Rosina Kuhn Biographie 2013

Allgemeines Künstler-Lexikon Band 82

Autorenversion des Textes für das bei De Gruyter (ehemals Saur-Verlag) erscheinende „Allgemeine Künstler-Lexikon – Die Bildenden Künstler aller Länder aller Zeiten“, Band 82, erschienen 2013

 

Rosina Kuhn, in Zürich wohnhafte Schweizer Malerin. * 5. Okt. 1940. Wächst gleichsam in und mit Kunst auf. Mutter Lissy Funk-Düssel  ist Textilkünstlerin, Vater Adolf Funk  Kunstmaler. Besucht mit den Eltern die Kunstzentren Europas, verbringt Zeit bei Grossmutter Düssel in ehemaliger Einsiedelei in Obino (TI). 1959 Matura. Ausbildung in Zürich und London. Doch: „Mein bester Lehrer war mein Vater“ (R.K. 2012). 1963 Heirat mit dem Literaturkritiker Christoph Kuhn; 1965/66 gemeinsame Kultur-Reise nach Mexiko und New York. Beeindruckt von der amerikanischen Nachkriegskunst. Aktiv in der 68er-Bewegung; Collage und Malerei verweben sich zum assoziativen Welt-Potpourri im Stil der Pop Art.  1970 Geburt von Cyril. Theaterzeichnungen (Tages-Anzeiger). 1972 Stipendium Kanton Zürich, 1973 Stipendium Stadt Zürich. Ab  1972 Wohngemeinschaft  im Hausertal (ZH); erste Porträts (Zeichnungen/ Aquarelle). 1974 mit Cyril zurück in Zürich, Identitätssuche. Serie von Selbstporträts, Reise nach Paris, Mal-Performance in der „Produzentengalerie“. Malerei als Bewegung und Tanz im Rhythmus von (Jazz-)Musik. 1974/75 Initiantin und Co-Kuratorin von „Frauen sehen Frauen“ im Strauhof in Zürich, der ersten genderbewussten Ausstellung in der Schweiz. 1976/77 Atelier der Stadt Zürich in New York. Grossformatige, bewegungsbetonte, vielfarbige abstrakt-expressive Bilder. Immer wieder Porträts. Der Kulturszene um St. Mark’s Church zugehörig. Ab 1977 teils am East Brodway, teils in Zürich. 1980 def. Rückkehr nach Zürich. Aufführung der in NY entwickelten Theater- und Mal-Performance „Sweeps“ im Neumarkt-Theater. Performative Zusammenarbeit mit Musikern (u.a. der Jazzpianistin Irène Schweizer). Atelier in der Roten Fabrik (bis heute). 1983 C.-F. Meyer-Preis. Schaffenskrise. Unterrichtstätigkeit an der Schule für Gestaltung. 1984 Porträtfries als Wandbild für Universitätsgebäude Rämistrasse. 1985-1987 Rückbesinnung auf den Körper: Wichtige Serie intimer Rückenlandschaften (Kohle/Pastell), Ausstellung im Kunsthaus Zürich (Kat.). 1988 – 1998: Das klassisch oder in Nahsicht komponierte resp. in Räumen, Sesseln inszenierte Aquarell- und Öl-auf-Leinwand-Porträt  steht im Mittelpunkt. Komposition und Ausdruck sind von der Anteilnahme der Malerin am Leben ihrer Modelle bestimmt.  Spricht von „Gesichtslandschaften“. Malt drei Bilder als „Hommages an Pierre Balthus“.  Aufträge für Porträts zahlreicher Schweizer Politiker. Vereinzelt auch üppig-malerische, „peinture“-betonte Stillleben. 1996 Aufenthalt bei Sohn Cyril in Los Angeles. Es entsteht die  54-teilige Aquarell-Reihe „Sunset Boulevard“ – eine malerische Autofahrt durch LA. Seither regelmässige Aufenthalte daselbst. Entdeckung der „Monotypie“ als Medium des spontanen, malerischen Ausdrucks.  Die Stadt, das urbane Leben, die Landschaft werden zusätzlich zur Porträtmalerei zu wichtigen Motiven. Parallel wird auch die Malerei leichter, skizzenhafter. 2003: Gewinnt mit dem Projekt eines 8-teiligen, grossformatigen von ihrem Haus in Obino (TI) aus gesehenen Tages- und Jahreszeiten-Panoramas  den mit 100 000 Franken dotierten FEMS-Preis der Sandoz-Stiftung (Lausanne). Intensive malerische Arbeit an dem betont atmosphärischen, zwischen Nah- und Fernsicht changierenden Tag- und Nachtzyklus; Präsentation im Kunstmuseum Olten 2004 ( Zwei Kat). 2011 Aufenthalt in der Fondazione Castelforte in Venedig. Luftigkeit und Leichtigkeit evozierender Malerei-Zyklus ausgehend von Deckengemälden von Giambattista Tiepolo (1696-1770); daneben Monotypien mit venezianischen Alltagsmotiven (u.a. von Hunden in den Gassen der Stadt). 2013: Grossformatige, expressiv-figürliche „Lebensbilder“ (Monotypie-Druck: Giorgio Upiglio, Mailand).

