Künstlername: Irma Ineichen (J.J.M)

Sortiernahme: Irma Johanna Ineichen-Meier

And. N-Komb.:

Cf-Künstler: Hannes Ineichen (Architekt)

Geschlecht: f

Bildkünstl. Beruf: Malerin

Staat (aktuell): Schweiz

GEO-Nachweis: Schweiz

Geburtsdatum: 13.11.1929

Geburtsort: Wolhusen

Letzte Erw.: 2011

Tätigkeitsort: Luzern, Paris, Monte Brè/Locarno (TI)

Irma Ineichen, in Luzern wohnhafte Schweizer Malerin. * 13. November 1929. Wächst mit Schwester Marie Louise (1926-1964) in Wolhusen auf. Vater Fritz Meier (1896-1956) ist Gemeindeschreiber, Mutter Marie (geb. Haas,1896-1997) Weissnäherin. I.M. zeichnet und bastelt lieber für sich allein als mit anderen herumzutollen.  Bei der Familie einquartierte französische Internierte (1941/42) öffnen Welten; Paris wird Sehnsuchtsziel. Obwohl gesundheitlich fragil 1944-46 am Institut du Sacré Coeur in Estavayer-le-Lac (VD); Haushalt- und Französischdiplom. Der Eintritt in die Kunstgeschwerbeschule Luzern (1946/47) wirkt befreiend. Wird u.a. Schülerin von Max von Moos. 1951 Abschluss als Grafikerin. Durch Vermittlung der Kunstfördererin Erica Ebinger Möglichkeit im Atelier von Adolf Herbst in Paris zu malen. Wohnt in einfachster Mansarde. Malt form- und farbbetonte Stillleben, Intérieurs, Selbstporträts, aber auch Seine-Landschaften; meist dunkeltonig. Liest, besucht Ausstellungen, nimmt Kurse an der Académie de la Grande Chaumière und der Ecole des Beaux Arts. Schreibt Tagebuch. Hat freundschaftliche Kontakte zu Kulturschaffenden. 1955/56 Tuberkulose-Erkrankung, Aufenthalte in Montana (VS). 1957 erste Ausstellungsbeteiligungen im Kunstmuseum Luzern. Intérieurs mit klaren Raumkonzeptionen, oft erweitert durch Türen und Fenster, werden zum wichtigen Motiv. Mit persönlichen Gegenständen wie Puppen, Marionetten, ein hölzerner Kopf aber auch mit Bild im Bild-Zitaten und Ausblicken in die Landschaft emotionalisiert Ineichen die Ebene des Sichtbaren. 1960 Heirat mit Hannes Ineichen, Architekt, in Muri (AG). Studienreisen in Europa, später auch nach Algerien (1978), Japan (1993/97/2001), Iran (2000) u.a., gehören zum festen Bestandteil des gemeinsamen Lebens.  1962 und 1964 Geburt von Christine respektive Tobias Ineichen. Wohnort ist ab 1962 Luzern, unterbrochen von Aufenthalten in Monte Brè/Locarno  und regelmässigen Arbeits-Wochen Irma Ineichens in Paris. Ihre vorsichtig zu neuen Ufern aufbrechenden Ölbilder stossen in Luzern auf positives Echo. 1969 erhält sie den Preis der Kunstkreis AG, 1970 stellt sie (zus. mit Josephine Troller) im Kunstmuseum aus, 1973 wird sie in die GSMBA aufgenommen, in den Vorstand der Kunstgesellschaft gewählt und erhält den Anerkennungspreis der Stadt.

Nicht zuletzt durch die Zeichnungen ihrer Kinder, die sie teilweise zitiert, findet die Malerin ab 1970 zu einem aspektweise surrealen Stil. Dieser erlaubt es ihr, neue Zeichen wie Turm, Berg, Wimpel, Feuer, auch Hund, Hirsch, Hände, Figuren und mehr in die kargen Intérieurs und die reduzierten Baum- und Fluss-Landschaften einzubeziehen. Als subtile Einheit von Realem und Traumhaftem fügen sich die Bilder nahtlos in die „Innerschweizer Innerlichkeit“. Verbindend sind Sehnsuchtsmomente der Vereinigung von Diesseits und unbekanntem Jenseits. In Kritiken ist von „magischen“, von „beseelten“ Bildern die Rede.

1988 Kunstpreis der Stadt Luzern. Spätestens nach der ersten Japan-Reise (1993) reduziert Ineichen Erzählerisches auf ein Minimum. Die Bilder werden zu warmen, geometrisch klar komponierten Farb-Räumen mit gezielter, mal einfach, mal doppelt angelegter Lichtführung.  Erst in den letzten Jahren tauchen zum Teil wieder inhaltliche Zuordnungen auf, u.a. durch Bezüge zu Werken alter Meister wie Carpaccio, Van der Weyden oder Munch. Dabei spielen nicht  nur formale, sondern auch inhaltliche Momente eine wichtige Rolle (z.B. im „Ursula“-Zyklus). Dies geschieht nicht illustrativ, sondern durch die stille Konzentration auf architektonische und farbliche Setzungen. Ineichens Schaffen wird  durch Ausstellungen und Publikationen insbesondere in der Deutschschweiz nachhaltig rezipiert.1989 gibt Doris Fässler im ABC-Verlag die erste Monographie heraus, 2003 erscheint im Diopter-Verlag die zweite. Die Retrospektive im Kunstmuseum Olten (2011) verdeutlicht die Einheit und die stetige Verdichtung des Gesamtwerkes.

