Stichworte zur Führung im Emma Kunz Museum von Annelise Zwez, Frühjahr 1992

Begrüssung und Verweis auf den Ablauf ( Führung I/II)
Position: Museumsraum Parterre
2.  Wer war Emma Kunz?

Emma Kunz wurde am 23. Mai 1892, abends um 18.45 Uhr in Brittnau geboren. / Zwilling/Skorpion

Kind armer Handwerker.Vater Trinker  Mehrere Geschwister. Volkssschule. Erkannte früh die Möglichkeit, die schwierige äussere Welt durch eine freiere, innere Welt zu kompensieren. 1909 begeht ihr Vater Selbstmord, 2 Geschwister sterben. Durch ihre Kraft, ihre Ausserordentlichkeit und ihre Schönheit ( Innerlichkeit)  wird sie  ( nach H.W. ) zum Mittelpunkt ihrer Familie. Keine Weiterbildung. Gezwungen, Wissen aus sich selbst zu schöpfen. Fähigkeit dazu. Sturm und Drang-Zeit. Reist mit 19 Jahren nach Amerika, um dort ihre Jugendliebe – den Sohn eines protestantischen Pfarrers – zu suchen. ( Das weist auf eine überdurchschnittliche Kraft, auch eine gute Portion Naivität, blindes Temperament, aber eben auch  auf einen ausserordentlichen , für damalige Verhältnisse „männlichen“ Willen, auf die Fähigkeit, aus der Gesellschaft auszubrechen, Normen zu sprengen, das eigene Ich zu leben – das 1911!) Wie sie nach Amerika kam ( ohne Geld), Details ihrer Reise kennen wir nicht. Jedenfalls kam sie schon wenigen Monaten zurück, im Innersten zutiefst getroffen, gedemütigt. Im Dorf gab man ihr den Spottnamen „Philadelphia“. Die Reise war eine Zäsur. Emma Kunz hat aus der Krise gelernt, durch Erfahrung Erkenntnis gewonnen, ist sich ihrer selbst bewusst geworden. In einem Mundartgedicht sagt sie in den späten 20er Jahren, dass sie damals beschlossen habe, nie mehr eine Liebesbeziehung zu einem Mann einzugehen. In den wenigen grundlegenden Texten, die schon über Emma Kunz geschrieben worden sind – alle von Männern – wird diese Gedichtzeile sehr programmatisch gewertet..Ich bin da nicht so sicher  ( haben wir nicht alle im Liebeskummer schon einmal beschlossen, ins Kloster zu gehen?). Dennoch der damals aktuelle Beschluss, setzte Kräfte frei für andere Interessen, die  – gesellschaftlich gesehen – nicht frauenspezifisch waren.

