Alles kommt aus dem Schwarz

Heinz Egger im Zimmermannshaus in Brugg. AZ 23_08_02

Heinz Egger ist im Aargau bekannt und unbekannt. Bekannt weil Klaus Merz‘ Bücher seit 1985 von Bildarbeiten Heinz Eggers mitgetragen sind. Unbekannt, weil die Einzelausstellung des Malers im Zimmermannshaus in Brugg sein erste im Aargau ist.

Heinz Egger ist kein Illustrator. Seine Umschlagbilder und Pinselzeichnungen zu „Jakob schläft“, „Garn“, Adams Kostüm“ gehen wohl von Merz‘ Texten aus, doch suchen sie nicht das Bild, sondern die Stimmungsqualität, das Unausgesprochene zwischen hell und dunkel. „Alles kommt aus dem Schwarz, um sich im Weiss zu verlieren“, notierte Heinz Egger am 1. Oktober 1995 in sein Tagebuch. Das Aufwachsen in Schwarzhäusern (BE) klingt darin an, die Melancholie, die sein Schaffen weich durchzieht, aber auch der Arbeitsprozess, der von Fassbarem ausgeht, es ins Unbestimmte absinken lässt und aus der Leere neu formuliert, am Rand der Abstraktion.

In Brugg zeigt Heinz Egger zum einen sein „literarisches“ Werk, wozu unter anderem auch die Zusammenarbeit mit dem Basler Magazin gehört. Zum anderen eine Assemblage von kleinen Pinselzeichnungen aus rund 15 Jahren. Sie gibt nicht nur einen kleinen Überblick von Walsers Hut bis Adams Kostüm, sie verweist auch auf das Atelier des Künstlers in Burgdorf, wo stets Bildgedanken in vielfältiger Form an die Wand gesteckt sind, um Gegenwart und Erinnerung in Verbindung zu halten. Zwei reiche Pinselätzungen im Treppenhaus verweisen auf die bedeutende druckgrafische Produktion des Künstlers. Im Zentrum steht aber die Malerei und hier insbesondere der in den letzten zwei Jahren enstandene Zyklus “ Von der Nacht in den Tag“ im Obergeschoss der Galerie.

Was darin auffällt ist die für Egger neue Bedeutung von Raum. Immer schon waren „Gefässe“ sein Thema – doch sie kamen als Turm, als Hut, als Tisch, als Kubus, als Kugel ins Bild, getragen von einem Tiefe über malerischen Gestus schaffenden Fluidium in Grau- in Blau-, in Fahlgrüntönen. Dichte und Offenheit zugleich suchend. Das ist nicht anders in den Bildern von der Nacht in den Tag. Doch nun ist die Leinwand selbst zum „Gefäss“ geworden, in dem Andeutungen von Architektur Durchgänge und Abgrenzungen, Offenes und Geschlossenes markieren. Ohne dabei konstruktiv zu werden. Die Strukturen sind nicht gebaut, sie sind bis auf ein paar Säulen verformbar, sind temporäre Konstellationen wie Gedanken, Stimmungen, Ängste und Träume. Der Titel „Von der Nacht in den Tag“ gibt dabei die Richtung an – es ist nicht der Tag, der sich verdunkelt, es ist die Nacht, die dem Tag so viel Licht und Raum zu geben sucht wie möglich. Wobei, ganz neu, auch rot oder grün dafür stehen können. In dem als Gross-Format den Raum-Rhythmus akzentuierenden „Puccinis Garten“ zum Beispiel, wo ein einziger sattgrüner Pinselstreifen die fahlen Klänge zum Vibrieren bringt.