Selbstzeugnisse:  keine

Werke des Künstlers mit Standortnamen: BERN Schweiz. Eidgenossenschaft. EGOLZWIL Strafanstalt Wauwilermoos EMMENBRÜCKE Stiftung Anliker für Kunst und Kultur. LUZERN städt. u. kant. Kunstsammlung, Kunstmuseum, Bundesgericht, Kantonsspital. MURI Ev.-ref. Kirche. OLTEN Kunstmuseum. SCHAFFHAUSEN Museum zu Allerheiligen. ZUG Kunsthaus u. Stiftung Sammlung Kamm.

Ausstellungen

E: 1959 Rapperswil, Galerie 58 1962 Luzern, Galerie an der Reuss. 1975 Emmenbrücke, Gemeindegalerie Gersag (auch 1989). 1980 Zürich, Galerie Severina Teucher (auch 1983,89, 93); 2011 Galerie Elisabeth Staffelbach.1984 Zell, Galerie Priska Meier. 1987 Lenzburg, Galerie Elisabeth Staffelbach (auch 1990,1994,1999). 1988 Bern, Galerie Margit Haldemann (auch 1991,1996 2000). 1992 Meggen, Gemeindegalerie Benzeholz (auch 1997, 2005). 2003 Engelberg, Tal Museum; Aarau, Galerie Elisabeth Staffelbach (auch 2007). G: Ab 1954 Luzern, Jahresausstellungen der Innerschweizer KünstlerInnen, Kunstmuseum (17x) ; 1957 Moderne Kunst der Innerschweiz, Kunstmuseum (Kat.); 1961 Schweizerische Kunstausstellung, Kunstmuseum (Kat.);  1981 „Der behauste Mensch“, Kunstmuseum (Kat.); 2001 „Projekt Zentralschweiz 1“, Kunstmuseum; 2007 „Top of  Central Switzerland“, Kunstmuseum (Kat.). 1974 Zürich, Rapport der Innerschweiz, Helmhaus (Kat.). 1976 Lausanne, 2e Biennale de l’art Suisse, Musée des Beaux Arts (Kat.). 1979 Tenero „Tre generazioni di artisti della Svizzzera Centrale“, Galerie Matasci (Kat.). 1981 Biel, Luzerner Künstlerinnen, Kunstkeller (Kat.); Sachseln, „Niklaus von Flüe“, Museum Bruder Klaus (Kat.) (auch 2011 Kat.);  Münster, „Sechs Innerschweizer Künstler“, Westfälischer Kunstverein (Kat.). 1985 Thun, „10 Innerschweizer Künstler“, Alte Mühle. 1991 Cagnes-sur-Mer, 23e Festival Internationale de la Peinture, Château-Musée (Kat./Jurypreis). 1992 Düsseldorf „Sieben Innerschweizer Künstler“, Künstlerverein Malkasten (Kat.).1996 Schaffhausen (anschliessend Dresden), „Von den Dingen“, Museum Allerheiligen (Kat.); 2011 Sursee, „Tandem“, Zentralschweizer Zeichnungen der 1970er-Jahre, Sankturbanhof (Kat.)

Bibliographie:

Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler, Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, 1981

Künstlerverzeichnis der Schweiz. Unter Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. 1980-1990,  Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, 1991

Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst, Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, 1998.

Online-Lexikon und Datenbank zur Kunst in der Schweiz und in Liechtenstein (www.sikart.ch), Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Fortlaufend.

Veröffentlichungen:

Jean-Christoph Ammann in Kat. Kunstmuseum Luzern 1970 + Almanach, Bd.1, Dabra, Stans, 1972. Theo Kneubühler in „Vaterland“, 17.3.76 + 28.12. 78.  Otto Odermatt in Kunstbulletin 9/79. Niklaus Oberholzer in „Vaterland“, 12. 9.79, in „51 Bilder aus der Zentralschweiz“, Ed. Periferia, S. 63-66, 2009. Fritz Billeter in Tages-Anzeiger, 18.9.80 + 5.11.81., Maria Vogel in Kat. Gal. Severina Teucher Zürich 1983, „Vaterland“ 19.2.83. „Einsichten“, GSMBA-Dokumentation Innerschweiz, 1985 (auch 1997). Tina Grütter in Kunstbulletin 1/86. Annelise Zwez in Aarg. Tagblatt 19.3. 87 + 23.10.90. Karl Bühlmann in Luzerner Neueste Nachrichten (LNN) 29.10. 88. Eva Kramis in LNN 28.11. 92. Sabine Altorfer in Aarg. Zeitung 15.3.03. Gabriela Christen, Interview „Reflexe“, Radio DRS 2, 23.8.04. Katja Herlach/Urs Bugmann in Kat. Kunstmuseum Olten 2011.

                                                                                                          Annelise Zwez