Ueber die Jahre von 1912 bis 1923 wissen wir sehr wenig. Sie lebte in Brittnau in ihrer Familie und arbeitete in der Strickerei. Leider wissen wir auch sehr wenig über ihre Mutter, ausser, einem Foto nach zu schliessen, dass sich die beiden sehr ähnelten. Ebensowenig wissen wir wie Emma Kunz den Maler Jakob Welti kennenlernte, dessen Haushälterin sie ab 1923 jeweils im Sommer war, wenn sich Welti in Lungern ( OW) aufhielt. Vielleicht durch eine Annonce. Jakob Welti – nicht zu verwechseln mit dem Maler Albert Welti und auch nicht mit dem Schriftsteller Albert J. Welti – ( NZZ ) – war ein national nicht sehr bedeutender Maler in der Tradition und im Stil des 19. Jahrhunderts. Ihm verdanken wir indes das „romantische“ Porträt der jungen Emma Kunz mit Gitarre, das im Eingangsraum hängt. ( Gehörte früher dem AT-Verlagsleiter Erwin Hinden, der es später in den Nachlass Emma Kunz übergab.) Das Bild kann nicht von einem Menschen gemalt sein, der sein Modell durch und durch als Haushälterin betrachtete. Daraus schliesse ich, dass Emma Kunz in dieser Atmosphäre durchaus ein Wohlsein empfand, das ihr die Möglichkeit gab, sich mehr und mehr zu entfalten. 1930 erscheint in kleines Gedichtbändchen  mit dem Titel „Leben“ von Emma Kunz. Die teils in Schriftdeutsch, teils in Aargauer Dialekt verfassten Gedichte sind nicht hohe Literatur – die Sprache, das Wort, war nicht ihre primäre Begabung, genausowenig wie der Intellekt in unserem rational geprägten Sinn verstanden. ( Davon mehr später.) Harald Szeemann schreibt, dass die Gedichte „eine lebensfrohe, wenn auch auf den Mann verzichtende (!), gläubige, als Teil einer gottgewollten Ordnung sich fühlende und wirken wollende Emma Kunz. „Ein Vorspiel ist die Welt in unserem Geistesleben. Versuch‘ den hellsten Klang ins Tonbild einzuweben“  ist ein Vierzeiler. Und: „Im Anfang war das Wort: Das Wort ist Gottes Geist, ist Leben, Kraft und Seele auch zugleich“ ein Dreizeiler. Wenn die Gedichte auch in keiner Art und Weise vergleichbar sind mit dem künstlerischen Gehalt der , Zeichnungen, so zeigen sie doch zwei Dinge klar auf, und zwar 1930, noch vor dem Beginn des Pendelns und vor dem Beginn des Zeichnens. Sie spricht vom Klang- und Tonbild – das hat etwas mit Schwingungen zu tun, also das, was später in den Zeichnungen dominant wird. Dann kommt auch klar die Betonung des Geisteslebens, und der erfühlte, moralische Auftrag zum Ausdruck, wobei letzteres natürlich auch als zeitkonform, als damals üblich, bezeichnet werden kann. Die Zeitqualität einer Tätigkeit ist immer gegeben. Dann ist im zweiten Gedicht natürlich die Nähe zur Bibel auffallend, die ja bekanntlich mit „Im Anfang war das Wort“, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“ beginnt.

( Vor mittlerweile etwa 18 Jahren habe ich den Auftrag einer medial begabten Malerin erhalten, einen Katalogtext zu schreiben. Ich  stellte damals das Bild „Im Anfang war das Wort“, eben, an den Anfang. Das „Wort“ war für Ta Mara „göttliche Energie, aus der das Leben in Milliarden von Wandlungen erschaffen wurde“. Ein Satz, der durchaus auch  auf Emma Kunz bezogen werden kann, sind doch – wie wir noch sehen werden – Energie und Wandlung Kernbegriffe für ihr künstlerisches Schaffen. )

Emma Kunz war in Brittnau,im Berner Aargau geboren, war also protestantisch erzogen worden ( Bern verordnete seinen Untertanengebieten 1550 den „Neuen Glauben“ ). Sie hat sich in ihrem späteren Leben indes Mühe bekundet mit den beiden christlichen Haupt-Ideologien, Prot. + Kath.; vermutlich weil ihre eigene, betont christliche Weltanschaung so stark und so eigenständig wurde, dass sie keiner festgefügten Doktrin mehr bedurfte. Ihre Zeichnungen beinhalten diese Erkenntnisse. Es ist in diesem Zusammenhang übrigens interessant, dass Emma Kunz, deren Bilder oft mit fernöstlichen Gedankengut in Verbindung gebracht wurden – sie wurde wenige Jahre vor ihrem Tod sogar angefragt, ob sie nicht als Meisterin nach Auroville, einem geistigen Zentrum in Indien kommen möchte – immer betonte, dass die Menschen ihrem eigenen Kulturraum nach Erkenntnissen suchen sollten und nicht in ihnen wesensfremden. Damit hat sie grundsätzlich recht und doch gibt es im fernöstlichen Sprachbereich die schönsten Worte für die Bilder von Emma Kunz, während unsere, rational geprägte Sprache, oft keine Worte hat für Bereiche, die jenseits der Ratio stehen. Damit ist die Aussenseiterposition von Emma Kunz zu ihren Lebzeiten, und auch heute noch, bereits angedeutet.

