Markus Dulk Gal Silvia Steiner Biel 2001
Feste Form und leichte Linie
www.annelisezwez.ch Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 27. Februar 2001
Zum 6ten Mal bereits stellt der Schweizer Maler Markus Dulk (1949) bei Silvia Steiner in Biel aus. Dem expressiven Ausdruck der 1980er Jahre stellt er heute Form und Linie als Spannung gegenüber.
Bereits in den 70er Jahren zogen zahlreiche Schweizer Künstler/-innen nach Berlin. Zu denen, die gingen und geblieben sind, den Kontakt zur Schweiz aber nie verloren haben, gehören unter anderem Markus Dulk, Bigna Corradini und Albert Merz. Das Klima der Spannung Georg Baselitz und seine Anti-Ästhetik, die Bilder Pencks, die über die grüne Grenze in den Westen gelangten, Jörg Immendorfs „Café Deutschland“ machten Berlin zu etwas Besonderem und zur Wiege des deutschen Neo-Expressionismus der 80er Jahre. Markus Dulk kam 1973 in Berlin an und studierte in den folgenden Jahren an der dortigen Hochschule für Bildende Kunst.
Die Schweiz, kritisch und künstlerisch im Wandel, honorierte den Aufbruch des jungen Malers. Der Kanton Zürich, die Eidgenossenschaft, die Kiefer-Hablitzel-Stiftung, alle überhäuften sie ihn mit Stipendien. Was im Rückblick nicht zuletzt etwas über die Malerei des Künstlers aussagt: Sie bewegte sich damals und bis in die 90er Jahre als individuelle Sprache im Strom des je Aktuellen. Anders ausgedrückt: Dulk war nie ein Einzelgänger, sondern stets ein Vertreter seiner Zeit. Expressive, malerische, skripturale Leinwandbilder dominieren sein Schaffen. Die meisten Werke sind ungegenständlich, deuten jedoch zuweilen in Ansätzen Körperliches an.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2001. Markus Dulk ist seit kurzem zurück in Zürich und seit fünf Monaten Vater einer kleinen Tochter. Und er ist, in einem von Neuen Medien beherrschten Umfeld,….zu einem Klassiker geworden. Weil indes auch die Galerie Silvia Steiner längst eine Klassikerin ist, passt Dulk weiterhin ins Programm. Sie ist übrigens die einzige der Galerien, die Dulk schon in den 80er Jahren mit Erfolg zeigten, die es heute noch so gibt wie damals!
Dulks Malerei hat, wie bei vielen Expressiven seiner Generation, an Formbetontheit gewonnen. Da ist nicht mehr die expressive Malerei, die schichtweise wächst und durch aufgetragene oder durch Kratzen eingegrabene Linien Struktur zeigt . Da sind vielmehr verdichtete, oft tiefschwarze Formen, die sich in einem schwebenden Feld zu halten suchen. Mehr oder weniger gefasste Formen, die Gewicht haben, durch das Zischen von Farben und energetischen Linien dennoch nicht zur Ruhe kommen. Spannung ist das Thema; Polarität zwischen schwarz und weiss, hart und weich, geformter Fläche und freier Linie. Körperliches ist angedeutet, materiell und transzendent zugleich.
Der Künstler arbeitet selten mit dem Pinsel, viel eher mit Lappen und Bürsten, vielfach auch mit einem mit Tusche gefüllten Balg, mit dem er seine Linien „spritzt“, ihre Bewegung und ihre Energie gleichzeitig zeigend oder so lange verdichtend, bis sie als Form quasi Materie wird. Männliches ist da, aber auch Weibliches als Spannung, als Herausforderung und immer neue Motivation weiter zu malen.