Kunstmuseum Bern: Abwahl von Toni Stooss- Chronik eines Konflikts

Streit versetzt Kunststadt Bern einen Stoss

(Erstpublikation: Bieler Tagblatt)

Die Berner Kunstmuseumskommission hat gestern (noch) keine Köpfe rollen lassen. Ob die vorgeschlagenen Kompromisse für die Betroffenen annehmbar sind, entscheidet sich am Montag.
Wenns in der Kunst nicht mehr um Kunst geht, sondern um Macht und Menschen, ist die Sachlichkeit oft dahin. Das geschieht zurzeit in Bern. Museumsdirektor Toni Stooss muss als Sündenbock für alles herhalten, was zurzeit in der Berner Museumspolitik schief läuft. Vom Auszug der Werke von Paul Klee in ihr eigenes Museum über die kurzfristige Streichung der von Museumskonservator Ralph Beil vorbereiteten Ausstellung «Within/Without» bis zu umstrittenen Personalentscheiden, dem Abgang von Josef Helfenstein, Finanzengpässen usw. (das BT berichtete). In zum Teil unheiligen Allianzen wird auf den Direktor «geschossen», der nicht tut, was die einen möchten und andern nicht lassen können. Die Vorwürfe sind nicht einfach aus der Luft gegriffen, doch statt hinter verschlossenen Türen in sachlicher Auseinandersetzung die Probleme zu lösen, werden seit der Veröffentlichung des Streites in der «Berner Zeitung» vom 20. Oktober unzählige, subjektive «Wahrheiten» herumgeboten. Sodass sich die Kunstmuseumskommission gezwungen sah, kurzfristig Stellung zu beziehen. Doch an der auf Mittwochmorgen, 7 Uhr, anberaumten Sitzung konnte sich die Kommission mit Exponenten wie dem Unternehmer und Kunstmäzen Jobst Wagner, alt Regierungsrat Peter Schmid, Kunstgeschichtsprofessor Oskar Bätschmann weder einigen, gegen die Vorwürfe in der BZ Stellung zu beziehen, noch den Direktor abzusetzen (wie beantragt). Man schlägt ihm einen Kompromiss vor, der es – wie man so schön sagt – allen ermöglichen soll, das Gesicht zu wahren. Doch Toni Stooss geht nicht unmittelbar darauf ein. Er wolle sich, so ist zu vernehmen, zunächst mit seinem Anwalt besprechen und am Montag die Öffentlichkeit informieren.
Aus heiterem Himmel kommt das «Schmutzige-Wäsche-Waschen» nicht. Schon vor zwei Jahren wurde das Museum von Atag & Young auf Sparpotenziale und Sand im Getriebe hin durchleuchtet. Das Kernproblem ist vermutlich, dass Museumsdirektoren, die zugleich der Kunst nahe stehen, herausragende Manager und überdies gewiefte Diplomaten sind, eine seltene Spezies sind. Stooss wurde Mitte der 90er-Jahre wegen seinem Leistungsausweis als Ausstellungsmacher (Giacometti in Wien, Klimt in Zürich) gewählt. Nicht wegen Fähigkeiten als Chefbeamter eines Museums-Verwaltungsbetriebes. Dass sich Stooss diesbezüglich schon als Leiter der Kunsthalle Wien nicht wohl fühlte, wurde nicht beachtet. Auch nach seiner Wahl verstand sich Stooss primär als Kunst-Wissenschaftler. So pflegte er die Museums-Strukturen, die Kommissionen, die Politik deutlich zu wenig und merkte zu spät, dass sich Menschen nicht wie Bilder oder Skulpturen verhalten, die man auf- oder abhängen, hin- oder wegstellen kann. Die mangelnde Kommunikations- und Überzeugungsarbeit für das Museum wird ihm nun zum Vorwurf. Stooss‘ internationaler Ruf als Museumsmann wird dabei nicht befragt und somit auch nicht die kontraproduktive Wirkung des lokalen Streites auf Berns Ausstrahlung als Kunststadt.

