Susanne Schär und Peter Spillmann (supe) im Espace libre Biel 2009

Eine Halfpipe für beschwingte Gedanken

www.annelisezwez.ch       Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 5. Mai 2009

Als „Gedankenfreiraum“ sieht das Künstlerduo Supe (Susanne Schär und Peter Spillmann) die „Halfpipe“, die sie im Espace libre des Centre Pasquart aufgebaut haben.

Seit dem gemeinsamen Besuch der Medienkunst-Klasse an der  Hochschule für Kunst und Gestaltung in Basel (1999 – 2002) arbeiten die Bernerin Susanne Schär (geb. 1967) und der  Urner Peter Spillmann (geb. 1964) zusammen. In zahlreichen, im In- und Ausland jeweils vor Ort realisierten Arbeiten haben sie sich mit vorgefundenen Räumen und Spuren von deren Geschichte auseinandergesetzt. In Installationen wie „Stock“ „Inventory“ oder „Box“ suchten sie Architektonisches und Soziales zu „geheimem Leben“ zu verbinden, oft indem sie Skulptur und Video kombinierten.

In der für den Espace libre der Visarte Biel  realisierten Raum-Skulptur „dazwischen“ arbeiten sie nicht mehr mit Fundstücken, sondern setzen  bei früheren Projekten neu an. 2007 zum Beispiel schufen sie für das Bieler „Lokal.int.“ die Arbeit „Matruschka“, die mit  dem Aussen-Raum und der Verdoppelung im Innern sowie deren „Video-Überwachung“ spielte.  Wie immer bei „Supe“  ist Skulptur nie nur Architektur-Form, sondern immer auch  auf die Evokation eines Geschehens angelegt.

Im Espace libre wird die Form, die Skulptur, die unmittelbar an eine „Halfpipe“ für Skateboarder erinnert, nicht durch ein Video unterstützt. Sie muss aus sich selbst sprechen. Mit einem kleinen „Wink“; in der Ecke beim Eingang findet sich nämlich, in den Boden eingelassen, eine LED-Anzeige, auf welcher die Worte „Stand“ und „Still“ zu lesen sind. Spricht man die Worte englisch aus, so ergibt sich ein „Standstill“, was auf ein angehaltenes Video hinweist, liest man die Worte  aber phonetisch, so ergibt sich das schweizerdeutsche „Stand still !“.
Zweifellos ist dieses Doppelspiel von seiten des Künstlerpaars gewollt.

Wir sollen also stehen bleiben, den Film der Zeit anhalten und uns virtuell zu „Skateboardern“ machen und eine Gedanken-Runde drehen, springen und tanzen. Die Künstler legen uns hiefür den roten Teppich aus und geben auch gleich den Schwung mit. Allerdings Vorsicht: Für einen Salto mortale fehlt der Platz.

Der skulpturale „Gedankenfreiraum“, den „Supe“ in aufwändiger Arbeit konstruierten, hat indes nicht nur eine gedankliche Ebene, sondern geht auch sehr bewusst und in stimmigen Proportionen mit der Architektur um. Das heisst, der langgezogene Raum wird durch die Skulptur von gegen neun Meter Länge und zwei Metern Höhe  aus seinem statischen Verharren herausgekitzelt und in Schwingung versetzt. Das schafft Dynamik. Darüber hinaus setzt der rote Teppich sowohl malerisch wie als Ehrerbietung für VIP’s  einen geradezu feierlichen Akzent im Vergleich zu den  graubraunen, rohen, Jurasteinen.

Susanne Schär und Peter Spillmann haben für Biel eine präzise, durchdachte Installation geschaffen, die in den Hintergrund treten lässt, dass sie natürlich nicht die ersten Künstler sind, welche die „Halfpipe“ in die Kunst transferieren; Olivier Mosset und John Armleder machten das als wohl Erste bereits 1993 und dann wieder  2003 im Museum in Lausanne.

Info: Der Espace libre hat dieselben Öffnungszeiten wie Museum und Photoforum Pasquart,  Mi – Fr 14-18, Sa/So 11-18 Uhr (bis 31. Mai)

Bildlegende:
Schär/Spillmann:  Die Halfpipe als Skulptur für virtuelle Skateboarder. Bild: azw