Pavel Schmidt Galerie am Marktplatz Büren a Aare 2004
„Nicht alles, was nicht glänzt, ist kein Gold“
www.annelisezwez.ch Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 6. Nov. 2004
Pavel Schmidt, der Bieler Nomade mit Werkstätten im In- und Ausland, hat Objekte und Zeichnungen nach Büren zusammengezogen, zu einer selektiven 10-Jahr-Retrospektive am Marktplatz.
Zum einen ist Pavel Schmidt greifbar die „Pufferzone“, mit der er „Adam und Eva“ auf dem Bürener Marktplatz trennt, ist monumental zum andern ist aber die Denkmaschine des Künstlers so enzyklopädisch, dass einem selbst Material-assemblagen zu entgleiten drohen. Am besten man hört einfach zu wie der Gedanken-Alchimist Mythologisches in Griechisches wandelt, von da über die Römer in die Renaissance katapultiert und schliesslich sagt: „Nicht alles, was nicht glänzt, ist kein Gold“.
Beim David alias „Fortuna“ freilich wird das Blut (der Wein) mit einem Schuss Venus zu Gold mit Messern und Hanteln. Pavel Schmidt (48), der einst mit seinen Eltern von Pressburg über Mexico nach Biel kam, ist ein Kosmopolit. „Am liebsten sind mir Hotelzimmer“, sagt er. An einem neutralen Ort könne man am besten denken.
Dann fährt er wieder aus denn möglicherweise besteht das Erdachte, vielleicht Skizzierte, aus Bestandteilen, die in Lagern in Italien, in Deutschland und der Schweiz sind. Und dann muss er noch nach Bellinzona „bei der SBB gilt es dann einzuhaken, wenn etwas ausrangiert, aber noch nicht beim Alteisen ist“, antwortet er auf die Frage, wo er denn die SBB-Metall-Puffer für die gigantische Walze vor der Galerie her habe. Pavel Schmidt ist ein Netzwerk.
Dass er bei Rolf Käsermann in Büren ausstellt, ist fast logisch da wo auch Luginbühl, Spörri & Co zuhause sind. Bei Daniel Spörri in München war Schmidt seinerzeit Assistent das ist stilistisch teilweise nachvollziehbar, auch Schmidt ist Sammler und Arrangeur, aber er ist nicht Tänzer und nicht Choreograph wie dieser, sondern Chemiker. Kein Wunder, hat er doch in Bern Chemie studiert, bevor er das Atelier zum Labor machte. Die Ingredienzen, die er dem „Verdauungs-Apparat“ (P.S.) eingibt, sind freilich eher kulturell als pflanzlich, auch wenn Bacchus sein Lieblingsgott ist; er der den Geist im Wein weckt und die Sinne lustwandeln lässt.
Aber halt: Schmidts künstlerisches Schaffen ist keineswegs bukolisch-heiter. Das Ambivalente, das Doppel-, das Vieldeutige lockt den Faust. So ist die „Venus“, die als Steingussform sein Werk durchwandert, eigentlich die Schaumgeborene von Botticelli, die sich der Gartenzwerg-Markt angeeignet hat; in Millionen von Kopien. Und das Ideal des „David“ von Michelangelo ist als Gartenskulptur auch nur ein Hohn seiner selbst. Wenn er bei Schmidt als „Fortuna“ erscheint, so ganz einfach weil die Firma, welche die benutzten Laborgläser herstellt, „Fortuna“ heisst genauso wie der Kopf der „Helvetia“ mit einem Messband namens „Helvetia“ umwickelt ist. Und wer Küchenmesser zum Mordinstrument macht in seinem Denken „ist selber schuld“ (P.S.).