Ich habe bewusst etwas vorgegriffen, kehren wir zurück zum Jahr 1930. Emma Kunz ist im Sommer Haushälterin bei Jakob Welti in Lungern – im Winter in Brittnau. Von Zeugenaussagen her wissen wir, dass Emma Kunz um 1933 zu pendeln begann. Wer ihr das Pendel ( Silberkette, Jade, Blei ) schenkte, ist nicht bekannt. Wir müssen uns aber vergegenwärtigen, dass in den 30er Jahren das Pendeln sehr verbreitet war ( Medien ). Und wir wissen ja, was in uns begründet liegt, auf das stossen wir eines Tages, und manchmal braucht es nur sehr wenig, um grosses Echo auszulösen.

Was ist Pendeln?

Verweis auf Wasser, Mineralien – auf bewusste und unbewusste Reaktionen. Auf Magnetismus.

Dass der Maler Jakob Welti für Emma Kunz nicht unbeutend gewesen sein kann, können wir daran ablesen, dass sie mit dem Beginn des Pendelns, ihre Aufgaben als Haushälterin aufgibt, und nunmehr Gesellschafterin ist im Hause Welti. Da müssen wichtige Diskussionen stattgefunden haben. Ihr Pendeln gilt in dieser Zeit wohl noch nicht grossen geistigen Zusammenhängen – oder – anders ausgedrückten – den geistigen Zusammenhängen, so wie sich sich im Materiellen äussern, das heisst im Wasser, das heisst, in der Erde, das heisst im Körper des Menschen. Emma Kunz‘ Freundin, Charlotte Gugelmann-Mordasini berichtet, dass sie Emma Kunz 1936 kennengelernt habe und dass die bald mit ihr begonnen habe, nach unterirdischen Wasseradern und Erdstrahlen zu suchen, um dann mit dem Pendel die  Materie  systematisch nach den ihr innewohnenden, vor allem für die Heilung massgebenden Kräften, Strahlen zu befragen.  Diese Zeit können wir als Lehrzeit bezeichnen. Allerdings: Emma Kunz hat kaum je gelesen. Ganz wenig ist belegt. Werke von Paracelsus zum Beispiel – was ihr Interesse für die Medizin in ihrer Basisausformung, in ihrer Naturnähe dokumentiert. Sie hat sich allerdings Paracelsus vorlesen lassen. Emma Kunz hat trotzdem sehr viel gewusst. Nur hat sie andere Quellen benutzt als wir das in der Schule lernen. Wir wissen alle, dass die Welt nicht dort aufhört, wo sie unsere Sinne und unsere Intelligenz sie wahrnehmen kann, dass unsere Weltanschauung nicht die einzig mögliche ist. Ich verweise auf Emanuel Kant und seine „Kritik an der reinen Vernunft“. Wenn wir uns positiv dazu stellen können, loslassen können, nicht nur den Kopf, sondern auch den Körper als Denkgefäss annehmen können, dann können wir vielleicht auch die Möglichkeit annehmen, dass Menschen mit besonderer Begabung anders denken ( nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch) als wir mit unserem Sinn für Analytisches,Causales, Rationales. Denken wir nur an die Radarsysteme der Vögel, an die  durch Impulse gesteuerten Ortungsorgane der Fische usw. Emma Kunz war keine Intellektuelle in unserem Sinn. Sie eignete sich Wissen durch Intuition an, durch Aufnehmen von Wissen durch Schwingungen, durch Ausstrahlung. Wir staunen heute über die Technik, wie Worte, Schriftbilder, Fotos drahtlos in alle Welt geschickt werden können, wie Computer in Sekundenschnelle ausrechnen, wofür wir mit den herkömmlichen Methoden Jahre hätten. Wir begreifen nicht, wie das funktioniert, aber weil wir sehen können, dass es funktioniert, glauben wir es. Vielleicht wissen wir auch, dass der Mensch nichts erfinden kann, was es in der Natur nicht a priori schon gibt. Ist der Schritt, die Möglichkeit anzunehmen, dass auch Menschen dies unter bestimmten Voraussetzungen können, nun so weit weg?

Dass Emma Kunz so vorging, erklärt sich einerseits durch ihre wohl angeborene Begabung und irgendein Ereignis, das wir nicht kennen, das die Begabung bewusst machte. Thomas Ring – der bekannte Astrologe – kann sie im Astrogramm von Emma Kunz und – eingeschlossen – im Astrogramm unserer Zeit aufzeigen. Davon später mehr.

