Mit Leidenschaft fürs CentrePasquArt in Biel

Andreas Meier erhält die Ehrung für Kulturelle Verdienste der Stadt Biel

03.12.2000

Dass es gelang, das CentrePasquArt zu realisieren und Biel zur Kunststadt zu machen, ist zu einem wesentlich Teil das Verdienst des Bieler Kunsthistorikers Andreas Meier, der ein Jahr nach der Eröffnung des Museums seinen Rücktritt als Leiter des CentrePasquArt per Ende 2001 bekannt gegeben hat. Als Dank für sein Engagement spricht ihm die Stadt Biel die „Ehrung für kulturelle Verdienste“ zu.

„Das Museum wird auch im Zeitalter des Internet eine spannende Schnittstelle zwischen physischer und virtueller Welt sein.” Andreas Meiers Rücktritt als Leiter des CentrePasquArt per Ende 2001 ist keine Absage an die Institution des Museums. Und auch kein Ausdruck des Unmuts gegenüber der Stadt Biel. „Zu erleben, wie Mitengagierte in der Bevölkerung, der Verwaltung und der Politik, mich auf dem langen Weg zum PasquArt unterstützt haben, war für mich immer wieder Kraftquelle”. Doch eigentlich, so Andreas Meier, sei er kein Managertyp. Darum bricht sich nun wohl der Intellektuelle, der Alt-68er, der ins Feuer gerät, wenn es darum geht, Kunst mit Worten lebendig zu machen, wieder Bahn. Jene Seite also, die in den langen Jahren des Polit-Kampfes zuweilen zu kurz kam. Auch wenn Andreas Meier mit Parallel-Engagements, zum Beispiel einer Dozentenstelle an der Schule für Gestaltung in Bern oder (seit 1998) der Mitgliedschaft im Stiftungsrat der Pro Helvetia, stets dafür sorgte, dass Biel nicht zur „Enge” wurde.

Es war 1982 dass Andreas Schärer, seit 1979 Leiter der neugegründeten Abteilung Kultur in der städtischen Verwaltung, Andreas Meier beauftragte, sich Gedanken über die Präsentation des städtischen Kunstgutes zu machen. Der in Biel Aufgewachsene und von früheren Aktionen mit den lokalen Verhältnissen bestens Vertraute war zu dieser Zeit Assistent von Jürgen Glaesemer in der Graphischen Sammlung des Kunstmuseums Bern und ab 1984 dann Direktionsassistent von Hans Christoph von Tavel. „Etwas Eigenständiges zu formulieren und dieses auf künstlerischer wie auf politischer Ebene durchzusetzen, war für mich eine spannende Herausforderung.” Und die packte er schon in den ersten Jahren, als er klar formulierte, dass sich die von Dora Neuhaus der Stadt vermachten Gebäulichkeiten an der Schüss nicht für die Präsentation zeitgenössischer Kunst eigneten. Darum zwei Museen vorzusehen: Eines für das kunst- und kulturhistorische Gut und eines für die bildende Kunst der Gegenwart im Alten Spital praktisch vis-à-vis. Die politisch äusserst gewagte Forderung war die Initialzündung für die heutige Bieler Museumsmeile. Sie zeigt den Kämpfer Andreas Meier, spiegelt aber auch den neu erstarkenden Mut der in den 70er Jahren wirtschaftlich arg gebeutelten Stadt.

1987 tritt Meier in Bern zurück und wird konzeptueller Projektleiter für die Abteilung Kunst des Museum Neuhaus und das neu zu schaffende Bieler Kunsthaus. Doch spätestens da wird der Polit-Alltag schwierig. Der Kulturabteilung wird vorgeworfen, sie umgehe mit dem Projektauftrag den Personalstopp; Andreas Meier sei zu entlassen. Doch die Kultur gewann den Härtetest und mit Kunstaktionen da und dort manifestierte die Künstlerschaft der Region direkt und indirekt ihre fordernde Präsenz. 1990 konnte Andreas Meier das provisorische Kunstmuseum Biel im Alten Stadtspital eröffnen. Spätestens im Rahmen der 1991er Jubiläums-Plastikausstellung nahm die Schweiz den Bieler Aufbruch wahr. Doch schon 1992 stand das „Aus” wieder vor der Tür. Das Finanzdepartement befand: Kein Geld. Fast schien es, als wäre die Killer-Aktion diesmal erfolgreich. Doch es gelang Andreas Meier und seiner Crew mit ausdauernder Überzeugungsarbeit wieder, Kräfte für die Kultur zu mobilisieren. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass gerade die sichtbare Leidenschaft dieses Engagements den Selfmademan Ariste Poma so beeindruckte, dass er darum sein Vermögen zur definitiven Schaffung eines Kunstmuseums bestimmte.

Das Bekanntwerden des Legates wiederum, gab Andreas Meier die Kraft und die Möglichkeit, das CentrePasquArt zu dem zu machen, was es heute ist: Ein Kunst- und Kulturzentrum mit gesamtschweizerischer Ausstrahlung. Der oder die Nachfolger/-in in der Leitung des Centre PasquArt wird allerdings keine Sekunde Zeit haben, sich auf den Loorbeeren des Vorgängers auszuruhen. Denn schon wieder stehen Sparrunden im Raum. Sie zulassen hiesse quasi das PasquArt wieder abbrechen. Ohne Kampf ist in Biel offenbar keine Kultur zu haben. Dass dies möglich ist, hat Andreas Meier mit langem Atem vorgelebt. Dass die Stadt dies anerkennt indem sie auf den Vorschlag der Kulturpreis-Kommission einging und Andreas Meier nun offiziell für seine ausserordentlichen Verdienste dankt, ist ein Dankeschön, das nicht zuletzt zukunftsbezogen verpflichtet.