Barmettler Agnes Kuhn Marianne Olten 2006
Gefühlsbarometer
www.annelisezwez.ch Erschienen in Kunstbulletin April 2006
Wieder hat Patricia Nussbaum einer „verschwundenen“ Schweizer Künstlerin „carte blanche“ gegeben. Diesmal Agnes Barmettler (60), die in den 1970er-Jahren zu den frühesten frau-bewusst malenden Künstlerinnen in der Schweiz zählte.
Es war die Zeit als das Paar Martin Disler/Agnes Barmettler und die Galeristin Elisabeth Kaufmann in Dulliken (SO) einen kreativen Künstlerkreis um sich geschart hatten.
„Ob ich in Dulliken, bei den Hopi-Indianern, im Domleschg oder jetzt seit 10 Jahren in Wölflinswil lebe, immer sind es die Geschichten der Menschen vor Ort, die als Gefühlsbarometer die Landschaften, Porträts und Selbstbilder bestimmen“, sagt sie.
Für Olten hat sie nicht Neues erfunden, sondern lustvoll Älteres mit heutigen Augen betrachtet und sich darin positioniert. Die Frau trohnt nicht mehr als „neugeborenes“ Wesen auf einem von Flammen umgebenen Feuerberg, wie1977. Aber die „magische Hand“, die Erinnertes als Bild zu leben erweckt, ist nach wie vor da. Die Künstlerin hat auch gleich ihr Atelier mit ins Museum gebracht, um weiter zu malen. Die Ausstellungseinladung hat einen Motor in Gang gesetzt hat, den ich jetzt nicht abstellen will.
Lange Jahre hat sich Agnes Barmettler, zusammen mit Rosmarie Schmid, intensiv mit Labyrinthen auseinandergesetzt. Auf historischer und spiritueller Basis, aber noch viel mehr, um Frauen in einem Weltzeichen zu versammeln und ihre multikulturelle Befindlichkeit zu Licht und zu Farbe und zu Stimmung werden zu lassen.
Ein Buch und ein Film dokumentieren die weltweite Arbeit in Olten. Eindrücklich fürs Heute sind die 12 Boa-Bilder, die Agnes Barmettler der Arbeit in den Labyrinthen nicht unähnlich in ein ausgestrichenes Bett von Amarant-Samen zeichnete, nach einer Foto-Pause wieder auswischte, um das Rad von Enstehen und Vergehen sogleich wieder in Gang zu setzen.
Zeitgleich ist in Olten eine überraschend ausgreifende Werkschau der ausschliesslich mit Graphit arbeitenden Zeichnerin und Plastikerin Marianne Kuhn zu sehen.
Bis 9. April 2006