Emma Kunz muss schon in den 30er Jahren auf ihre spezifische Art heilend tätig gewesen sein, eben durch den Körper, durch Erkenntnis ohne Worte, aber oft mit dem Pendel als „Sprache“ als Bestätigung des intuitiv Erfühlten. Und – ein wichtiges Moment – durch eigene Nachforschungen. Emma Kunz hat nie blind dem geglaubt, was sie gespürt hat, sie hat immer – auf ihre Art – versucht, auf der irdischen Ebene eine Bestätigung zu finden, für das Gesehene, das Erkannte. Sie arbeitete unter anderem auch gerne mit dem Mikroskop. Das gilt für die Naturheilpraktikerin Emma Kunz, über die Ihnen später Anton C. Meier später mehr erzählen wird,ebenso wie für die Zeichnerin. Oder, noch präziser, Emma Kunz hat wohl darum zu zeichnen begonnen, weil sie das Bedürfnis hatte, das in Zwiesprache mit dem Ich Gefundene, in eine Form zu bringen, um sie aufzuzeigen.Hier Abschnitt Naturheilpraxis.

Alle ihre Zeichnungen sind Erkenntnisse, die sie intuitiv zu fassen vermochte und mit den Schwingungen, den Rythmen, den Richtungsweisungen des Pendels übersetzte und schliesslich aufzeichnete. Das alles selbstverständlich in höchster Konzentration, meist ohne Nahrungsaufnahme, und auch meist nachts. Wir haben darauf noch einzugehen. Wir sind da an einem ganz wichtigen Punkt. Denn  das ist das Faszinierende an diesen Zeichnungen, dieses Uebersetzte, diese Umsetzung in eine Form, die losgelöst wirken kann von der spezifischen Frage, vom spezifischen Problem, das Emma Kunz beschäftigte. Die Zeichnungen können das, weil sie ungegenständlich sind, weil sie damit nicht an Zeit gebunden sind, sondern in ihrer Reduktion auf „Mass, Rhythmus, Symbol und Wandlung von Zahl und Prinzip“ wie sie das selbst einmal genannt hat und wie sie 1953 eine Schrift benannte.

Das heisst also, im Moment ihrer Entstehung hatten all diese Zeichnungen einen ganz spezifischen Inhalt. Sie waren Antwort auf eine Frage von Emma Kunz. Diese Fragen konnten medizinischen Inhalts sein, aber auch politischen Charakter haben – man vergesse nicht – 39 bis 45 herrscht 2. Weltkrieg – konnten Zukunftsfragen sein, konnten Emma Kunz selbst betreffen, konnten geistige oder irdische Zusammenhänge anvisieren. Nur in ganz wenigen Fällen wissen wir die Inhalte der Bilder. Emma Kunz hat nie etwas aufgeschrieben. Und zwar bewusst. Ich erkläre mir dies aufgrund zweier Faktoren. Erstens – das entnehme ich den astrologischen  Erläuterungen von Thomas Ring – hatte Emma Kunz den Planeten Merkur, der, vereinfacht ausgedrückt, als Planet der rationalen Intelligenz gilt, im Tierkreiszeichen Stier, also in einem Erdzeichen, in einem sehr naturverhafteten Zeichen, nicht etwa in einem geistigen Luft-Zeichen. Und dieser Merkur steht in einem Oppositionsaspekt zu Mars, der Tatkraft, im Zeichen „Wassermann“. Wenn zwei Planeten in einem 90Grad-Winkel zueinander stehen, heisst das, dass jeder unabhängig vom anderen tätig sein will. Das heisst hier, dass der Merkur, der Verstand, wenig Unterstützung hatte durch die Tatkraft. Selbstverständlich steht der Mars, die Tatkraft, in einer verstärkenden Position zu den Neigungen zum Transzendenten, zum Mystischen, zum Geistigen. Hier heisst das aber, dass die Verstandesebene, die Wort-Ebene könnte man auch sagen – nicht die primäre Ausdrucksform von Emma Kunz war. Darum konnte sie überhaupt auf das schriftliche Wort verzichten, obwohl ihr ihre Erkenntnisse sehr wichtig waren. Dieser Punkt ist wohl nicht ein analytisch bewusster, sondern, wie es eben zu Emma Kunz gehört, ein intuitiv veranlasster.

