Adelheid Hanselmann Galerie Rössli Balsthal 2009

Zufall und Konstruktion

www.annelisezwez.ch    Annelise Zwez in Kunstbulletin Mai 2009

„Ich hatte noch nie so viel Freiheit, an einem Bild zu malen so lange ich will und Lust habe“, sagt Adelheid Hanselmann (geb. 1946).  2006 gab sie ihre Lehrtätigkeit an der Hochschule für Kunst und Gestaltung in Zürich auf, räumte ihr Bildhaueratelier und zog definitiv zurück nach Olten.

Seither steht die Malerei, welche die Künstlerin seit 1981 in einem Parallelstrang zur plastischen Arbeit vorantrieb, ganz im Zentrum. Zentrales Moment darin ist die Farbe. Schon 1997 hatte sie – vielleicht an Jakob Weder denkend –  ein Farbenalphabet entwickelt; kein wissenschaftliches, sondern ein auf die Interaktionskräfte der Farben ausgerichtetes, subjektives.

Die Töne, die sie aufnahm, waren nicht neu, bündelten sich nun aber zur „Sprache“. Vereinfacht kann man sie als intensivierte Pastellfarben bezeichnen. Sie begann damit zu „schreiben“ und andere Konstellationen, wie zum Beispiel Sternbilder, zu integrieren. Dabei spricht sie von „Zufall und Konstruktion“.

 In den in Balsthal gezeigten Arbeiten hat sie die Alphabeth-Struktur aufgebrochen, die Farbe als „Sprache“ und das Leitmotiv von „Zufall und Konstruktion“ sind aber auch Fokus der klein- bis mittelformatigen Acrylbildern auf Sperrholz von 2007 bis 2009. Und selbst das nun wieder erweiterte Farbenspektrum wirkt so eingeschrieben, dass man es auch in fremder Umgebung wieder erkennen würde, ähnlich wie beim österreichischen Maler Ernst Caramelle.

Die von Hanselmann in die Bildkomposition integrierten Parameter können nun ebenso Elemente eines Stadtplanes, einer (eigenen) Fotografie wie zweier griechischer Jünglinge auf der Rückseite eines antiken Spiegels sein; Mythologisches interessierte die Künstlerin schon immer. Nicht neu, aber intensiviert ist eine Art Kaleidoskop, das heisst die Formelemente – seien sie figürlich oder abstrakt –  treten mehrfach, jedoch farblich und situativ gewandelt auf.

Eine Überraschung bilden die Werke im dritten, leicht kellerartigen Raum: Hier zeigt Hanselmann erstmals malerisch sehr freie, auf Aluminium aufgezogene Gouachen, die – Träume nachempfindend – eine Vielzahl gleichzeitiger, oft sinnlicher Bildvisionen in einen nonlinearen, erzählerischen Fluss stellen. „Für mich ist das der Urgrund“, sagt die Künstlerin.

Galerie Rössli, Balsthal, 26. April bis 17. Mai

www.galerie-roessli.ch

Bildlegende: Adelheid Hanselmann: „Zufall und Konstruktion 3“, 2009, Acryl auf Holz, 30 x 45 cm. Bild: zvg