25 Jahre Photoforum Biel

Fahne hoch für die Fotografie


1984 startete das Photoforum in drei Klassenräumen des Progymnasiums an der Seevorstadt 71  (also praktisch in den heutigen Sälen) seine Ausstellungstätigkeit. Mit klassisch schwarz-weissen Aufnahmen von Peter Gasser.

Eine öffentliche Institution, die ausschliesslich Fotografie zeigt, war damals eine Pioniertat. In Biel war sie Frucht vorausgehender Aktivitäten. Sowohl der Vater des Photoforums, der einstige Bieler Kultursekretär Francis Siegfried, wie der Fotograf Marco Paoluzzo zeigten schon Jahre zuvor  in kleinen Rahmen, was Original-Fotos in Bilderrahmen auszudrücken vermögen. Henri Favrod drückte es 2001 anlässlich der Verleihung des Kulturvermittlungs-Preises an Siegfried und die Fototage so aus: „Als ich das Fotomuseum Lausanne gründete, war Francis schon seit Jahren an der Arbeit!“

Mit enormem Elan holte das Photoforum bedeutende Schweizer Fotografinnen und Fotografen nach Biel und bot den hier Tätigen ein Fenster zur Öffentlich-keit. 1985 fanden nicht weniger als neun Ausstellungen mit 14 Beteiligten statt. Zu sehen waren unter anderem Portfolios von Dominique Uldry, Henriette Gindrat, Christian HeImle, Iren Stehli, Monique Jacot, Marco Paoluzzo und Jeanne Chevalier.

1987 konstituierte sich das Photoforum als Verein, mit Francis Boillat, Georges Luks und Heini Stucki und anderen im ersten Komitee. Gleichzeitig dislozierte das Forum ins Museum Neuhaus, bis es 1991 an den ursprünglichen Ort zurückkehrte. Von Anfang an ist es Siegfried ein Anliegen, das Photoforum national zu vernetzen; mit anderen Institutionen, Schulen, Fördergremien, aber auch mit der Weihnachtsausstellung, an welcher sich Fotoschaffende aus der ganzen Schweiz beteiligen können.1994 wird das Photoforum Teil der Institutions-Gemeinschaft Centre Pasquart.

Noch ist das Photoforum eine kleine Institution. Ehrenamtlichkeit und kaum Subventionen setzen Grenzen. Doch Idealismus und Engagement überwinden immer wieder Hürden. Die Gründung der Bieler Fototage 1997 ist ohne das  vom Photoforum geschaffene Klima nicht denkbar. 

Ein grosser Schritt ist  2000 die Eröffnung des „neuen“ Centre Pasquart, das dem Photoforum eine Verdoppelung der Räume und eine Erhöhung der öffentlichen Subventionen bringt. Mit der Ehrung für kulturelle Verdienste 2001 bringt die Stadt zum Ausdruck, das Biel dank dem Photoforum zur Fotostadt geworden sei.

2003 findet der Wechsel von Francis Siegfried zu Daniel Müller statt. Eine gelungene Installation im Korridor des Photoforums (Bild) gibt Einblick in die rund 200 Ausstellungen der letzten 25 Jahre.

Kommentar

Fotostadt Biel

Dass sich das Photoforum 25 Jahre nach seiner Gründung nach wie vor im Aufwind befindet, ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte, sondern ein schönes Beispiel dafür, was persönliches Engagement bewirken kann.

Im konkreten Fall gehört der grösste Blumenstrauss Francis Siegfried. Aber nur in einem Umfeld mit dem Potenzial von Mitstreitern und Mitstreiterinnen kann es gelingen, eine Kraft zu entwickeln, die schliesslich die kulturelle Identität einer Stadt von 50 000 Einwohnern mitbestimmt. Biel ist heute „Fotostadt“ (und vieles mehr).

Das Photoforum hatte das Glück, im richtigen Zeitpunkt auf das richtige Pferd zu setzen, denn ab Mitte der 1980er-Jahre fällt die Schranke zwischen angewandter und freier Fotografie zusehends. In einem Umfeld, in dem erst wenige Fotoinstitutionen tätig sind, kann Biel einladen wen immer es möchte und schnell gute Qualität zeigen.

Heute ist die Situation wesentlich schwieriger – die Museen zeigen Fotografie, keine grössere Stadt ohne Foto-Galerien und Fotoforen. Überdies ist  die grossformatige Kunstfotografie in der Herstellung sehr teuer und die Künstler erwarten bei Einladungen Produktionszuschüsse. Das Photoforum hat darum gut daran getan, der Fotografie zwischen Reportageinstrument und freiem künstlerischem Medium stets besonders viel Raum  zu gewähren und so ein eigenes Profil zu halten. Denn auch mit städtischen Subventionen von aktuell 180 000 Franken (plus 20 000 Franken vom Kanton Bern) wachsen die Bäume nicht in den Himmel.

Dennoch sollte die Devise für die Zukunft nicht nur das seit der Erneuerung des Vorstandes verstärkt formulierte Ziel einer stärkeren Stimme im nationalen Konzert sein, sondern auch etwas mehr Mut zum Risiko beinhalten. Risiko sowohl was Inszenierungen anbetrifft wie den Umgang mit dem Medium zwischen Authentizität und digitaler Manipulation, aber auch den bearbeiteten Themen selbst. Wann hat eine Ausstellung im Photoforum je einen Leserbrief provoziert? Oder gar die Medien aus Zürich nach Biel gelockt? Da ist für die Zukunft noch Arbeit angesagt!


Der Verein

Das Photoforum Pasquart wird vom Verein Photoforum getragen. Dieser umfasst rund 600 Mitglieder in der ganzen Schweiz.

Präsident ist Alain Sermet, Direktor Daniel Müller.

Die Mitgliedschaft ist Voraussetzung für die Teilnahme an der „Selection/Auswahl“ (früher Weihnachtsausstellung).

Die jurierte Ausstellung findet parallel zur Weihnachtsausstellung im Museum Pasquart statt.

Aus Anlass des 25-Jahr-Jubiläums beträgt der „Prix Photoforum“ heuer dank einem Sponsor erstmals 10 000 Franken (bisher 5000).