Ursula Fischer-Klemm Saur Lexikon Leipzig 2003

www.annelisezwez.ch   Originaltext für Saur Leipzig, Lexikon aller Künstler aller Zeiten, geschrieben August 2003

Fischer-Klemm Ursula, schweiz. Malerin, Aquarellistin, Illustratorin und Textilkünstlerin, * 7.4. 1908 Berlin-Charlottenburg, † 12.12. 2002 in Dottikon/Aargau/Schweiz.

Tochter eines preussischen Offiziers und einer musischen Mutter. 1920 Tod des Vaters. Armut. Besucht dieselbe Schule wie die Töchter von Max Slevogt und Lovis Corinth. Verarbeitet das Leben zeichnend. Wird von Corinth in ihrem Wunsch Malerin zu werden, bestärkt. 1927 Eintritt in Johannes Ittens „Moderne Kunstschule“. Wichtige Blätter aus der Schulzeit sind im Fundus der Johannes Itten Stiftung (Bern) erhalten.

1930 Begegnung mit dem Schweizer Kunststudenten Hans Eric Fischer. Wechselt mit ihm an die „Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst“ in Berlin (1930 – 1933). Anstelle von Ittens Abstraktionslehre werden Maler wie Hans von Marée und Karl Hofer richtungsweisend. 1932 Heirat, Studienreise nach Florenz. 1933 Geburt  von Thomas. 1934 Umsiedelung in die Schweiz.  Wohnsitz im Familiengut der Fischers in Dottikon, Aargau.

1935 Erste Ausstellung in der Galerie Betty Thommen, Basel. Signiert  ihre Bilder mit UKL. Familienarbeit erlaubt nur bescheidenes Arbeiten. Illustrationen zu literarischen und biblischen Themen (u.a. Gotthelfs „Die schwarze Spinne“). Teilnahme an den Sektionsausstellungen der Schweiz. Künstlergesellschaft GSMBA (als Passivmitglied, da Frauen nicht zugelassen) und der GSMBK (Gemeinschaft der Künstlerinnen). In den 50er Jahren entstehen zeittypische, figürliche Wandbilder für öffentliche Gebäude (u.a. Schulhaus Dottikon, Kinderspital Aarau). Reisen in verschiedene Länder Europas. Das Ehepaar gibt das gemeinsame Atelier auf, Hans Eric Fischer arbeitet fortan  in Aarau.

Ab 1964 Lehrerin der aus Spanien stammenden jungen Malerin Virginia Buhofer-Gonzalez. Künstlerischer Aufbruch, zunächst zu einem „spanischen“, expressiv-bewegten, dann einem bühnenartig-skulptural wirkenden surrealistisch-figürlichen Stil. Hintergründige Dramatik bestimmt das Geschehen. „Hiob“ ist mehrfach Thema. Ende der 60er Jahre Ablösung von der Gegenständlichkeit. Bewegung und Gegenbewegung werden zur Spannung von Form und Farbe in dezidiert räumlich wirkenden, kraftvollen Kompositionen. Einsatz von Collageelemente als Platzhalter und Materialverschiebungen. Gestische, schwarze Lineaturen dynamisieren das Bildgeschehen. 1963, 65 und 67 Einzelausstellungen in Aarau und Lenzburg.

Lernt den polnischen Textilkünstler Josef Jarema (Nizza) kennen; Zusammenarbeit. 1968 grossformatiger Wandteppich für das Parlamentsgebäude in Aarau. 1969 Ausstellung im Aargauer Kunsthaus Aarau. Wird zur regional anerkannten, im Alter verehrten Künstlerin. 1977 Ausstellung des Künstlerpaares im Aargauer Kunsthaus. Öffentliche Aufträge. Regelmässig Ausstellungen im Aargau. 1982 Tod von Hans Eric Fischer. 1988 Tod des Sohnes. Arbeiten auf Papier (meist Aquarelle) rücken in den Vordergrund. Es entsteht ein immer leichter, offener, sphärischer werdendes Werk, das Linie und freie Form verhalten expressiv verbindet. 1998 Ausstellung der Papierarbeiten im Aargauer Kunsthaus. Bis zum Tod Fortführung der künstlerischen Arbeit. Bestimmt ihren Enkel, Claudio Fischer, zum Nachlassverwalter.

Werke des Künstlers mit Standortnamen: Schulhäuser von Teufenthal, Dottikon,  Gränichen, Döttingen (AG), Kinderspital Aarau, Frauenschule Brugg, Grossratsgebäude Aarau, Materialprüfungsanstalt St. Gallen, Saalbau Aarau, Altersheim Windisch, Industrielle Betriebe Wohlen. Aargauische Kunstsammlung, Aarau.

Selbstzeugnisse: 1962, „Reisebilder“, Aarau

Bibliographie:

Guido Fischer, „Ursula Fischer/Fritz Strebel“ (K Aargauer Kunsthaus Aarau) 1969; Cécile Laubacher, Aargauer Almanach auf das Jahr 1975, Band 2, S. 329 (Aargauer Kunsthaus Aarau) 1975; Heiny Widmer: „Ursula Fischer-Klemm/Hans Eric Fischer“ ( K Aargauer Kunsthaus Aarau), 1977; Beat Wismer, „Von Cuno Amiet bis heute“ (K Aargauer Kunsthaus Aarau) 1983; „Ursula Fischer-Klemm“ (K Gal. im Trudelhaus, Baden) 1987; Annelise Zwez, „Am Rande aufgetaucht“, Künstlerinnen der Jahrgänge 1900 – 1930″, Kunstbulletin Nr. 9, S. 22 – 23, 1991; Stephan Kunz, Uli Däster, „Ursula Fischer-Klemm“ (K Aargauer Kunsthaus Aarau) 1998.

Ausstellungen: E: 1935 Galerie Betty Thommen, Basel. 1963/65/67/71 Galerie 6, Aarau. 1965 Galerie Rathausgasse Lenzburg. 1969 Aargauer Kunsthaus Aarau. 1976 Galerie beim Kornhaus, Bremgarten. 1977 Aargauer Kunsthaus Aarau. 1979 Galerie Zisterne, Aarau. 1984/1998 Galerie im Gluri Suter Huus, Wettingen. 1987/91/95 Galerie im Trudelhaus, Baden, 1996/2000 Galerie zum Roten Leuen, Klingnau. 1998 Aargauer Kunsthaus Aarau. G: Ab 1938 Sektionsausstellungen GSMBA und GSMBK. 1984 „Die Ittenschule“, Gal. im Trudelhaus, Baden. 1988 „Aargauer Künstlerinnen“, Altes Schützenhaus, Zofingen. 1991 „Vernetzt“, Kulturaustausch Aargau-St. Gallen. 2003 Johannes Itten „Wege zur Kunst“, Kunstmuseum Bern.