August Jaeger: Geschenke an die Stadt Biel

Geschärfte Blicke auf einen Seeländer Maler

www.annelisezwez.ch      Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 9. Januar 2001

Die Nachkommen des Seeländer Malers August Jaeger (1881 – 1954) wollen mit Vergabungen das Andenken an den Künstler wach erhalten. Vor kurzem erhielt die Stadt Biel acht Oelbilder und eine weitere Donation ist angesagt.

August Jaeger wurde 1881 in Metz im (damals deutschen) Elsass geboren. Ab 1914 lebt der in München ausgebildete Maler und Zeichnungslehrer „Ogüst“ Jaeger-Engel in dem zu politisch zu Ligerz gehörenden Klein-Twann. Von 1921 bis 1952 gibt er an der Kantonsschule Solothurn Zeichenunterricht. 1954 stirbt er. Obwohl August Jaeger 40 Jahre in derselben Gemeinde wie Ernst Geiger, Walter Clénin, Elsi und Fernand Giauque lebte, ist sein Schaffen im Seeland weniger stark in Erinnerung. Dass die Zentralbibliothek Solothurn die Inventarliste von Jaegers Werk führt, zeigt indirekt warum. Die Solothurner erleb(t)en „ihren“ einstigen Zeichnungslehrer als „ihren“ Künstler. Dem zurückhaltenden Charakter des Malers, der nie zu den „Festi“-Künstlern zählte, war dies möglicherweise nur recht. Und die Zuordnung überlebte ihn: 1997 und 1998 fanden in Solothurn zwei grössere Ausstellungen zum druckgrafischen respektive malerischen und zeichnerischen Schaffen Jaegers statt, während seine Werke im Seeland nur selten auftauchen.

Das soll sich nun – fast 50 Jahre nach seinem Tod – partiell ändern. Zu verdanken ist dies insbesondere dem engagierten Nachlass-Betreuer, dem im aargauischen Wettingen wohnhaften Peter Amiet. Der Solothurner lernte Jaeger im Unterricht kennen und war nach dessen Rücktritt eine Art Privat-Schüler des Malers. Inzwischen selbst pensioniert, widmet sich der Theologe und Freizeitmaler respektive -restaurator nun dem Werk seines einstigen Meisters.

Was kann August Jaegers Werk besseres passieren als von einer Person betreut zu werden, die sich noch heute an Gedanken und Aussagen Jaegers zu seinem Schaffen erinnern kann, als hätte der Maler sie ihm gestern gesagt. Im Einverständnis mit den beiden Töchtern des Künstlers, Annemarie Bitter-Jaeger und Elisabeth Trott-Jaeger, ist er daran, den Nachlass aufzubereiten und die Erinnerung an den Maler neu zu aktivieren.

Als der Stadt Biel in diesem Zusammenhang kürzlich acht Oelbilder aus verschiedenen Schaffensphasen angeboten wurden, nahm sie das Geschenk mit Freude an. Bekannt­lich kann man einem Museum oder einer Gemeinde nicht beliebig Dinge schenken. Im konkreten Fall hiess das, dass zunächst die Kunstkommission der Stadt  und anschliessend der Gemeinderat darüber berieten, ob sie die Verantwortung für die Bilder übernehmen wollen. Da ausser Zweifel steht, dass August Jaeger für die regionale Kunstgeschichte der ersten Hälfte des Jahrhunderts Bedeutung hat, kam es zur Vergabung und damit zur Bereicherung des regional ausgerichteten, städtischen Kunstbesitzes. Dies ist umso wertvoller, als die Sammlung bezüglich der Zeit vor 1950 empfindliche Lücken aufzeigt, da in dieser Zeit erst sehr zufällig Kunst zusammengetragen wurde.

August Jaegers Malerei ist nicht von gesamtschweizerischer Bedeutung, aber im regionalen Kontext unterscheidet sie sich eigenständig von ihrem Umfeld. Jaeger war nie im selbem Mass von Frankreich beeinflusst wie die genannte Gruppierung rund um die Festi. Der Einfluss der deutschen Malerei blieb präsenter, was sich in einer stärkeren Zurückhaltung gegenüber atmosphärischen Auflösungen zeigt. Jaeger suchte zwar, wie die „Franzosen“ das Licht, doch er verwandelte es am Gegenstand selbst in Farbe. Dementsprechend ist seine Peinture wesentlich trockener. Peter Amiet spricht treffend von einer streckenweise „sandigen“ Malerei. Doch mehr noch: Jaeger bleibt näher an der Realität, die er nicht schönt, indem er – zum Beispiel – die Regenfässer im Garten wegretouchiert, oder den Blick auf den Bielersee möglichst ohne Strasse, Bahnlinie etc. sucht. Im Gegenteil – das Miteinander von Zivilisation und Natur ist geradezu seine Spezialität. Um die Erneuerungen in der Kunst in seiner Zeit wusste er wohl, und ansatzweise findet man kubistische Elemente und freie Farbsetzungen, doch die Qualität da zu suchen, führt ins Abseits. Es ist vielmehr die Art und Weise wie Jaeger mit dem natürlichen Licht – das die Natur nicht immer gleissend, sondern oft auch fahl erscheinen lässt – die seine Malerei in Kombination mit der Alltäglichkeit der Motive auszeichnet. Für das Gesamtschaffen wesentlich ist jedoch nicht nur die Malerei, sondern in hohem Masse auch die Grafik und das zeichnerische Werk. Möglich, dass die Grafik künstlerisch sogar den Höhepunkt darstellt.

Ein interessantes und bisher nie reflektiertes Moment, ist die Freundschaft August Jaegers mit Karl Walser. Die beiden Maler waren 1917/18 kurzzeitig Nachbarn in Klein-Twann. Dass sie einander da auch in die Farbtöpfe schauten, liegt auf der Hand. Wenn es, wie zur Zeit in Diskussion,  aufgrund dieses erst in Ansätzen untersuchten Austausches zu einer weiteren Donation von Werken Jaegers an das Museum Neuhaus käme, so wäre dies erfreulich.