Retrospektive Wilhelm Schmid (1892-1971) im Kunstmuseum Olten
Hinweise Kunstbulletin 3_2007
Bild: Wilhelm Schmid · Blaufuchs, 1930, Besitz der Kantonsschule Baden (AG), Foto: Annelise Zwez
Dass im Kunstmuseum Olten eine bedeutende Retrospektive des wichtigen Schweizer Expressionisten und «magischen Realisten» Wilhelm Schmid (1892-1971) stattfindet, hat persönliche Hintergründe. Die Direktorin des Hauses, Patricia Nussbaum, ist aufgrund ihrer Lizentiatsarbeit und Folgetexten, die wohl beste Kennerin von Leben und Werk Wilhelm Schmids. Für sie hat sich mit der Ausstellung einen Traum erfüllt: «Zum ersten Mal sehe ich die mir bekannten Werke nebeneinander». Wilhelm Schmid ist schon 1911 der Enge der Schweiz entflohen und reiste über Italien nach Berlin, wo er bald mit doppelbödigen Bildern aus der Welt des Theaters, des Zirkus und der Musik in Erscheinung trat. Obwohl vom Expressionismus beeinflusst, wurde er mit seinem plastisch-realistischen Stil zum Pionier der Neuen Sachlichkeit. Als Mitglied der «Revolutionäre des Geistes» stellte er international aus und lebte ab 1924 wechselweise in Paris, Potsdam und Italien. Der Surrealismus Frankreichs und die «Valori Plastici» de Chiricos verbanden sich zu expressiven Bildern wie die «Billard-Spieler», «Le Duel» oder «Der Blaufuchs», 1930. 1938 kehrte der «entartete» Künstler mit seiner jüdischen Frau Alma in die Schweiz zurück und lebte fortan im Tessin. Das Spätwerk gilt vielfach als künstlerisch problematisch. Welch grossartiger Realist Schmid aber auch in den vierziger Jahren noch ist, zeigt in Olten insbesondere das wandfüllende Abendmahl-Bild «Heliand», das 1946 anlässlich einer «Nationalen» von der Eidgenossenschaft zensuriert und später angekauft wurde. Zahlreiche Bilder Schmids wurden im 2. Weltkrieg zerstört oder gelten als verschollen. Patricia Nussbaum hofft nun, dass diese Retrospektive neue Erkenntnisse zutage fördern wird.
Bis: 11.03.2007