Fivian Fehr Stoos u a Galerie Silvia Steiner Biel 2008

Wenn Sieben im September ins Seeland reisen

www.annelisezwez.ch    Annelise Zwez in Bieler Tagblatt 9. September 2008

Sie ist ein kleines Fest, die Ausstellung „sept-ember“ in der Galerie Silvia Steiner in Biel. Sieben der Renommiertesten aus ihrem Programm geben sich im September ein Stelldichein.

Das künstlerische Programm der Galerie Silvia Steiner setzt seit eh auf Malerei. Auf Kunst, die Tradition hoch hält, dennoch aber zeitgemäss ist, durch Frische, durch Blickwechsel, vereinzelt neue Medien. Und genau so präsentiert sich „sept-ember“, die aktuelle Ausstellung mit Werken von Samuel Buri, Marc-Antoine Fehr, Guido Nussbaum, Urs Stoos, Andy Wildi, Flavio Paolucci und Bendicht Fivian.

Sie alle stellten schon mehrfach an der Seevorstadt 57 aus und gehören – nicht zuletzt darum – zu einer Generation, die schon seit Jahrzehnten schafft. Samuel Buri ist mit Jahrgang 1935 der Doyen, Marc-Antoine Fehr, geboren 1953, der Jüngste. Und es sind – indirekt in Folge davon – alles Männer, weil die Fortsetzung kunstgeschichtlicher Traditionen dieselbe Generation von Künstlerinnen nie sonderlich interessiert hat.

Silvia Steiner hat, wen wundert’s, ein geschultes Auge und sie überlässt keine Ausstellung dem Zufall, will heissen, sie gibt den Künstlern nicht einfach „carte blanche“ im Sinne von: Schickt mir was. Nein, sie wählt aus – egal ob sie deswegen ins nahe Bern oder ins wesentlich weiter entfernte Burgund fahren muss. Und sie wählt für die Räume, in denen sie seit 40 Jahren Ausstellungen einrichtet. Das ist in jeder und einer Gruppenausstellung wie „sept-ember“ ganz besonders spürbar, als Qualität im Einzelnen und im Verbund. Mutige Verrücktheiten beinhaltet das nicht, aber festliche Harmonie zweifellos und sogar etwas schwächere Bilder werden darin getragen.

Zu den herausragenden Werkgruppen von „sept-ember“ gehören die Blumen – Iris, Mohn, Rosen – von Urs Stooss. Er fotografiert sie und „malt“ dann mit der „Maus“ ein farbintensives Bild daraus. Als Inkjet kommt es auf Baumwolle und wird nun mit Silberpigment und Acryl in ein monochromes Farbbett gelegt, das die Blumen und ihre Schatten frei stellt. Dadurch erreicht Stooss ein feines Relief, das dem Motiv eine geradezu räumliche Präsenz verleiht.

Gewicht hat in der Ausstellung vor allem auch Marc-Antoine Fehr, insbesondere durch zehn kleinere Arbeiten. Seine technisch sehr traditionelle Ölmalerei charakterisiert sich dadurch, dass es dem Künstler, oft nur durch die Lichtführung, immer wieder gelingt Unspektakuläres geheimnisvoll aufzuladen. So wird in „Intérieur avec Ruth“ der Spot von rechts oben, der auf die linke Gesichtshälfte einer Frau auf einem roten Sofa und weiter auf ein paar Bücher auf einem Tisch fällt, zum stummen „Erzähler“ von Dingen, die wir nicht sehen, aber plötzlich zu spüren meinen.

Mit der Kraft und der Präsenz von Dingen, einschliesslich Landschaft, setzt sich auch Bendicht Fivian auseinander, allerdings geht es hier viel mehr um das Brechen des „Magischen“ in Alltägliches, das durch seine Nicht-Bedeutung unverhofft zur Metapher eines schlichten, aber nicht minder präsenzbewussten Daseins wird.

Wie es gelingen kann, Tradition nicht verstauben zu lassen, zeigen die Aquarelle von Samuel Buri. Kein Motiv, das nicht ähnlich schon gemalt worden wäre, aber die malerische Souplesse, mit welcher Buri einen weissen Gartenstuhl und seinen violetten Schatten in eine rosenbestockte Gartenecke stellt, die haben seit Matisse nicht viele erreicht.

Des weiteren ist Guido Nussbaum ist mit seinen Weltkugeln präsent, Flavio Paolucci mit einer Reihe von Collagen und Andy Wildi mit surrealen Stilleben.

Info: Bis 4. Oktober 2008. Di, Do, Fr 14 – 18 Uhr, Sa 14 – 17 Uhr.  Apéro: 21. September 11 bis 13 Uhr.