Vreny Brand im Kunstmuseum Olten 2009

Die Zeit macht keine Pause

www.annelisezwez.ch   Annelise Zwez in Aargauer Zeitung vom 17. Juli 2009

Die Ausstellungen von Vreny Brand-Peier und Lawrence Lee im Kunstmuseum Olten loten die bildnerischen Möglichkeiten von Erzählen und Schweigen aus. Und beider Thema ist die Zeit.

Uhren, respektive Zifferblätter, gehören neben Körperkleidern und Kleiderbügel,  Bücher, Blättern, Knospen, Schnüren, Tischen, Texten zu den häufigsten Versatzstücken der erzählerischen Bildwelt von Vreny Brand-Peier. „Die Zeit macht keine Pause“ ist denn auch auf einem der mit trockenen Pigmenten auf Leinwand oder Papier gemalten Werken zu lesen. Der Satz gab der Ausstellung den Titel.

Es ist indes nicht das Phänomen der Zeit, das Vreny Brand seit Jahren bildnerisch in Szene setzt – ihre Bilder sind viel eher Bühnenstücke, in denen die immer selben Requisiten immer neue Choreographien proben. Die Zeit ist die Lebensdauer, die Uhr, die tickt und so wie sie an fast jedem linken Handgelenk ihren Platz hat, ist sie auch im Bildtheater von Vreny Brand nicht wegzudenken.
Sie ist hier Pendel dort Juwel eine Krone,  da ein Medaillon, ein Tischblatt, ein Stoffmuster, eine Drehscheibe und so fort. Das Leben sei ein „Tanz auf Zeit“ steht auf einem grossformatigen Bild von 2009.

Es ist nicht die erste Austellung von Vreny Brand im Kunstmuseum Olten; bereits 1993 stellte sie auf Einladung von Peter Killer daselbst aus. Das zeigt einerseits die Wertschätzung auf, welche die  67-jährige Oltner Künstlerin, die lange in Rombach lebte, in der Region geniesst, gleichzeitig aber auch eine gewisse Enge.

Seit den frühen 1980er-Jahren tauchen in den Zeichnungen  von Vreny Brand Netze, zuweilen auch Spinnweben, auf. Damals symbolisierten sie das „Gefangensein“ der Frauen in den ihr zugeschriebenen Rollen. Heute stehen sie, so könnte man interpretieren, für die Begrenztheit des Wirkkreises der Künstlerin, welcher der Ausbruch aus dem Raum Aargau-Solothurn nie gelang. Das zeigt sich geradezu schmerzhaft am Katalog zur Ausstellung, in welchem erneut die langjährigen Oltner Kunstkoriphäen Madeleine Schüpfer und Peter Bloch schreiben, statt junger Kunsthistorikerinnen mit neuen Blickwinkeln.

Nichtsdestotrotz ist Vreny Brands Bildwelt  reich. Der Eindruck des Repetitiven, sich nicht befreien Könnens, ist zwar nicht falsch, aber innerhalb ihrer Welt schafft Vreny Brand eine faszinierende Fülle an Variationen. Diese Welt hat sie sich selbst geschaffen indem sie vor Jahrzehnten schon das Quattrocento – die italienische Frührenaissance – zu ihrer „Heimat“ erklärte. Das Freskohafte ihres Malauftrages gehört ebenso dazu wie die „königlichen“ Porträts im Profil und die Kleiderhüllen in Frontalansicht, vor allem aber auch die Präsenz alter Bücher und (unleserlicher) Texte in „Latein“ oder „Griechisch“. 

Dann aber löst sich die Künstlerin vom Doku-mentarischen und bewegt sich gegenwärtig in der Vergangenheit. Zeitgenössisch möchte man allerdings nicht sagen, denn typischerweise ist im Bild „Die automati-sierte Zeit“ ein mechanischer Aufziehschlüssel zu sehen und nicht etwa ein Roboter.

Eine sinnvolle Ergänzung zur Ausstellung bildet die Video-Installation von Antonia Braun, welche Vreny Brands Arbeiten im öffentlichen Raum vom AKW in Gösgen (1987) bis zum Kantonsspital Aarau (2004) dokumentiert.

Vreny Brand, „Die Zeit macht keine Pause“, Kunstmuseum Olten, bis 30. August 2009. Di-Fr 14-17, Do bis 19, Sa/So 10-17 Uhr. Katalog: Fr. 28.-