Der zweite Punkt ist ganz anderer Natur: Emma Kunz war, wie gesagt, eng in den christlichen Glauben eingebunden. Und wir wissen, dass auch Jesus ganz bewusst seine Worte nicht aufgeschrieben hat, wohl wissend, dass aufgeschriebene Worte tausendmal verdreht und falsch interpretiert werden können. Und das wusste sie bestimmt.

Wir sind selbstverständlich auf der einen Seite traurig, dass wir Emma Kunz‘ Erkenntnisse nicht so einfach greifen können. Aber, ich muss das noch einmal betonen, gerade weil wir sie nicht so exakt wissen, nur über die Symbole, die Rhythmen, die Zeichen, die Wandlungen erfahren können, sind sie auch an keine feste Zeit gebunden, sondern zu jeder Zeit voll von innerer Richtigkeit. Ich kann dies verdeutlichen anhand von diesem Bild, das wir als einziges, ziemlich genau deuten können. Ich muss da noch etwas vorausschicken. Wir sehen schon in diesem Raum, bevor wir noch hinauf gehen, dass die Bilder ganz verschiedene Grundstrukturen haben. Es gibt figürliche, es gibt gänzlich symmetrische, axialsymmetrische, kreisende und sich unabhängig von Symmetrie bewegende. Ich meine, dass die figürlichen Arbeiten grossmehrheitlich relativ frühe Arbeiten sind. Das ist indes nicht belegt, ich meine – teilweise intuitiv – zu spüren, dass diese direkte Auseinandersetzung mit dem Menschen, der Figur und ihrer Stellung im Kosmogramm eine Basisauseinandersetzung ist, während gänzlich abstrakte, und ich meine hier vor allem die sehr komplexen, nicht die einfachen, eine Auseinandersetzung spiegeln, die nicht mehr mit dem Individuum zu tun hat, sondern nurmehr rein mit geistigen Schwingungen. Kommen wir also zu diesem Bild.

„In diesem Bild hängt der Mensch mit dem Kopf nach unten, im Dunkeln zwischen den Antipoden Gut und Böse. Der ihn umgebende, helle Stern symbolisiert seine Seele, das gelbe Johanniterkreuz im Zentrum die ihm überantworteten Talente. Das Gute ist durch das Menschenpaar mit dem Kreuz und den vier Elementkreuzen im Zentrum gekenntzeichnet. Das Böse ist dargestellt durch die schwarze Figur, die nur mit dem Querbalken im Zentrum ausgestattet ist. Ihr fehlt die stabilisierende Senkrechte.

Wenn wir die 2 x 7 schmalen, rautenförmigen Stufen als die bereits erwähnte Primärphse verstehen, dann sind wir am Wendepunkt zur geistigen Entfaltung angelangt, gekenntzeichnet durch die gestrichelte, horizontale Linie. Heben wir nun den Menschen, der sich zunächst im Dunkel befindet, über diesen Schnittpunkt als Achse nach oben, zum Licht, sehen wir dass er deckungsgleich wird mit der Figur, die zwischen dem sechsten und siebten Stein der Weisen ( den auf die Spitze gestellten, roten Quadraten) trohnt.

Diese Figur steht im Zeichen des Lichtes und gleicht in ihrer Gestalt einem Engel ( gelb = Lichtfarbe ). Wir sehen die beiden Flügelpaare, das eine braun und nach unten abfallend, das andere gelb und dem Licht zugewandt. Auffallend ist auch hier das Elementenkreuz, das sich durch die beiden Flügelpaare ergibt.

Das braune Flügelpaar beinhaltet das luziferische ( der gefallenen Engel), das Lichtflügelpaar das göttliche Prinzip. Durch eine geistige Läuterung der Menschheit wird das Negative, nämlich das luziferische Prinzip aufgehoben und auf seinen Ursprung zurückgeführt.

