Ehfa Hiltbrunner Espace libre Biel
Grossmutters Pelz als Kuscheltier
www.annelisezwez.ch, Bieler Tagblatt, 16. Juli 2008
Mit der Rückverwandlung von Grossmutters Pelzen, ist Ehfa Hiltbrunner eine überzeugende Werk-Serie gelungen. Sie ist im Espace libre des CentrePasquArt zu sehen.
Man erkennt es schon auf den zweiten Blick: die undefinierbaren, pelzigen Kuscheltiere, die auf dem Boden des Espace libre hinter dem Centre PasquArt schlafen, waren in einem früheren Leben Mutters Persianer-Mantel respektive der Fuchs von Tante Anna. Die in Zürich lebende Innerschweizer Künstlerin Ehfa Hiltbrunner (geb. 1967) hat mit ihren Mutanten einen Kreislauf geschlossen. Sie hat den Tieren, die vor vielleicht 50 Jahren ihr Leben lassen mussten, um Mäntel und Jacken zu werden, eine Gestalt gegeben, die doppelt Erinnerung heraufbeschwört und zugleich ein weiteres Kapitel aufschlägt; das vom Leben als Soft-Sculpture.
Die Mehrfachbedeutung verbunden mit den Reizen, die Pelz in uns auslösen, macht die umfangreiche Serie zu etwas Ausserordentlichem. Gerade weil sie weder eine Greenpace-Aktion ist noch Gen-Technologie anprangert, lässt sie ungeteilte Liebe zu den Kunst- Wesen zu und trägt die mit gedachten kritischen Aspekte dennoch assoziativ in sich, weil sie zu unserem Allgemeinwissen gehören.
Die Thematik des Tiers, das weder Fisch noch Vogel ist, begleitet Ehfa Hiltbrunner
Aus Ehfa Hiltbrunners Serie der Pelz-Mutanten
seit bald 10 Jahren. Die 2002 begonnene Serie der Pelz-Mutanten brachte ihr aber begreiflicherweise den bisher grössten Erfolg. Umso schwieriger ist es jetzt für die Künstlerin eine Werk-Fortsetzung von ähnlich emotionalem und inhaltlichem Potential zu finden.
Begonnen hatte die auf einem Bauernhof aufgewachsene Künstlerin mit Hartgummi-Tierchen, die Kuh, Schwein, Schaf und Aff in buntem Dinosaurier-Mix verschmolzen. Jetzt setzt sie auf Hörner, Schädel und Kiefer- Skelette, die sie surreal kombiniert, goldfarbig spritzt und zum Teil mit Emblemen wie einem VW-Zeichen ergänzt. Das ist zwar eine stimmige Fortsetzung der spielerischen und zugleich auf Inhalt verweisenden Arbeitsweise der Künstlerin, aber dennoch sind die Wandarbeiten weder gefühlsmässig noch intellektuell von derselben Stringenz wie die pelzigen Skulpturen. Die beiden illustrativen Malereien von gehäuteten menschlichen Figuren mit tierischen und technoiden Attributen setzen überdies so viele Fragezeichen, dass man letztlich trotz der Qualität der Fell-Skulpturen nur bedingt von einer künstlerischen Entdeckung für Biel sprechen mag.
Info: Ausstellung bis 27. Juli. Mi-Fr 14-18, Sa/So 11-18 Uhr.