Ausstellung Ursula Fischer-Klemm in der Galerie zum Roten Löwen in Klingnau 1996

Bildklänge mit Kontrapunkten

88 Jahre spiegeln sich in den Aquarell-Tusch-Blättern, die Ursula Fischer-Klemm bis zum 12. Januar in Klingnau ausstellt. Seit zwei Jahren führt Willi Kobi in dezent renovierten Räumen des Altstadthauses „Zum Roten Leuen“ eine Galerie. Insbesondere mit der Ausstellung von Jan Hubertus 1995 schuf sich der abgelegene Kunstort im Zentrum von Klingnau einen Namen über die Region hinaus. Die 33 neuen Arbeiten der seit den 30er Jahren in Dottikon lebende Berlinerin schaffen eine Brücke zu jener Ausstellung. Obwohl die Annäherung ans Licht im Werk von Ursula Fischer anders klingt. Ihr Werk hat sich in den letzten 15 Jahren stark gewandelt, insbesondere hat die Arbeit auf Papier zentrale Bedeutung erhalten. Zwar scheinen durch die als Bewegung im Bildraum stehenden oder sich zur Form ballenden Pinselzügen und Lineaturen da und dort ältere Kompositionen hindurch. Primär sind die verhalten farbigen Blätter aber offene Zwiegespräche von Farbe, Form und Linie, die sich als Bild-Schichten überlagern. Es sind keine einseitig harmonischen Gespräche, die da geführt werden. Ursula Fischer-Klemms Malerei war nie ein Besingen des Schönen, sondern stets ein Ringen um das Gleichgewicht in der Spannung. Gestisches und Geballtes, Helles und Dunkleres, Malerisches und Zeichnerisches begegnen sich als Rede und Widerrede, als Klang und Kontrapunkt. Es wird gerungen, nicht geträllert, auch wenn man zögert die Blätter als expressiv zu bezeichnen. Denn nie verliert die Malerin die Komposition aus dem Auge. Um das Vibrieren des Hin und Her zu betonen, arbeitet Ursula Fischer oft mit Spritzspuren. die Formen verbinden ohne sie einander anzugleichen. Versucht man die Bildthemen zu beschreiben, so stellt sich oft das Umkreisen, Bewachen, Ergründen einer zuweilen bedroht wirkenden, hellen Fläche ins Zentrum. Es spiegelt sich darin ebenso die nach aussen gerichtete Auseinandersetzung mit der Welt wie das nach innen gerichtete Gespräch mit dem Ich angesichts der Unermesslichkeit des Ganzen.

Ursula Fischer-Klemm ist, erstaunlicherweise, nicht die Doyenne der Kunst im Aargau; diesen „Titel“ hält nach wie vor Gertrud Debrunner (geb.1902). Beide Künstlerinnen hatten bedeutende Ausstellungen im Aargauer Kunst-haus; Ursula Fischer freilich sehr viel früher. Sie war 1969 nach Ilse Weber die zweite Frau, der im Aargau die Ehre einer Museumsausstellung zuteil wurde. (Di – Fr 8 – 12, 13.30 – 18.30, Sa 8 – 16 Uhr; Galerie-Apéro:So 24. Nov. 11 – 17 Uhr; Finissage: So 12.Jan. 11 – 17 Uhr.)