Reiche Malerei mit Mustern

Ise Schwartz bei Silvia Steiner in Biel. Bis 02.07.2005

Die Bieler Künstlerin Ise Schwartz verführt mit malerischen Mustern und unterläuft das Cliché des Dekorativen. Jetzt bei Silvia Steiner in Biel.

Es ist lange her, dass Ise Schwartz in Biel selbst repräsentativ ausstellte, nämlich in der Aera Andreas Meier 1992 im Centre PasquArt. Nicht, dass die Künstlerin untätig gewesen wäre, letztes Jahr zum Beispiel fand im Museum in Siegburg (bei Bonn) eine künstlerisch überzeugende Einzelausstellung statt.

Was sich verändert hat, ist hingegen die Malerei. Ise Schwartz, die 1989 mit dem Atelier Robert-Stipendium von Bonn nach Biel kam, malt und schafft in umfangreichen Zyklen zwischen erzählerischer Gegenständlichkeit und offener Abstraktion. Zuweilen auch zwischen Malerei und plastischer Erscheinung.

Seit einigen Jahren dominiert das Thema des Musters. Nicht der selbst erfundenen, sondern der kollektiv bekannten, sei es von Matratzen, Delfter Porzellan, Tischdecken, Vorhängen, Tapeten oder Möbelbezügen. Immer jedoch Muster, die mit Erinnerungen, somit Zurückliegendem, verbunden sind. Muster auch, die im weitesten Sinn Natur evozieren, in Form von Ranken, Blättern, Blumen.

Muster werden gebraucht, um etwas zu verschönern. Ise Schwartz macht sich das zunutze, denn auch das Bild, die Malerei soll traditionell einen Raum verschönern. Ise Schwartz malt mit Liebe, mit Engagement, mit Feuer – und vor allem mit sehr viel malerischem Können. Und sie verführt gerne. Ihre Bilder wirken auf Distanz wie Wandmalereien, doch sobald wir versuchen, die Muster zu definieren, entzieht sie uns das Ornamentale. Unzählige Schichten überlagern sich, Hell und Dunkel verkehren sich, was oben, ist anderswo unten.

Ein Nähertreten zeigt, dass das nicht nur Trick ist, sondern in verblüffender künstlerischer Technik eingemalt, eingeschrieben, eingeschliffen ist. Acrylfarbe ist nicht Ölfarbe, gewaschene Flächen sind nicht gepinselte, eingetrocknete nicht mit Airbrush übersprühte usw. Das Muster ist also nicht einfach Ornament, sondern Bildsprache, die über sich selbst hinausweist.

Muster bedeutet sehr vieles. Wir selbst bringen Muster mit ins Leben und schaffen neue. Manchmal erkennen wir sie, manchmal sind sie wie vernebelt. Manchmal drehen wir sie auch um, hellen sie auf, dunklen sie ein, vergessen Teile davon oder wollen sie nicht wahr haben.

Es ist die Qualität der Malerei von Ise Schwartz, dass sie sowohl auf der abstrakten Ebene malerischen Verwebens von Strukturen, Farben und Formen funktioniert wie auf einer sinnbildlichen, die von der Oberfläche in die Tiefe weist und emotional berührt. Die Malerei steht in faszinierender Art und Weise für sich selbst und ist doch mehr. Und nicht zufällig der Natur verwandt.

Im Vergleich zur Ausstellung in Siegburg, wo Grossformate dominierten, sind die Bilder der aktuellen Ausstellung bei Silvia Steiner etwas verspielter. Helle, überlagernde Airbrush-Zonen zum Beispiel wirken wie Lichtreflexe; „Störfelder“, sagt die Künstlerin lachend. Es ist als kenne die sie ihre Motive nun so gut, dass sie Lust hat, dem allzu Ernsthaften ein Schnippchen zu schlagen. Neu sind in der Ausstellung auch die blau-weissen „Delfter“-Bilder, die, mehr als die Damast-Muster, unsere Erinnerung an das Geschirr in Grossmutters Vitrine integrieren.