Claudia di Gallo_Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker 2004

Allgemeines Künstlerlexikon Saur_Verlag_Leipzig

www.annelisezwez.ch    Original-Text, im Lexikon mit den obligaten Abkürzungen


Künstlername: Di Gallo Claudia

Sortiernahme. Di Gallo Claudia

And. N-Komb.:

Cf-Künstler: Tochter von Erika Di Gallo (geb. 1930), Malerin, Luzern; Lebenspartnerin von Kasan Mantel, Fotograf, Zürich

Geschlecht: w

Bildkünstl. Beruf: Objekt- , Foto-, Computer- und Installationskünstlerin

Staat (aktuell): Schweiz

GEO-Nachweis: Schweiz

Geburtsdatum: 27.3.1959

Geburtsort: Luzern

Letzte Erw.: 2005

Tätigkeitsort: Zürich


Di Gallo, Claudia, schweizerische Objekt- , Foto-, Computer- und Installationskünstlerin, *27.3.1959 in Luzern, lebt in Zürich.

Wächst mit drei Geschwistern am Vierwaldstättersee auf. Der Vater, Mitinhaber eines Import-Grosshandelsgeschäftes steht für Unternehmertum, die Mutter vermittelt als Malerin das Selbstverständnis kreativen Schaffens. Reisen weiten den Horizont. Schulen bedeuten Enge. Ausbrüche und Schlaufen kennzeichnen den Weg zur Künstlerin. Ab 1979 erste Versuche in Fotografie. 1982-1986 Dolmetscher-Schule in Zürich (mit Abschluss). Parallel: Assistenz am Kunstmuseum Luzern. 1984/85 Auslandsemester in Tucson/Arizona. Kontakte zur Film- und Kunstszene. Beeindruckt von James Turrell. Aufenthalt in New York, Beziehungen zum Umfeld von Andy Warhol.


1986/89 Mitarbeiterin der Lisson Gallery in London, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung. Ausgedehnte Reisen in Europa und den USA. Kontakte zu Cristina Iglesias und Juan Muñoz, Dan Graham, John Hilliard, John Latham u.a. 1989 Rückkehr nach Zürich,  eigene künstlerische Arbeiten. Themen: Licht, Energie, (Arbeits)-Kraft; das (weibliche) Ich in der Gesellschaft; Störfelder, Schutzmäntel, Traumkräfte.

1990 Ausstellung in der Galerie Apropos in Luzern. Zeigt u.a. „Brut“, Installation mit Seilen, Gipsbandagen, Infrarotlampe; als Knäuel und Vereinzelung. 1992: Vier junge Schweizer Künstler (CDG, U. Rondinone, U. Fischer, M. Schwander) im Kunstmuseum Luzern. Di Gallo zeigt u.a. einen „Schwarm“ von partiell mit Gaze „verbundenen“ Velo- und Motorradketten an der Wand und eine weiss bezogene Sanitätsliege (erste „Carrier“-Arbeit) mit überlagerten Traumtexten. Psychische Kräfte zwischen Antrieb, Verletzung und Heilung bilden das inhaltliche Netz.

Ab 1991 „unvollendete Arbeiten“ als Ausdruck von Repetition, Fortdauer, Leben. Zentral ist die „Verteiler“-Gruppe – aus Draht gehäkelte, organähnliche Objekte mit Klebemarken, welche die aufgewendete Arbeitszeit festhalten. Der Untertitel „Heimarbeiten“ bringt einen Genderaspekt ein, analog den „Reizfiguren“ (1992), aus Elektrodraht gewickelte Frauen-„Büsten“. Die Spannungen zwischen Abschirmen und Ausstrahlen werden 1993 zu „Widerstands“-Kugeln.


1993/96 entsteht die Werkgruppe „Die fruchtbaren Tage“: eine Videoarbeit, überdimensionierte Pillen aus Porenbeton und 7 Reagenzgläsern mit 9240 handgearbeitete Antibabypillen aus Gips, was der biologisch fruchtbaren Zeit der Frau entspricht. Die emotional-konzeptuelle Werkgruppe mündet 1994 in „Universelle Konstanten“ –  wärmespendende Infrarotlampen in Wand-Zylindern, auf Bauchhöhe gehängt, u.a. im Kunsthaus Glarus,1996. Ab 1995 Video- und Fotoarbeiten, die vermehrt am Computer bearbeitet werden, z.B. der Zyklus „Schürzen“, basierend auf einer ab 1992 angelegten Sammlung weisser Berufskleidung, die mittels Freistellung und Lichtführung das Thema des bipolaren energetischen Mantels (innen/aussen) aufnehmen.

