www.annelisezwez.ch        Annelise Zwez in Kunstbulletin 7/8 2009 trevordiy.wordpress.com


Die Hauptakzente der grossräumigen Inszenierung von Lucie Schenker (geb. 1943) im Museum Bickel bilden die beiden neuen Arbeiten „Staccato“ und „Vivace“. 

Sie nehmen die Leichtigkeit und das organische Wachstum der Polyethylen-Werke der letzten Jahre auf, führen sie aber zum einen in neuer Materialität zur exakten Form, zum andern als „Wolke“  zum früher werkprägenden Metallgewebe zurück.

„Staccato“ besteht aus zwei frei im Raum schwebenden, von innen beleuchteten Treppen aus hauchdünnem „Ripstop Nylon“, einer High-Tech-Seide wie sie auch für Gleitschirme verwendet wird. „Die Idee dazu“, so die St. Galler Künstlerin, „stammt von den Treppen für Mohameds Aufstieg in den siebten Himmel“.

Transparenz, die in abstrakter Form immer auch Transzendenz mitmeint, charakterisiert das Schaffen Schenkers. Hier nun bildet sich im Staccato von Aufstieg (Treppe 1) und gegengleichem Abstieg (Treppe 2) ein Spannungsfeld, das die Form lichtvoll und federleicht in den Raum weitet. 

„Vivace“ hingegen geht auf die ausgestellten Studien zur Frage, wie sich feste Formen und variable Wolken verbinden könnten, zurück. Das Resultat besteht aus Hunderten von flügelartig ausgefransten, schmalen Metallgewebestreifen. Diese hängen an Nylon-Fäden von der offenen Dachkonstruktion und bilden eine mückenschwarmähnlich vibrierende Wolke. Durch ihre metallene Materialität und ihre Durchlässigkeit umschreibt die Skulptur die Gleichzeitigkeit von physischer Präsenz und immateriell umschriebener Form im Raum. Weitere Arbeiten von 1997 bis heute schaffen Verbindungslinien zum Werkganzen.

 Museum Bickel, bis 26. Juli  www.museumbickel.ch

Bild:

Lucie Schenker: „Staccato“ (Treppe 1), 3.50 x 3.50 Meter, Gleitschirm-Seide, Neon-Röhre. Bild: azw