7.November 2000: Stooss sucht Strategien
Der Direktor des Berner Kunstmuseums, Toni Stooss, hatte auf gestern eine Antwort auf die massiven Vorwürfe der Museumskommission versprochen. Da aber bis heute von Seiten der Kommission weder Anschuldigungen noch der vorgeschlagene «Deal» schriftlich vorliegen, lässt sich Stooss Zeit. Er will «Strategien» entwickeln. Das klingt nach Kampfeslust. Ob sich diese auf eine möglichst hohe Abgangsentschädigung konzentrieren oder um einen Verbleib auf seinem Posten vermag allerdings im Moment niemand so richtig abzuschätzen. «Stooss war schon immer einer, der seine Entscheide einsam getroffen hat», heisst es aus seinem Umfeld vieldeutig.

6. Dezember 2000: Kommissionspräsident Peter Schmid nimmt den Hut
Im Streit um den Berner Museumsdirektor Toni Stooss spielt die Museumskommission eine zentrale Rolle. Ihr Präsident, Alt-Regierungsrat Peter Schmid, gibt heute seinen Rücktritt bekannt.
Ob Samuel Schmid heute zum Bundesrat gewählt wird, steht noch in den Sternen. Schwarz auf weiss steht hingegen der Rücktritt seines Bruders Peter Schmid als Präsident der Aufsichtskommission des Kunstmuseums Bern. Weitere Köpfe könnten an der heutigen „Weihnachtssitzung“ der Kommission rollen und damit das Kapitel Toni Stooss auf eine ganz andere Ebene schieben. Das Klima zwischen dem Kunstmuseum und Peter Schmid hatte sich in letzter Zeit zusehends abgekühlt.
In Kreisen, die sich in der momentanen Zerreissprobe – es geht das Gerücht um, die Kommission habe den Direktor aufgefordert bis 31. März 2001 zu kündigen – für Toni Stooss und für das Kunstmuseum einsetzen, hat man nicht viele gute Worte für den Abtretenden. Er sei kein „homme de lettres“ und habe die Anliegen des Museums nie wirklich zu seinen eigenen gemacht. Übel nehmen ihm Insider insbesondere, dass er es als Kantonsvertreter und Regierungsrat seinerzeit verpasste, einen (Steuer)-Kompromiss durchzusetzen, um das hochdotierte Legat Justin und Hilde Tannhauser (mit Werken von Monet, Renoir, Gaugin, van Gogh etc.) für das Kunstmuseum Bern zu sichern (es befindet sich heute im Guggenheim-Museum in New York). Und bereits hört man Befürchtungen, dass angesichts der aktuellen Querelen eine weitere in Aussicht stehende, wichtige Sammlung einen anderen Hort suchen könnte. Bei einem ordentlichen Ankaufsétat von nur gerade 200’000 Franken pro Jahr sind Schenkungen aber überlebenswichtig. Toni Stooss habe in diesem Bereich, so bestätigen Fachkreise, bisher viel diplomatisches Geschick gezeigt.
In der erhitzten Diskussion darf nicht übersehen werden, dass sich Peter Schmid als SVP-Exekutiv-Politiker auf Berner Sparkurs auf der einen und Museumspräsident mit der Aufgabe, mehr Gelder für das Museum freizuschaufeln auf der anderen Seite, ständig zwischen den Fronten befand. Nicht von der Hand zu weisen ist hingegen, dass Schmids Doppel-Hochzeit als Präsident der Museumskommission und Präsident der Maurice und Martha Müller Stiftung (Kleemuseum) mitverantwortlich ist für die aktuelle Konfliktsituation. Es ist dies auch der einzige Punkt, den Schmid in seinem bisher unter Verschluss gehaltenen Rücktrittsschreiben vom 5. November an Regierungsrat Mario Annoni als Grund für seinen Rücktritt ausformuliert: „….bin ich zur Überzeugung gelangt, dass die Personalunion Museumspräsident/Präsident der Maurice und Martha Müller Foundation gelegentlich zu Zielkonflikten führt“. Zum Beispiel indem es Aufgabe des Präsidenten ist, Sponsoren davon zu überzeugen, sich für das Klee-Museum zu engagieren, was fast zwangsläufig heisst, das Kunstmuseum fallen zu lassen. Auch der für das Kunstmuseum ungünstige Plan, das Klee-Museum gänzlich vom Kunstmuseum zu lösen, wirft unter dem Aspekt des Doppelpräsidiums Fragen auf.