1997 entsteht  die „Carrier“-Arbeit „Travelling Souls“,  eine hauchdünn bezogene Tragbahre in Kartonbox, für die IKRK-Ausstellung „Desaster & Recovery“ im Swiss Institute in New York. Die Gleichzeitigkeit des Seins in verschiedenen „Aggregatszuständen“ wird zentrales Thema, z.B. in der Fotoserie der „Voyager“ und später der „Flightpaths“ – bearbeitete Fotos von „fliegenden“ Turmspringern in weissen Arbeitsanzügen (1998/2000). Ab 1998 Frauenkleider aus weissen Leuchtstoffröhren, als Transmitter immaterieller Energie. 2000 Übertragung aller Arbeiten ins Web als digitale Inszenierung der visionären Dreiheit von  „Underworld“, „Biosphere“ und „Galaxis“ (www.digallo.net), welche die psychische Spannweite zwischen Triebkräften, willentlicher Gestaltung und visionärer Welt auslotet. 5-teilige „Carrier“-Arbeit mit Militärtragbahren „FA5“ (Fallen Angels). Weiterführung als „Reisen jenseits des organisierten Systems“. 2001 Gründung der Webdesign-Agentur „fos.to“ mit Lebenspartner Kasan Mantel. Re-Design des Webprojektes digallo.net als autonomes Werk und Weiterentwicklung des kosmischen Streckennetzes in Form komplexer, sphärischer 3D-Digitalwelten. Materialisierung in Form von Leuchtkästen. 2005 Bezug neuer Büro- und Atelierräume.


 

 

Werke des Künstlers mit Standortnamen: GÖTTINGEN Gothaer Versicherungen HORW Pfarreizentrum. NEW YORK Jedermann Collection. LUZERN Slg. Des Kunstmuseums und der Stadt. MÜNCHEN Bayrische Vereinsbank. ZÜRICH Slg. Kanton, UBS Art Collection, Slg Credit Suisse.


 

Selbstzeugnisse: www.digallo.net


 

Ausstellungen E: Luzern: 1990, 99 Gal. Apropos; Neuenburg: 1994 Maison des Jeunes („Temps manipulé“). Frankfurt: 1998, 2001 Gal. Martina Detterer; Basel: 1998 Kunstmesse („Art Statements“). Zürich: 1999 Serge Ziegler Gal. Uster: 2000 Städtische Gal. St.Gallen: 2000 Kunsthalle (Kat.). London: 2000 Essor Gallery. G: u.a. Luzern: 1989 Trip Galerie; 1992 Kunstmuseum Luzern (Kat.), 1993 Dagmar Huguenin Modern Art („Ahnungen und Verflechtungen“); 1995/97 Kunstmuseum („Stipendienausstellungen“);1997/99/2003 Kunstmuseum (Jahresausstellungen); 2000 Kunstpanorama („Dive in“). Frankfurt: 1993/97/2001/05 Galerie Martina Detterer;  2000 Oper („Körperinszenierungen“) (Kat.). Basel: 1994/96 Messehallen („Eidgenössische Preise für Kunst“). Zürich: 1994 Shedhalle („Merry Go Round“); 1994/95/96/99 Helmhaus („Stipendien“); 1995 Gal. Peter Kilchmann („Private Welten“); 1999 Page Galerie („pixelart“); 1999/2001 Serge Ziegler Gal. („Grossformat Mensch“/“Favorites“); 2001 Museum für Gestaltung („Hors-Sol“). Rotterdam: 1994 Witte de With („Watt“) (Kat.). Môtiers: 1995 Exposition suisse de sculpture (Kat.). New York: 1995 Swiss Institute („Take Care“) (Kat.). Neuenburg: 1996 CAN, Centre d’art contemporain („Non, pas comme ça“).  Berlin: 1998 Deutsche Guggenheim („Kunst auf dem Laufsteg“) (Kat.); 2002 WBD Galerie („Elsewhere“). Appenzell: 1998 Stadtgelände („Wahlverwandtschaften“). 2003 Seoul: Gana Art Center („Forbidden“) (Kat).


 

Bibliographie: u.a. Maria Vogel in „Vaterland“, Luzern, 13.9.1990, Luzerner Neuste Nachrichten  30.12.1993,12.6.98, 25.9.1999. Gerhard Mack in Kunstbulletin, Zürich 11/92, 11/94, 10/2000. Niklaus Oberholzer in LNN 2.10. 1992/ 1.2. 2000. Annelise Zwez in „artis“, Bern, 1/2 1995, Berner Zeitung 12.4.96, 26.9.96. Josef Felix Müller in „Cash“, 14.4.1997. Verena Kuni in Kunstbulletin 10/98.  Dorothea Strauss in “fön“ Kunsthalle St. Gallen, 2000. Reinhard Storz in Basler Zeitung 26.9.2000. Sandra Danicke in Frankfurter Rundschau 22.5.98, 10.9.2001. Emily Bick in „Contemporary“ London, Januar 2002. Kurt Beck in Neue Luzerner Zeitung, 14.1.2004