Sammlung Hans und Christine Berger im Kunstmuseum Luzern 2008
Feuerwerk über dem Alexanderplatz
www.annelisezwez.ch Annelise Zwez im Auftrag der Mittelland-Zeitung, März 2008
Ende der 1970er-Jahre überfiel die Deutschen Der grosse Hunger nach Bildern. Eine Welle gegenständlicher und von Emotionen getränkter Bilder überflutete das Land. Und gebar gleichzeitig eine grosse Zahl von neuen Kunstsammlern. Auch die Anfänge der Sammlung Hans und Christine Berger, die jetzt im Kunstmuseum Luzern zu sehen ist, geht auf die frühen 1980er-Jahre zurück.
Schon zuvor hatte sich das Sammlerpaar in die Anfänge des Malerisch-Expressiven eingeschaut und Kleinformate von Jawlensky, Macke, Münter, Nolde und anderen gekauft. Doch der Besuch bei Freunden, die bereits alle Wände für Grossformate frei gemacht hatten, steckte nun auch sie an. Mit Norbert Tadeuz, einem Pop-Wilden, tauchten sie ein in die Welt der wandfüllenden Bilder ein. Dabei behielten sie aber die Geschichte des abstrakten Expressionismus im Auge. Die Werke von Emil Schumacher, Bernhard Schultze und die Ruhe markierenden Kissen von Gotthard Graubner gehören zu den Highlights der Ausstellung.
Das Sammlerpaar versuchte im Hype der neuen deutschen Malerei einen eigenen Weg zu gehen. Künstler wie Bernd Zimmer, Erwin Wortelkamp, Trak Wendisch und Peter Chevalier gehören zwar deutlich in den Kontext der gestischen Malerei, doch mit Ausnahme von Koberling, Hödicke, Middendorf und Lüpertz dominieren nicht die Stars der Zeit. Künstlerinnen fehlen gänzlich, was für die Wilden nicht untypisch ist.
Privatsammlungen in Museen zu zeigen ist Mode. Damit wird auch der Blick kritischer. Die Sammlung Berg hat ohne Zweifel Qualität, sie kann aber mit ihrem persönlichen Blick die Kunstgeschichte nicht umschreiben. Die Höhepunkte stammen von bekannten Künstlern; genannt sei das titelgebende Werk Feuerwerk über dem Alexanderplatz von K.H. Hödicke von 1982, das darauf verweist, was man am 31. Dezember vom Ostteil Berlins sah. Nachhaltig prägt sich auch Der Zug von Middendorf ein oder die Köpfe von Johannes Brus von 2007. Sie zeigen, dass die Sammlung weiter wächst, wenn auch nur noch bedächtig und mit dem Festhalten an Malerei und Skulptur heute nicht mehr am Puls der Zeit.
Info: Die Ausstellung dauert bis zum 18. Mai. Link: www.kunstmuseumluzern.ch