Bronze und Eisen Erwin Rehmann im Dialog Rehmann Museum Laufenburg 2009

Als der Lehrling mit dem Meister….

www.annelisezwez.ch    Annelise Zwez in Aargauer Zeitung vom 8. Juli 2009

Laufenburg  Das Rehmann Museum stellt das Frühwerk des Fricktaler Bildhauers in Dialog mit den Grossen seiner Zeit; auf erstaunlich hohem Niveau.

Das Rehmann Museum widerlegt das Vorurteil, kleine monographische Museen zeigten kaum je Wesentliches über das hauseigene Werk hinaus. Cornelia Ackermann,  seit 2008 künstlerische Leiterin des Museums, ist es mit der Ausstellung „Aus Bronze und Eisen“  nicht nur gelungen, Werke von Erwin Rehmann aus den 1940er bis 60er-Jahren in Dialog mit Wilhelm Lehmbruck, Jean Arp, Germaine Richier, Robert Müller und anderen zu stellen, sondern auch wichtige Arbeiten derselben ins Fricktal zu holen. Pointiert könnte man sagen, Arps „Croissance“ von 1938/60 und Müllers „Sangsue“ von 1958 seien allein schon eine Reise nach Laufenburg wert.

Das Intro ist köstliche Aargauer Kunstgeschichte. Rehmann war 1947/48 Assistent von Eduard Spörri (1901-1996)  in Wettingen. Die Gegenüberstellung zweier kniender Frauenfiguren in traditioneller Bildhauersprache entlockt dem heute 88-Jährigen ein Schmunzeln: „Ja, ja, damals sei Spörri schon noch besser gewesen als er“. Im Atelier befand sich auch eine Skulptur von Wilhelm Lehmbruck (1881-1919). Als der Lehrling einen klassisch vornüber gebeugten „Lehmbruck“-Kopf modelliert, stellt ihn Spörri in die „Besenkammer“.  Da weiss Rehmann: Jetzt ist es Zeit zu gehen. Die Ausstellung zeigt den erstaunlichen „Lehmbruck“-Rehmann vis-à-vis mehrerer Werke Lehmbrucks aus einer süddeutschen Privatsammlung.

Im Bronze-Kabinett halten Arp, Richier und Rehmann Zwiesprache. Richiers 1943 entstandene „Fechterin“ (Kunsthaus Zürich) ist begeisternde Verkörperung weiblicher Kraft – doch als Rehmann Richier 1951 besucht, steht er in seinem eigenen Schaffen im Bann Jean Arps und Henry Moores und sieht von einem Unterricht bei der französisch-schweizerischen Künstlerin ab.  Während Arp  mit „Croissance“ – einem Legat des Rehmann-Mäzens Heinrich Gebert ans Museum Liner – in Laufenburg hochkarätig vertreten ist, fehlt Henry Moore (1898-1986) – der grosse Engländer der weichen, durchbrochenen Körpervolumen.  Da stiess die Kuratorin  auf der Suche nach Leihgaben an Grenzen.

Das Obergeschoss fokussiert das Material Eisen, das in Rehmanns Schaffen – analog der Schweizer Plastik der Zeit – ab 1958 ins Zentrum rückt. Von einer Beeinflussung durch Robert Müller und Bernhard Luginbühl kann da nicht mehr gesprochen werden. Es ist ein Kräftefeld an der äussersten Grenzen von Figürlichkeit und Abstraktion, das sich da manifestiert. Ein Feld, das den Widerstand des ehernen Materials als Herausforderung versteht und durch Gestaltung überwindet.

Die Ausstellung setzt die drei gleichwertig in Szene, wobei Rehmann durch Arbeiten aus derselben Epoche im Park dennoch klar Hausherr ist. Während man Skulpturen von Luginbühl oft begegnet, hat die Präsenz Müllers mit selten zu sehenden Werken aus einer Privatsammlung Highlight-Charakter.

Die Ausstellung könnte hier enden. Sie wagt aber die Weiterführung in die Gegenwart. Josef Maria Odermatt (geb. 1934) zeigt eine sehr schöne Gruppe von Eisenplastiken, die man als europäische Minimal-Art bezeichnen könnte.

Die Luzernerin Barbara Jäggi (geb. 1956) setzt zum Schluss  einen Kontrapunkt. Mit  Hohlräumen, Lichteinfällen und geradezu textiler Verarbeitung gewalzter Stahlbleche zeigt sie auf, dass man mit Eisen auch ganz anders arbeiten kann.

Laufenburg. Rehmann-Museum, bis 20. Dezember 2009. Mi,Sa,So 14-17 Uhr. Veranstaltungen: www. rehmann-museum.ch

Bilder (azw)

Erwin Rehmann:  „Feminité“,  Bronze, 1951/55

Robert Müller: „Sangsue“ (Blutsauger), Eisenplastik,1958

Barbara Jäggi: Raumaufnahme in Laufenburg.