René Zäch im Centre PasquArt in Biel 2001

Sieht in der Technik die Form im Raum

www.annelisezwez.ch   Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 5. April 2001

Das Werk des Objekt-Plastikers René Zäch ist von kontinuierlicher Entwicklung geprägt. Seine Ausstellung im Centre PasquArt in Biel zeigt Beharrlichkeit und Konsequenz.

Die grosse Übersichtsausstellung im Aargauer Kunsthaus zeigte René Zächs objekt-plastisches Schaffen vor zwei Jahren als Chronologie einer Entwicklung: Von Minimal Art Objekten der 70er Jahre bis zu Weltraum-Tischen der Jahrtausendwende. Im Centre PasquArt hingegen spannt er sein Schaffen aus: Von einer 1983 erstmals gezeigten Raum-Installation zu Arbeiten aus den letzten Jahren. Die Gegenüberstellung macht drei grundlegende Interessen sichtbar. Da ist zum einen die aus Minimal- und Konzept- Art hergeleitete Beschäftigung mit der Inszenierung von Kunst im Raum. Und da ist zum andern die mit einem Clin d’oeil zur Pop Art entwickelte Befreiung des Gegenstandes von seiner Funktionalität. Und da ist als Drittes die weitgefasste Ausrichtung auf den Bereich der Kommunikation. Gerade Letzteres hat Zäch im Laufe der Jahre fast automatisch weitergeführt. Entstanden in den 80er Jahren unter anderem Skulpturen in Anlehnung an Fernsehgeräte und Fotokopierer, sind es heute Plotter, digitale Schriftbänder, Antennen und Mondläufer.

Entscheidend für die Arbeitsweise des in Biel lebenden Künstlers ist dabei, dass seine Werke nie Kommentare sind, sondern ganz explizit formale Lösungen. Und doch katapultieren die Arbeiten den Betrachter stets in ein Wechselbad zwischen seinen Assoziationen zu den ihm funktional vertrauten Gegenständen und ihrer ästhetischen Erscheinung. Industriedesign dient Zäch als Inspirationsquelle, als Formenschatz, doch seine Zielsetzung ist immer das plastische Erscheinungsbild. Humor ist dabei eine wichtige Triebfeder für die Verfremdung. Doch ebenso entscheidend ist Zächs anachronistischer Hang zum Traditionellen. Er besitzt selbst weder ein Fax-Gerät noch ein Handy und schon gar keinen Computer. Und seine Faszination für die Weltraumfahrt gründet auf Stanley Kubricks „Odyssee“ aus den 70er Jahren. Das heisst, seine Wandlungen basieren auf Seh-Erlebnissen, nicht auf funktionalen Erfahrungen. Das erlaubt ihm eine gewisse reduzierende Naivität, die sich auf der formalen Ebene über konsequent angewandte konstruktive Prinzipien wieder potenziert.

Es kommt hinzu, dass René Zäch seine Arbeiten weitgehend in seinem technisch keineswegs ausgeklügelten Atelier selbst realisiert. Hier entstehen die Pläne am Reissbrett, die ersten Kartonmodelle, später die Prototypen aus Holz und schliesslich die Umsetzung ins Werk. Auch hier ist es die anachronistische Ausführung der „elektronischen“ Gerätschaften in Handarbeit, welche (Denk)-Raum zwischen Form und Inhalt schafft.
Die Bieler Ausstellung zeigt im Galeriegeschoss zum einen Arbeiten, die zuvor schon in Aarau respektive Burgdorf zu sehen waren. Bringt jedoch zum anderen neu erstmals die Vitrine als Tisch respektive als Wandobjekt ins Spiel. Darin zeigen sich über Röhren respektive Schienen gewisse Abläufe modellhaft, ohne jedoch direkt in einen vertrauten Kontext gestellt werden zu können. Vor allem der Tisch liest sich als skulpturale Szenerie, die eine in Zächs Werke bisher unbekannte Nähe zu Industrie-Architektur anklingen lässt. Möglich, dass hier eine Entwicklung in eine abstraktere Richtung ihren Werkanfang nimmt. Herzstück der Ausstellung ist indes die Neukonzeption der 1983 für die Kunsthalle Bremen entworfenen Installation, die den Betrachter unmittelbar einbezieht. Die Raumarbeit zeigt anhand von 12 schwarzen (Holz)-Kugeln eine diagonal in den Raum gelegte Ellipse. Sie macht den Raum zu einem planetaren Modell-Universum. Gleichzeitig ist die Installation eine Arbeit zum Thema Skulptur und Sockel. Denn jede Kugel liegt auf einem anderen Möbel – einem Stuhl, einer Leiter, einer Schaukel – und verquickt so zwei Inhaltsebenen.