Irma Ineichen Werner von Mutzenbecher Olten 2011

Inspiration und Umsetzung

www.annelisezwez.ch         Annelise Zwez in Kunstbulletin Oktober 2011

Mit der Doppel-Schau des Baslers Werner von Mutzenbecher (geb. 1937) und der Luzernerin Irma Ineichen (1929) verabschiedet sich Patricia Nussbaum nach 10 Jahren vom Kunstmuseum. Mit Ausstellungen abseits des Mainstreams gab sie dem Haus Profil. 

Mit Mutzenbecher/Ineichen bringt Nussbaum zwei über Jahrzehnte gewachsene Werke in Dialog. Während jedoch Ineichens „Malerei 1951-2011“ einen Prozess der Vereinfachung und Konzentration spiegelt, haben Mutzenbechers  geometrisch-gegenständliche Grossformate in den letzten fünf Jahren gleichsam zu tanzen begonnen.

Eine überraschende Teil-Wechselwirkung findet sich in der post-modernen Methode der Aneignung und Neu-Interpretation von Werken alter Meister.  Was Mutzenbecher  Maler wie Hishikawa Moronobu (Japan 17. Jh.), altägyptische Fresken, aber auch Cranach, Dürer und Goya, sind Irma Ineichen die Bilder von Carpaccio, Van der Weyden und Munch.

Während ihn jedoch das lineare „Skelett“ figürlicher Darstellungen interessiert, lässt sie sich von den Atmosphären der Aus- und Einblick gewährenden, räumlichen Konzeptionen faszinieren. Bei beiden spielen formale und farbliche Momente eine wichtige Rolle – bei ihr betont malerische, bei ihm eher zeichnerisch-graphische – beiden streben sie aber gleichzeitig eine metaphorische Aufladung der Motive an.

Wenn Mutzenbecher eine japanische Kurtisane nach Masanobu aus dem Kontext löst, vergrössert und die schwarz-weisse Umriss-Zeichnung  einem Hohlkörper gleich mit roter Farbe umgibt, so setzt er sie in Bewegung, nimmt ihr  sowohl ihre Stofflichkeit wie ihre kulturelle und zeitliche Zugehörigkeit. Wenn er ein Fresko von Toth (den Gott des Wissens) mit Nofertete (der Gattin Ramses II) wählt, so interessiert ihn die Kombination wie die Abstraktion, die er durch ein Luftgehäuse sowie die Farben Rot, Blau, Gelb unterstreicht. Ineichen hingegen ignoriert die Figuren und setzt, bei Carpaccios Ursula-Zyklus, ganz auf die Evokation der Heiligen-Geschichte durch die nahezu geometrischen Farb-Formen.

Dasselbe gilt für das Thema „Japan“, das bei Ineichen nicht erzählerisch, sondern in Form lufterfüllter Licht-Räume erscheint. Interessant ist, dass es bei beiden eine Rückbindung an frühe und/oder vernachlässigte Themen gibt. Bei Ineichen wird die An- und Abwesenheit im Raum durch Themen und Zeiten hindurch zum zentralen Fokus. Bei Mutzenbecher bricht sich die Erfahrung des Experimentalfilmers nun indirekt auch in der Malerei Bahn. 

ÞKunstmuseum Olten, bis 13. November 2011