Immer mehr hat man den Eindruck, dass Toni Stooss als Sündenbock für die ungelöste Berner Museums-Situation herhalten muss. Man kann nur den Kopf schütteln angesichts der Millionen, die vom Berner Kantons- beziehungsweise Stadtparlament zur Zeit zugunsten des Paul Klee-Museums gesprochen werden ohne ein inhaltliches, geschweige denn ein finanzielles Museums-Gesamtkonzept (inklusive Museum für Gegenwartskunst) vor Augen zu haben. Man träumt von den Schlangen, die sich ab 2005 vor den Eingangstüren zum Klee-Museum bilden und wirft Toni Stooss schon mal vor, es gelinge ihm nicht, touristisch attraktive Ausstellungen im Stil der Fondation Beyeler in Riehen zu lancieren. Mit einem Ausstellungsbudget notabene, das mit mageren 150‘000 Franken einem kleineren Schweizer Museum respektive einem Zehntel des Beyeler-Budgets entspricht. Wenn die BZ (Ausgabe vom 2. 12.) dem Museum Ideen für kommende Ausstellungen liefert, so ist das lesens- und bedenkenswert, verkennt aber, wo der Haken ist. Auch beim Museum gibt es lange, spannende Wunschlisten…
Allerdings: Mit der Hoffnung auf einen „rettenden Engel“, der sich nicht nur zum neuen Museumskommissions-Präsidenten wählen lässt sondern gleich an jeder Hand einen Sponsor mitbringt, ist es nicht getan. Denn Träume sind meistens Schäume. Was es braucht ist ein solidarisches Einstehen aller Kunstmuseums-Gremien für ein Kunst-Haus mit Zukunft, in dem die Altmeister bis zurück zu Niklaus Manuel, die bedeutende Hodler-Sammlung, die hochrangigen Bestände an klassischer Moderne, aber auch Meret Oppenheim und viele andere ihre Bedeutung ausstrahlen können. Und ein Gegenwartshaus als Teil eines Gesamtmuseums (analog Basel) dem Heute Raum und Gewicht gibt. Ein erzwungener Direktorenwechsel ist hiezu nicht förderlich.

2. April 2001: Schicksalstag für Toni Stooss
Heute abend tagt die Bernische Museumskommission in Sachen Toni Stooss. Sie entscheidet, ob der amtierende Direktor auf seinem Posten verbleiben, seine Stellung neu definiert oder ob der vor fünf Jahren gewählte Museumsleiter den Hut nehmen soll. Toni Stooss war im vergangenen Herbst insbesondere von der «Berner Zeitung» scharf angegriffen worden und dabei von Exponenten der Berner Kunstszene unterstützt worden, darunter Jobst Wagner, Mitglied der Museumskommission und Präsident der Bernischen Kunstgesellschaft.  Dem Direktor des Berner Kunstmuseums wurde Führungsschwäche nach innen und nach aussen angelastet. Und vorgeworfen, er führe das Museum zu wenig profiliert, bereite es zu wenig auf die Zeit nach dem Exodus der Klee-Werke ins Klee-Museum vor. Schnell bildeten sich zwei Lager – eines pro, eines kontra. Die Museumskommission stellte sich «weder vor noch hinter» den Direktor, setzte diesem eine Frist bis zum 31. März, um Grundlagenpapiere vorzulegen und Neuerungen in die Wege zu leiten.
Daraufhin wurde es nach aussen still und nach dem Wechsel im Kommissions-Präsidium – von Alt-Regierungsrat Peter Schmid zu Christoph Schäublin,
Rektor der Universität Bern – herrschte zeitweise die Meinung, Toni Stooss sitze die Krise aus und halte sich. Umsomehr als er mit der Ausstellung « Zur Ordnung der Farbe» einen Erfolg verbuchen konnte. Doch in den letzten Tagen wetzten beide Lager innerhalb und ausserhalb des Museums erneut die Messer. Es seien sogar Wetten abgeschlossen worden, hiess es gerüchteweise. So scheint es denn, als sei im Vorfeld der heutigen Sitzung wieder alles offen. Die Kommission ist freilich gut beraten, gut zu überlegen, ob sich die strukturellen und finanziellen Probleme des Museums mit dem Abschuss eines Sündenbockes lösen lassen.

