Ariane Epars: Originaltext  für das Allgemeine Künstlerlexikon Saur/degruyter verfasst 2002

 

 

Epars, Ariane, schweiz. Plastikerin, Rauminstallations- und Objektkünstlerin, Wandmalerin,   * 7.10.1959 Pompaples (VD), lebt in Cully bei Lausanne (VD).

Ariane Epars wächst mit zwei Schwestern auf dem Landwirtschaftsgut der Eltern im Waadtland auf. Naturnähe. Wird Primarlehrerin, unterrichtet in Sentier (VD). Wird Künstlerin. Studiert 1983 – 1985 in Sion (VS) Bildhauerei und Textilkunst; 1985 – 1990 Kunstakademie Genf. Abschluss 1990 (Médias Mixtes). Die Ausbildungszeit ist geprägt von Experimenten mit Materialien. Webt, schweisst, schmiedet, giesst. Misstrauen gegenüber jeglicher Form von Bild und Gegenstand. Interesse an Verschmelzen und neu Formen. Das Atelier als Labor. Kurzzeitig fotografisch tätig; Spiegelungen, Reflektionen im (Natur)-Raum. 1987 Einladung nach Hamburg; Seminar „Kunst und Natur“. Die Begegnung mit der deutschen Kunst erweist sich als prägend. Raum-Veränderungen und Rauminstallationen werden zentral. Erstmals 1989 in Genf: Der mit farbloser Autopolitur geglänzte PVC-Boden lässt den Oberlichtsaal der Kunstakademie in Reflektionen seiner selbst erscheinen. 1990 – 1998 in Hamburg. An die 40 Raum-Arbeiten von Ganderkesee (90) über Hamburg, Bremen, Lausanne, Hannover, Neuenburg, Paris, Genf, Zürich, Barcelona, Freiburg (CH), München, Berlin und Sydney (98) machen die Künstlerin über Europa hinaus bekannt. 1994 Atelier in Paris, Eidgenössisches Kunststipendium. Ab 1996 Jurorin in öffentlichen und schulischen Gremien. 1997 Preis der Irène Reymond-Stiftung, Lausanne. Ab 1998 Wohn- und Arbeitsort in Cully bei Lausanne. Vertritt die Schweiz an der 11. Biennale von Sydney. 1998/99 Lehrauftrag an der Kunstakademie Genf. 1999/2000 Assistentin von Peter Zumthor an der Hochschule für Architektur in Mendrisio (TI). Installationen in Einzel- und Gruppenausstellungen in Basel, Genf, Krakau, Schaffhausen, Bordeaux, Adelaide, Hobart (AUS), München, Bonn und Bern (2002).

Charakteristisch ist, dass A.E. nicht vorfabrizierte Konzepte in die Räume trägt, sondern körperlich und intellektuell auf Architektur, Materialien, Geschichte und Soziales, aber auch Gerüche und Geräusche eingeht. Um sie vor Ort und in der Zeit als zweite Haut zu spüren und aus der erweiterten Körperlichkeit von „Ich“ und „Raum“ heraus sichtbar zu machen. Nicht Spurensuche, sondern Transformation. Auf Sinneswahrnehmungen ausgerichtet. Minimal, unauffällig, zuweilen nur im Licht sichtbar. Meditativ. Immer prozesshaft und eigenhändig ausgeführt. Massgebend ist die Eigenfarbe des Materials. Glaswände mit Melkfett (91), graue Bodenfarbe einem vorgezeichneten Weg entlang (93), mittels Boden-Pfützen ermittelte Umrisslinien (94), Gänge, Wände und Räume mit Parallel-Lineaturen (Kreide, Graphit, Klebeband, Acryl-Wachs). Wandausbesserungen mit Feingips (95), durch Reinigung sichtbar gemachte Durchblicke (98), im Untergrund ausgegrabene Felsformationen (2001). Parallel: Evokation von Erfahrungs- und Assoziationsfelder durch Installationen mit Teppichen, Vorhängen und Raumteilern aus Butterbrotpapier (94), farbiger Wäscheleine (96), doppeltem Abdeckband (96), Umzugsdecken (98), Kleidungsstücken (2001). Arbeitsnotizen in Vitrinen aus Altholz zu Fensterfront hin (99).

Werke der Künstlerin mit Standortnamen: Sozial-medizinisches Institut, Penthalaz (VD); Soft M, Hamburg (mit Hinrich Sachs); Schweiz. Bundesamt für Wasser und Geologie, Biel; Kunstverein Schaffhausen; Waadtländer Kantonalbank, Lausanne.

 

Selbstzeugnisse: Katalog, Galerie im Künstlerhaus, Bremen, 1991. „Esquisses“, Katalog Kunstverein Schaffhausen, 1999. Interview mit Bernhart Schwenk u. Christoph Schreier in „Robert Ryman, eine Hommage“, Haus der Kunst München/Kunstmuseum Bonn, 2000/2001.

 

Ausstellungen E: 1991 Moltkerei Werkstatt, Köln. 1993 Espace d’art contemporain, Lausanne.l 1994 Künstlerhaus Bethanien, Berlin. 1995 Städtisches Museum, Flensburg, Projektraum Centre d’art contemporain, Genf, Kunsthof Zürich. 1996 Espai 13, Stiftung Joan Mirò, Barcelona. 1997 Kunstraum Neue Kunst, Hannover. 1998 Centre d’art Neuchâtel (CAN). 1999 Mire, Genf, Museum Allerheiligen, Schaffhausen. 2001 Contemporary Art Centre of South Australia, Adelaide, Contemporary Art Services of Tasmania, Hobart (AUS), „les halles“, Porrentruy (JU). – G: 1991 „Strassenkreuz“, Kunst im öffentlichen Raum, Hamburg. 1994 „Die zweite Wirklichkeit“, Wilhelms, Stuttgart. 1995 Schweizerische Plastikausstellung Môtiers (CH). 1996 Filiale Basel, Fri-Art, Freiburg (CH). 1997 Künstlerhaus Hamburg; „Perspectives Romandes“, Kunstmuseum Lausanne. 1999 „Efficace et commode“, Museum für zeitgenössische Kunst, Bordeaux. 2002 „Basics“, Kunsthalle Bern.

 

Bibliographie: Pierre-André Lienhard, Kunst-Bulletin 12/94; Rolf Bier, Monica Regas, Katalog Editions Placette, Lausanne, 1996; Thomas von Taschitzki, Kunst-Bulletin 1-2/98; Pierre-André Lienhard, Zsuzsunna Gahse, Katalog Biennale Sydney, 1998; Betty Stocker, Jahreskatalog Kunsthalle Palazzo, Liestal, 1998; „Kunst und Bau – ein Spannungsfeld“, Stämpfli Verlag, Bern, 2001.

 

Annelise Zwez