 

Ausstellungen

E:  1964 Zürich Städtische Kunstkammer zum Strauhof (auch 1982); 1970 Galerie Palette (auch 1975, 1987); 1978 Galerie Jamileh Weber (auch 1980); 1993 Galerie Esther Hufschmid (auch 2001); 2011 Galerie Kornfeld. 1970 Biel Galerie Silvia Steiner. 1982 FrauenfeldThurgauische Kunstsammlung; GlarusKunsthaus. 1986  Bern Galerie Hannah Feldmann (mit Performance); 1987 München Galerie zur Zeit;  BaselGalerie Carzaniga & Ueker (auch 1996, 1999). 1992 La Neuveville Galerie Noëlla G. 1995 Olten Kunstmuseum (Kat.). 2003 AarauGalerie 6 (mit Edition „Sunset Boulevard“). 2007 Los Angeles Academy Road. 2012 Caviano(TI) Casa al Centro. 2013 DarmstadtGalerie C. Klein.

 

Performances: 1977 Basel Kulturinitiative (mit Irène Schweizer/Geneviève Fallet). 1978 Bern Kunstmuseum „In the heart of the empire“; 1983 „Sonate für vier Hände“ (mit Irène Schweizer und Jürg Hassler), auch Kartause Ittingen und Rote Fabrik Zürich (mit Irène Schweizer, Pierre Favre, Maggie Nicols). 1980 Genf Salle Patino „Two Voices“. 1981 Frauenfeld Villa Schönenberg (mit Irène Schweizer). 1984 Zürich Kunsthaus „A mon seul désir“ (auch Wien, Galerie Grita Insam, Kat). 1990 Paris Centre culturel suisse „Rushes“ (mit Steve Lacy).

 

G: 1963 Zürich Helmhaus Zürcher Künstler (auch 1969 „50 junge Schweizer Künstler“); 2011 Graphische Sammlung ETH „Monotypie  – Zeichnungen, Druckgrafik, Malerei“. 2013 Museum Bärengasse „Raumwelten“. 1969 Wien Künstlerische Volkshochschule „Phantastische Figuration“ (Pro Helvetia); Paris„Biennale des Jeunes“. 1973 Tell 73 (Wanderausstellung). 1976 Aarau Aarg. Kunsthaus Aktion Blumenhalde (mit Performance).  1980 Frankfurt Alte Oper „Phönix“. 1990 Le Locle Musée des Beaux Arts („Graveur“). 2009 Grenchen Kunsthaus „Impression“. 2012 Chiasso Spazio Officina „“L’enigma della modernita“,  Darmstadt  Ludwigskirche „Paradies – im Himmel und auf Erden“.

 

Werke: 

Zürich Mensa ETH Hönggerberg Wandbild 1976, Schulhaus Sihlfeld Bildzyklus 1988.  Kunsthaus, Sammlungen Stadt und Kanton. Olten Kunstmuseum.

Pfäffikon (SZ), Seedamm-Kulturzentrum.

 

 

 

 

 

Bibliographie:

Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler, Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, 1981

Künstlerverzeichnis der Schweiz. Unter Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. 1980-1990, Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, 1991

Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst, Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, 1998.

Online-Lexikon und Datenbank zur Kunst in der Schweiz und in Liechtenstein (www.sikart.ch), Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Fortlaufend.

 

Veröffentlichungen:

Christoph Kuhn in „Rosina Kuhn West Broadway 259, New York“, Verlag Alice Lang Zürich, 1978. Gundel Bernimoulin in Tages-Anzeiger, 18.1.1980. Annelise Zwez in „Schaffhauser Nachrichten“ 28.1. 1987; in Aarg.Tagblatt 3.10.95; in Bieler Tagblatt 14.11.2003; in Schweiz. Kunstbulletin 1/2 2005. Marie-Louise Zimmermann in „Berner Zeitung“ vom 12. Nov. 1986. Stefan Sprenger/Thomas Brunner in „Gesichtslandschaften“, Zürich 1993. Isolde Schaad in Du Nr. 2 1996. Lilli Binzegger in NZZ Folio, März 2001.  Karen N. Gerig in Basler  Zeitung 10.1.2005. Guido Magnaguagno et. al. in „Rosina Kuhn – Ein Leben lang Malerin“, Benteli-Verlag 2011.  Philipp Meier in NZZ, 9.12.2011. Kim Dong in „Z – Die schönen Seiten“ (NZZ), Juni 2013.

 

Online: www.rosinakuhn.ch                                                                                                                                                                                                                          Annelise Zwez