelungen, sich gesamtschweizerisch Gehör zu verschaffen. Das Kunstmuseum Olten zeigt eine Retrospektive.
Der Oltner Konservator Peter Killer hat eine Marktlücke entdeckt. Indem er immer wieder Künstler jener Generationen zeigt, die in anderen Museen zur Zeit keine Chance haben, gibt er seinem kleinen, städtischen Museum Profil. Manche rümpfen die Nase und sagen: „Nicht aktuell“; viele andere freuen sich. Denn es ist nicht einseitig die Jugend, die unsere Gesellschaft prägt, sondern die Gleichzeitigkeit verschiedener Generationen.
In den 60er Jahren galt der Bieler Heinz Peter Kohler als schweizerischer Hoffnungsträger. Zu dreien Malen erhielt er ein Eidgenössisches Stipendium, zu dreien Malen den Kiefer-Hablitzel-Preis. Wie viele Berner Künstler bis zur Generation der frühen 40er Jahrgänge, war Kohler Schüler der „Akademie“ von Max von Mühlenen. Dass von Anfang an das Aquarell im Vordergrund stand, begründet der Künstler mit finanziellen Zwängen; Papier und Wasserfarbe seien viel billiger gewesen als Leinwand und Oelfarben. Dass er – mit Ausnahmen – dabei blieb, hat tieferliegende Gründe.
In der rund 200 Arbeiten von 1965 bis heute vernetzenden Ausstellung gibt es eine Wand mit dicht gehängten Kleinformaten. Sie heissen unter anderem „Das Dorf“, „Brasilien“, „Bettlerin“, „Maison d’ôr“. Dazwischen, Kreuzstichen gleich, immer wieder „See-Land“. Kohler ist kein Illustrator; die Titel benennen zwar meist visuell Einsehbares, doch der Bogen reicht von Konstruktivem, über Erzählerisches bis zu Abstraktem. Man könnte die Namen als zugleich physische wie psychische „Orte“ bezeichnen. Mit den wiederkehrenden Haltepunkten „See-Land“ nennt Kohler somit den inneren wie äusseren Ort seiner Malerei.
Am See zu leben, vom See geprägt zu sein, hat mit Wasser zu tun. Bei dem im Wasserzeichen „Skorpion“ geborenen Heinz Peter Kohler gilt das äusserlich und innerlich. Auf die Frage, ob er mit Wasser male, weil er am See lebe, antwortete Kohler einmal: „Ich weiss das nicht, aber es ist wohl so“. In seinem Werk äussert sich dies in Bildern, die nie ganz Materie werden, sondern flüchtig, fliessend eine Erinnerung, eine Empfindung, einen Blick spiegeln. Ununterbrochen ist Kohler an der Arbeit; Wasser lässt sich nicht festhalten. Obwohl die Ausstellung in Olten entsprechende Fülle zeigt, entspricht sie einer rigorosen Auswahl. Das macht sie dichter im Vergleich zu früheren Ausstellungen. Sie lässt eindrücklich sichtbar werden wie Kohler die Ausdrucksmöglichkeiten des Aquarells im Laufe der Jahre weitet, immer neue Stilformen integriert, ohne sich selbst aufzugeben. Alles wird in den Fluss einverleibt; auch die Kunstgeschichte. Erinnerungen an Maler vom Impressionismus über den Expressionismus bis zum Informel sowohl stiller wie heftiger Prägung begleiten das Schauen, als Enge und Weite zugleich.
Anstelle eines Kataloges ist die 1995 in den „Editions clandestins“ erschienene Monographie sowie das 1994 von der Galerie Silvio Baviera herausgegebene „Wassermalen“ erhältlich.