Die Engelsgestalt steht durch den siebten Stein der Weisen in direkter Verbindung mit der Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Diese Erläuterung kann uns aufzeigen, wie komplex und wie durchdringend Emma Kunz ihre Zeichnungen gestaltet hat. Diese Komplexität ist auch in allen anderen Zeichnungen enthalten. Nur, meist umgesetzt in  „Gestaltung und Form als Mass, Rhythmus, Symbol und Wandlung von Zahl und Prinzip“ wie sie ja ihre Arbeitsmethode nannte. Wir merken aber anhand dieses Bildes auch, dass wir – geprägt von der Krise des dogmatischen Christentums – Mühe haben, mit den formulierten Inhalten. Das heisst, im Kern wissen wir genau, dass es so ist, aber wir zögern stark, Begriffe wie „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ zum Beispiel zu sagen, weil sie uns in unserer Gesellschaft in gewissem Sinn ins Abseits stellen, weil sie so belastet sind mit Kirchengeschichte. ( Ich als Frau akzeptiere diese Formulierung eh nicht, da das weibliche Prinzip hier ja nicht einmal erscheint, mich also quasi ausschliesst.)

Ich persönlich nehme diese Bild als Informationsquelle sehr ernst, kann es in seinem Symbolgehalt auf viele andere Bilder übertragen, es ist mir Interpretationshilfe, aber ich liebe die ungegenständlichen Arbeiten mehr, weil sie entweder keiner Worte bedürfen oder ich sie mit meinen Worten füllen kann.

Vergleichen wir mit anderen Bildern hier im Raum…….

Die bisherige Interpretation von Bildern von Emma Kunz sagte immer, dass auch die Farben ihre Bedeutung haben im Werk, aber gleichzeitig, dass diese Farben nicht deutbar seinen. Ich glaube das nur teilweise. Klar ist, dass die lineare Struktur die Hauptbedeutung hat. Thomas Ring verweist im Astrogramm auf die lineare Struktur des Widders und die  schwarz/weiss-Tendenz von Zwilling. Aber wenn wir die Farben im Sinne der Astrologie nehmen, dann kommen gewissen Inhalten doch näher, wobei wir daran denken müssen, dass es Emma Kunz bei ihren Zeichnungen nie darum ging, uns gewisse Dinge zu erklären, sondern um selbst zu Erkenntnissen zu gelangen. Darum musste sie auch keine sturen Zugehörigkeiten einhalten.Beispiele. Bevor wir hinauf gehen, will ich noch einml auf die Biographie zurückkommen, die wir irgendwo unterwegs verlassen haben. Nach dem Tod von Jakob Welti kehrt Emma Kunz nach Brittnau zurück. Sie ist als Naturheilpraktikerin und als Zeichnerin tätig. In diese Zeit fällt auch die Vernetzung mit diesem Steinbruch, mit diesem Ort ( Heilung Anton C. Meier/ Aion – A , 1942 ). Sie ist eine Einzelgängerin, geliebt und gefürchtet zugleich. Es tauchen Momente auf, die uns an die alten Zeiten der Hexenverfolgungen erinnern. Weder die Familie noch die Bevölkerung konnte Emma Kunz‘ Tun nachvollziehen. Gut, dass sie einige Freundinnen hatte. Wegen dieser Ablehnung zieht sie 1948 nach Lungern, also dorthin, wo eigentlich die Kernzelle ihres geistigen Tuns war. Doch auch hier begegnet man ihr mit gemischten Gefühlen. Beziehungen ermöglichen es ihr, ein einfaches Haus in Waldstatt im Kanton Appenzell zu bauen. ( Emma Kunz hat eigentlich nie Honorarleistungen verlangt für ihre Tätigkeit, aber zwangsläufig musste sie Geschenke annehmen, so auch dieses Haus.) Hier, wo sie anfänglich niemand kannte, konnte sie ihr heilende Tätigkeit mehr und mehr zurückstellen, um  sich in den letzten 12 Lebensjahren ganz ihrer Tätigkeit als Forscherin, ganz sich selbst könnte man auch sagen, zu widmen. Der grosse Teil des über 400 Nummern zählenden Werkes ist in Waldstatt entstanden. 1963 ist Emma Kunz an Gebärmutterkrebs gestorben. Die Männer sagen natürlich – und das liegt schriftlich vor –  sie sei daran  gestorben, weil sie nie Beziehungen zu Männern gepflegt habe, nie Kinder gehabt habe… ich habe da, wie schon eingangs skizziert, meine Mühe mit einer solch linearen Erklärung. Es ist vielmehr so, dass Emma Kunz, die ja im Aszendenten, der vor allem im späteren Leben zentral ist, Skorpion war und dies mit Haut und Haar und dass die Schwachstelle des Skorpions eben die Geschlechtsorgane sind, das heisst eine gewisse Anfälligkeit ist gegeben. Vielleicht wollte sie eben mehr als dass ihr möglich war. Vielleicht hat sie mehr unter den Anfeindungen gelitten als wir wissen. Vielleicht war sie auch zu stark hin- und hergerissen zwischen ihrem Verantwortungsgefühl gegenüber den Mitmenschen und dem starken Bedürfnis, am eigenen Ich zu arbeiten. Vielleicht hat sie sich auch zu stark verausgabt, zu oft Krankheiten über den eigenen Körper geheilt und  wurde so körperlich angegriffen. Sie war 1963 immerhin 71 Jahre alt. Der Nachlass ging zunächst zurück an die Familie. Um ein Haar wäre er vernichtet worden, doch das verhinderte Anton C. Meier, der davon erfuhr und aus der existentiellen Bedeutung die Emma Kunz für ihn hatte, reagierte und den gesamten Nachlass erwarb und später in Zusammenarbeit mit dem früheren Konservator des Aargauer Kunsthauses, Heini Widmer, und später auch Harald Szeemann der Oeffentlichkeit zugänglich machte, in die Kunst-Diskussion einbrachte.

