www.annelisezwez.ch         Annelise Zwez in Bieler Tagblatt Mai 2006

Können Denkzüge schachmatt setzen?

Pavel Schmidt ist nicht nur lnselkünstler am Zihlkanal, er ist zur Zeit auch in der Galerie

Quellgasse in Biel mit eine Einzelausstellung präsent. Eine kleine Rundum-Sicht.

 

Pavel Schmidt, der in Biel aufgewachsene Nomade in Sachen Kunst, tritt seit einiger Zeit

wieder vermehrt in der Region auf. Mit monumentalen Objektarbeiten – erinnert sei an die

Freilichtausstellungen in Bex und Schüpfen 2005 – aber auch mit Raumobjekten und

Zeichnungen. Pavel Schmidt, in den 1980er-Jahren Assistent von Daniel Spoerri  in

München, ist ein ruheloser. Das prägt nicht nur seine Biographie, sondern auch seine

Kunst, die sich im Kopf dreht und dreht , aber auch schon mal explodiert, um sich in

Fragmenten neu zu formen. Ob das auf seiner Artcanal-lnsel geschehen wird, ist noch

ungewiss – der Künstler hofft indes, dass der Blitz in den aufgestellten Blitzableiter

schlagen und die damit verkabelten Gipsfiguren von David und Venus sprengen wird.

Nicht um der Zerstörung , sondern um der Kraft der Metamorphose willen.

Nachdem Schmidt 2005 in der Galerie Marktgasse in Büren vor allem Objekt-Skulpturen

zeigte, setzt er in Alfred Maurers Galerie an der Quellgasse 3 in Biel jetzt auf

Wandobjekte und Arbeiten auf Papier. Es sind neue und ältere Arbeiten, die um das

Grundthema des Künstlers kreisen: Den unablässigen Denkfluss. Pavel Schmidt hat viel

gelesen – von der Antike bis heute – und wurde damit zu einer Art enzyklopädischem

Denker. Doch das \Mssen ist nicht statisch, es bombardiert ihn und so sind denn die Köpfe

und die Körper auf seinen Zeichnungen oft von wulstigen Denkströmen eingekreist,

labyrintartig durchwoben, um nicht zu sagen gefesselt. Oder sie sind unablässige Sender

von Denkfetzen. Dazu gesellt sich stets die Sprache, die dem Denken Ausdruck gibt,

prozesshaft, unruhig, fragend. Nicht als Mittel der Kommunikation, eher als eine Art

philosophisches Selbstgespräch; eines ohne Ende. ln einer mehrteilige Arbeit überlegt

sich Schmidt zum Beispiel warum er nicht ein Künstler wie Dieter Roth oder ein Denker

wie Ludwig \A/ittgenstein sein,könne. Er fühlt sich beiden nahe, das ist spürbar, aber es

gebe da,,keine Denkumlaufbahnen“, sagt er. Zugleich stellt er in die Mitte des

Hauptraumes eine Schachspiel-Station. Als eine Art Katalysator. Aber vielleicht auch die

Angst vom Denken schachmatt gesetzt zu werden symbolisierend. So wie die Worte auf

einem doppelseitige Spielobjekt: ,,Unverkäuflich aber bezahlbaf‘ respektive,,Unbezahlbar

aber verkäuflich“ letztlich Blockade sind.

lnfo: Die Ausstellung dauert bis zum 27. Mai.

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