Impression Jahresausstellung Druckgrafik Kunsthaus Grenchen 2009

Eine Hommage an die Vielfalt der Druckgrafik

www.annelisezwez.ch     Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 28. Nov. 2009

Eine erstaunlich illustre Künstlerschaft ist im Kunsthaus Grenchen zur zweiten „Impression“ versammelt. Die Jahresausstellung ist eine gelungene Hommage an die zeitgenössische Druckgrafik.

Fast dreimal so viele Dossiers hatte die dreiköpfige Jury der „Impression“, der  heuer zum zweiten Mal durchgeführten Druckgrafik-Jahresausstellung im Kunsthaus Grenchen, zu sichten und zu beurteilen. Das ist ein Erfolg. Er spricht sowohl für den gewählten Modus, wie auch das Engagement von Eva Inversini und ihrer Crew bei der Ausschreibung.

Zur Eingabe berechtigt waren Kunstschaffende aus einer weit gefassten Region sowie, als Gäste für 2009, im Raum Aargau/Zürich tätige. Aus den insgesamt 109 Bewerbungen hat die Jury mit Michéle Dillier vom Atelier de gravure in Moutier, Paul Tanner, dem Leiter der Graphischen Sammlung der ETH Zürich und Christoph Vögele, Direktor des Kunstmuseums Solothurn 21 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt und 14 aus demselben geographischen Umfeld zusätzlich direkt eingeladen. Dass der Grossraum Aargau/Zürich für die Region eine harte Konkurrenz war, sei nicht verschwiegen. Die 11 Kunstschaffenden bilden nicht nur die Minderheit, sie sind auch mit ihren Werken nur selten die Eye-Catcher.

Was gesamthaft auffällt, ist die Experimentierfreude der Kunstschaffenden im Umgang mit den Möglichkeiten druckgrafischer Techniken. Die alte Tradition der Grafik als Vervielfältigungsmedium spielt nurmehr selten eine Rolle. Ausser etwa beim diesbezüglich raffinierten Projekt von René Zäch (Biel), der „Solarpanels“ druckte und diese logischerweise als Multiplikation präsentiert. Hingegen findet man überraschend viele Heliogravüren, die als unterschiedlich anwendbare Kombination von Lichtbild und Kupferdruck zur individuellen Handhabung geradezu herausfordern.

Genannt seien zum Beispiel die mehrfach belichteten und schliesslich mit dem Pinsel subtil überarbeiteten Stadt-Landschaften von Ursula Jakob (Burgdorf) oder die doppelt mit Licht spielenden „Lüster“ von Pascal Danz (Zürich). Da gibt es aber auch klassische Radierungen,  unter anderem vom Zürcher „Altmeister“ Peter Bräuninger, traditionelle Lithographien, mit Farbe spielende Siebdrucke; sehr schön das konstruktiv-naturhafte Blatt von Sonja Kretz (Aarau). Die Reihe der Techniken listet auch „digitaler Airbrush“, „Gumprint“, „Linoldruck“, „Holzschnitt“, „Micro Piezo Print“, „Zinkographie“ und mehr auf.

In der Fangemeinde der Druckgrafik spielt die Technik eine wichtige Rolle, da sie selten auf den ersten Blick durchschaut werden kann und im Indirekten des Abdruckes immer etwas Geheimnisvolles in sich trägt. Ein Beispiel: Rosina Kuhns vereinzelte Halbfiguren in fast monochromer Landschaft sind eigentlich gemalt, aber als Monotypie, als durchgewalzter Abdruck auf kostbares Papier, wirken sie wie an einem fremden Ort, nicht mehr greifbar, nur noch sichtbar; die Frauengestalt im Teich wird zur Ophelia.

Einen inhaltlichen, stilistischen oder motivischen roten Faden gibt es nicht, gibt es in keiner „Weihnachtsausstellung“. Es gibt Figürliches, Landschaftliches, Konstruktives, Naturhaftes, Erzählerisches, Dokumentarisches – mal zeichnerisch, mal malerisch, der Fotografie oder

-kopie Nahes, der Collage verwandtes und so weiter. Was sich einschreibt, ist letztlich die Kraft aus der Kombination von Motiv, Handhabung und Technik – so Unterschiedliches wie die betont gekratzten, bildfüllenden Selbstbildnisse von Heinz Peter Kohler – mit 74 Jahren der Doyen unter den Teilnehmenden – oder die sinnlich-malerischen Überlagerungen von Jörg Mollet (Digitaler Airbrush); so Geheimnisvolles wie die surrealen „Anleitungen“ von Selina Reber – mit Jahrgang 1985 die Jüngste im Feld – die als Siebdruck auf Ziegenpergament gedruckt sind oder die „gefällten“ Hochsitze der Zwillinge huber.huber (Holzschnitt/Lithographie).

Zu „Impression“ gehört auch die Einladung an eine Kunstschule, sich mit einem Druck-Projekt einzubringen, diesmal die F+F Schule für Kunst und Mediendesign, Zürich.

Die Teilnehmenden aus der Region

Die Region umfasst den Raum Biel-Jura-Solothurn-Burgdorf-Bern.

Aufgrund ihrer Dossiers mit dabei: Romain Crelier, Jakub Degler, Ursula Jakob, Adrien Jutard, Heinz-Peter Kohler, Jörg Mollet, Daniel Spörri, Selina Reber, Ulrich Studer.

Zusätzlich eingeladen: Jean Pfaff, René Zäch

                                                                                                         

Bildlegende:

v.o.n.u.:

„Sammler“ (Hochdruck) von René Zäch (geb. 1946/Biel); „immer, überall“ (Heliogravüre) von Ursula Jakob (geb. 1955/Burgdorf). Ausstellungsansicht Grenchen.

Mehrteilige Lithographie übermalt von Dominique Lämmli

„ohne Titel“ (Tiefdruck/Unikat) von Jakub Degler (geb. 1976/Bern).