Kunstbulletin September 2004

  1. Bieler Fototage quer durch die Stadt

Nach einem Zwischenjahr mit einer «Mini»-Ausgabe präsentiert die 2003 als neue Direktorin gewählte Barbara Zürcher die 8. Bieler Fototage als prall gefüllte Plattform für die Reportage-Fotografie. Unter dem Titel «De la vie à la mort – de la mort à la vie» werden in elf Lokalitäten 24 Projekte gezeigt, die «Geschichten des Lebens» erzählen. Das Spektrum reicht vom «Tagebuch einer Exekution» (Fabian Biasio) über die Geschichte einer Nierentransplantation (Daniel Rihs) bis zum «zweiten Leben» einer genesenden Frau (Judith Schlosser); von der Entvölkerung ostdeutscher Plattensiedlungen (Jordis A. Schlösser) über «Menschen im sich verändernden Russland» (Sergei Borisov) bis zur «neuen Freiheit» Gleitschirm fliegender Iranerinnen (Marc Latzel). Wichtiger als «grosse Namen» sind der Kuratorin die emotionale Intensität und Brisanz der ausgewählten Reportagen. Nicht zuletzt sollen die Fototage 2004, so Zürcher, auch Kontrapunkt zum Rückgang von Langzeit-Bildreportagen in den Printmedien sein. In die Fototage integriert ist eine Hommage an Werner Bischof und eine Ausstellung zur italienischen Emigration in die Schweiz nach 1945 zusammengestellt von Dieter Bachmann. Publikumsnähe generieren die Fototage durch Projektionen vom «wichtigsten Tag» – Bilder aus den Hochzeitsalben der Bieler und Bielerinnen einst und jetzt. Gezeigt wird auch Martin Bühlers Reportage «Wenn Kleinwüchsige Kinder kriegen». – Wie seit 1997 sind die «Journées photographiques» ein eng mit der bilinguen Stadt verbundener Anlass. Die Anbindung an die Romandie leisten Künstler wie Jérémie Gindre, Pierre Montavon, Cédric Widmer und andere. Die Route führt vom Bahnhof zur Rotonde, wo semitransparente Plots das Niederdorf vortäuschen (Christian Schwarz), zur Museumsmeile an der Seevorstadt (Photoforum PasquArt, Museum Neuhaus) und von da in die Bieler Altstadt mit ihren Gewölbekellern und Kleinlokalen. Dazu erscheint die Begleitzeitung der «etc. publications» Berlin.

Bis 25.09.2004

Bild: Britta Rindelaub (Genf) – aus der Serie «Der Alltag des Kindes».