4. April 2001: Neuer Direktor gesucht
Die Scherben liessen sich nicht mehr flicken. Museumskommission und Museumsdirektor haben «in gegenseitigem Einvernehmen eine Trennung
beschlossen».
Er sei betroffen, nach den langen schwierigen Monaten letztlich aber auch erleichtert, sagte Toni Stooss dem BT gestern nach Bekanntwerden seines unfreiwilligen Abgangs von der Berner Museumsbühne. Sagte es und eilte zu einer Führung durch die Sammlung Imobersteg im Museum. «Die Freude eines Zusammenbruchs mache ich niemandem.»
In einem intensiven Gespräch, so sagte Kommissionspräsident Christoph Schäublin dem BT, sei er mit Toni Stooss zum Schluss gekommen, die Situation sei so verfahren, dass ein Festhalten an seiner Direktion niemandem nütze. Daraufhin offerierte der Direktor, der bis vor kurzem auf ein gutes Ende gehofft hatte, seinen Rücktritt zuletzt selbst und ermöglichte der Kommission damit einen einstimmigen Entscheid. Und gleichzeitig die Fortsetzung projektbezogener Zusammenarbeit. Er werde, so Toni Stooss, die geplante Ausstellung «Picasso in der Schweiz» für Bern realisieren und auch die Arbeit am Oeuvre-Katalog der Installationen von Ilya Kabakov weiterführen.  Vorerst will es der Zufall jedoch, dass für Donnerstagabend eine Klee-Vernissage im National-Museum in Warschau angesagt ist und der Museumsdirektor schon heute abfliegt. Frische Luft – wenn auch nur für ein paar Tage. Ausgestanden ist die Angelegenheit für ihn freilich noch nicht: «Gewisse Facts werde ich zu gegebener Zeit öffentlich machen müssen.» Der versöhnliche Ton kann indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass, so Schäublin, «niemand glücklich ist» und «nichts leicht sein wird». Für die erste Zeit wird die im Dezember als Berner Schuldirektorin abgewählte (!) Kommissions-Vizepräsidentin Claudia Omar den Gang der Geschäfte überwachen. In der Sicht Schäublins quasi ein Schutz für den Direktor. Gleichzeitig wird eine interimistische Direktionslösung gesucht, um bis ein Jahr Zeit zu haben, eine solide langfristige Lösung zu finden. Aus Distanz betrachtet, reiht sich der Abgang von Toni Stooss in eine für die Schweiz neuartige Situation. Nach dem Zürcher und dem Basler Debakel und der kürzlichen Abwahl von Ulrich Loock am Kunstmuseum Luzern ist Bern nur ein Fall mehr. «Es ist erschreckend», so der Berner Kunsthallenleiter Bernhard Fibicher, «wie in der Schweiz in letzter Zeit mit Leitern von Kunstinstitutionen umgegangen wird.» Es sei, so Fibicher, wie bei der Swissair, da realisiere ein Verwaltungsrat, dass er ins Hintertreffen geraten sei und schon müssten die Köpfe rollen. Der Abgang von Toni Stooss sei in Bern mit Hoffnung verbunden. Diese sei allerdings nur dann nicht eine Utopie, wenn sich die Museumskommission ihrer Mitverantwortung bewusst werde und mit den politischen Behörden für eine Struktur sorge, die es erlaube, im schwierigen räumlichen Umfeld des Berner Kunstmuseums Visionen auch wirklich umzusetzen.

