Elsbeth Böniger Projektraum Kunsthalle Bern 2003
Surfen mit Farbe
www.annelisezwez.ch Annnelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 15. Mai 2003
Kaum eine Malerin, deren Bilder man so gerne mit den Händen erfahren würde. Elsbeth Böniger malt nicht, sie kocht, mixt, giesst, streicht, spachelt, schleift…
Zentrales Objekt der Installation, die Elsbeth Böniger (58) im Projektraum II der Kunsthalle Bern eingerichtet hat, ist ein vertitkal an der Wand lehnendes, vier Meter langes, wuchtig wirkendes Surfbrett. Ausrangiert, wurde es für die Künstlerin zum Design an sich. Unzählige Autolack-Schichten in warmem Kupferbraun entzogen ihm die Wassernähe. Die hochglänzende Oberfläche „lichtert“ jetzt den Raum.
Links und rechts davon lehnen zahlreiche Bretter und Stäbe unterschiedlicher Länge und Festigkeit. Die einen monochrom „bemalt“, die anderen mit unbekannten Substanzen beschichtet. Ein konstruktives Bild, verwirklicht in Raum und Materie. Oder, umgekehrt, Architektur als „Malerei“. Perfekt im Finish, farbig, schillernd, das glänzende Kupferbraun des Surfbrettes nie ausser Acht lassend.
Elsbeth Böniger zeigte1996 zusammen mit Christian Indermühle (Fotografie) eine grosse Ausstellung im alten Centre PasquArt in Biel; „fabbrica“ war sie überschrieben. Schon damals war Malerei und Architektur verknüpft, doch viele Bilder noch auf Leinwand. Jetzt hat die auch kulturpolitisch aktive Berner Künstlerin ganz zum Bau-Material gewechselt und auch die Scheu vor dem Objekt abgelegt. Weiter noch als mit dem Surfbrett geht die Künstlerin mit den beiden Skiffs im Projektraum I. Die endlos langen, pfeilartig spitzen Single-Ruderboote sind in ihrer Form nicht verändert und doch weit weg von dem, was sie einmal waren. Eines ist jetzt hochglänzend schwarz lackiert, das andere mit einer gipsähnlichen Masse überspachelt. Licht und Schatten wirken im Glanz entmaterialisiert, in der Mattigkeit gefestigt; eine Hommage ans Design, übersetzt in handgreifliche Kunst mit Tast-Appeal und Traum-Potenzial.