Manon Hotel Dolores Aargauer Kunsthaus 2011

Die Zeit ist knapp

www.annelisezwez.ch       Annelise Zwez in Kunstbulletin April 2011

Einst war sie „La dame au crâne rasé“. Jahrzehnte später erinnerte sie sich ihrer Zeit als „Miss Rimini“ und jetzt irrlichtert sie – schon fast nicht mehr greifbar – durch die abgetakelten Räume des „Hotel Dolores“.

Keine Schweizer Künstlerin vermag die Wehmut ob der verlorenen Jugend so melancholisch, so nüchtern und erotisch zugleich in Fotografie zu übertragen wie Manon (geb. 1946). Seit zwei Jahren sind ihr die leer stehenden Hotels im einstigen Bäder-Zentrum der Aargauer Stadt Baden Arbeitsort. Scheinwerfer leuchten zerfallende Zimmer aus, Badezimmer-Armaturen erinnern an ferne Zeiten, Spuren aus dem eigenen (Künstler)-Leben verwandeln das Fremde in Eigenes.

Nur gerade in vier der gut 30 auf Alu aufgezogenen Grossformaten inszeniert Manon sich selbst und doch ist sie omnipräsent: durch die Integration von Drucken früher Arbeiten, durch Utensilien aus Inszenierungen – vom Zirkel bis zur Offiziersmütze –  vor allem aber durch ihren Blick. Manon verbindet Schmerz und Lachen meisterlich. Sie verwandelt Stühle in medizinische Folterinstrumente, sagt klar „Die Zeit ist knapp“, erinnert an Liebesbriefe, die hier einst geschrieben wurden und lässt die Töne ihrer Handharmonika bildlich durch die hallenden Räume scheppern.

Insgesamt  sind bis heute 170 Aufnahmen entstanden; das Aargauer Kunsthaus zeigt – fast zu versteckt – eine erste Auswahl. 


 Aargauer Kunsthaus Aarau, bis 25. April. Limitierte Künstleredition.

 

 

Bildlegende:

Manon:  „Hotel Dolores“, Fotografie auf Aluminium, 186 x 129 cm. Bild: azw