11. April 2001: Wer holt die Kohlen aus dem Feuer
Oskar Bätschmann, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Bern und Mitglied der Berner Museumskommission, schilderte kürzlich am Radio das Anforderungsprofil für den neuen Berner Museumsdirektor: Ein Superman oder eine Powerfrau mit Fachwissen und einer Vision für das Haus, überragenden Managementqualitäten, ertragreichen Wirtschaftskontakten, exzellentem Kommunikationsgeschick und diplomatischen Fähigkeiten im Bereich der Personalführung. Kein Wunder, will man ein Jahr Zeit einsetzen, um diese Person zu finden. Ob es sie überhaupt gibt, ist eine andere Frage. Denn das Haus, das er oder sie aus seiner angeblichen Profillosigkeit holen soll, verfügt weder über ausreichende Mittel, um im Konzert der Grossen in der ersten Geige zu spielen, noch über eine international herausragende eigene Sammlung, noch über Räume, in denen Wechselausstellungen jeglicher Art voll zur Geltung kommen. Dem Berner Kunstmuseum fehlt sowohl ein „Bührle-Saal“ (Kunsthaus Zürich) wie eine „Salle Poma“ (CentrePasquArt).
Vorerst sucht Bern jedoch eine Interimsleitung und hofft dabei auf eine der altershalber zurückgetretenen oder aus sonstigen Gründen abtretenden Museumsdirektor/-innen. Deren gibt es tatsächlich viele: Von Jean Christophe Ammann (Frankfurt) über Katharina Schmidt (Basel) bis zu Marie-Louise Lienhard (Zürich) und Tina Grütter (Schaffhausen). Doch ob sie Lust haben statt endlich aufzuatmen für die herrenlosen Berner die Kohlen aus dem Feuer zu holen? Fraglich. Vielleicht spekuliert man auch mit dem Verantwortungsbewusstsein des einstigen Berner Chefs, Hans Christoph von Tavel, der im Herbst 2000 aus dem Schweizer Institut in Rom in die Schweiz zurückkehrte, um „verschiedene Projekte“ anzugehen. Wer auch immer es sein mag – Bern steht nach dem auf problematische Art und Weise erzwungenen Abgang von Toni Stoss nun tatsächlich für längere Zeit im Offside. Denn bis eine neue Leitung dem seiner Klee-Schätze beraubten Haus ein Profil zu geben vermag, dass die (träge) Öffentlichkeit überregional wahrnimmt, dauert es Jahre.
Bern darf die Off-Zeit, in der es zweifellos am „Schöngrün“- Klee-Image arbeiten wird, nicht einfach verstreichen lassen. Bern – die Stadt und der Kanton – sollten endlich in den Spiegel schauen! Und sich fragen, ob es real ist, künftig in der Stadt Bern drei grosse Kunstmuseen (Klee, Museum Kunst der Gegenwart und Kunstmuseum) sowie eine Kunsthalle zu betreiben. Ob es nicht hauptstädtische Arroganz ist zu negieren, dass es auch in Biel, in Moutier, in Langenthal und in Thun Kunstmuseen mit zum Teil mutigen Programmen und berechtigten Ansprüchen gibt. Zusammengezählt ergibt das nämlich sieben Kunstmuseen und eine Kunsthalle, das im Bau befindliche Gertsch-Museum in Burgdorf nicht eingerechnet. Und das alles im nicht gerade wirtschaftsstarken Kanton Bern.
Die Frage, die sich prominent stellt, ist, ob das Berner Kunstmuseum – wie bis jetzt – parallel zu Klee wirklich ein Haus der Klassischen Moderne bleiben soll, ob nicht eine Ausrichtung mehr Sinn machen würde, welche die Nachkriegskunst (von Meret Oppenheim über Markus Raetz bis zu Luc Tuymans und Marina Abramovic) mit Seitenzweigen in die Geschichte ( von Hodler bis zurück zu Niklaus Manuel Deutsch) und ins Outside (Adolf Wölfli)ins Zentrum stellt. Konkret: Das projektierte Museum Kunst der Gegenwart samt der (über eine Stiftung finanzierten) Professur für Gegenwartkunst ins eigentliche Kunstmuseum integrieren und mit den gesparten Betriebskosten für das MKG die Betriebsmittel für das wichtigste Berner Museum, das Kunstmuseum, zu verdoppeln und damit Profil überhaupt erst ermöglichen.