Wir gehen jetzt hinauf in den oberen Saal, fünf Minuten Pause. Jeder soll die Bilder auf sich einwirken lassen und eines für sich auswählen, nach welchen Kriterien auch immer.

Waren wir unten noch stark in der Welt von Emma Kunz als Person, so sind wir hier in einem abstrakteren Umfeld, in einem eigentlichen Kunst-Museum. Nun müssen wir wissen, dass Emma Kunz nie „Kunst“ gemacht hat in dem Sinne als sie Zeichnungen, Bilder fertigte, die dazu bestimmt gewesen wären, ausgestellt oder gar verkauft zu werden. Emma Kunz Bilder sind keine Kunst-Ware. Sie selber bezeichnete sich als Forscherin. Sie nannte sich übrigens im Freundeskreis nicht Emma Kunz, sondern „Penta“. „Penta“ heisst im Griechischen „Wandel allen Seins“. Bei den Pythagoräern war Penta das Zeichen für Gesundheit. Penta ist ganz einfach ein aus einer Linie gezogenes Fünfeck, also eine geometrische Form. In der Esoterik ist das Pentagramm das Symbol des Mikrokosmos, der inneren Gesetzmässigkeiten. Es ist für uns leicht, zu sehen, dass all diese Elemente sie bestimmten. Wie sie auf den Namen kam – schon sehr früh – wissen wir nicht, wohl intuitiv.

Die Bilder von Emma Kunz sind also – und Thomas Ring erklärt das sehr eindrücklich mit der Konjunktion von  Neptun und Pluto zu Ende des 19. Jahrhunderts – einer Zeit, in der viele grosse künstlerische Reformer geboren wurden –  die sich so nur alle paar hundert Jahre zeigt. Emma Kunz hatte diese Konjunktion – das heisst dieses enge Zusammenstehen zweier Planeten – im Haus des „Lebenshintergründigen“, des hinter dem Leben stehenden. So erklärt sich Thomas Ring das Phänomen, dass ein Arbeiterkind zu solchen Ausdrucksformen überhaupt vordringen konnte. Umsomehr als diese Konjunktion in einer extrem gesteigerten Konstellation zu Mars, der Tatkraft, steht, das heisst, es waren ihr auch die Kräfte gegeben, diese Begabung umzusetzen – die Bilder von Emma Kunz sind so gesehen, nicht auf die Menschheit ausgerichtet, sondern sind, eben, Forschungsblätter. Als  die Werke von Emma Kunz 1973 erstmals im Aargauer Kunsthaus gezeigt wurden – ich habe sie selbst dort gesehen und auch schon darüber geschrieben – war die Reaktion enorm. Ich weiss keine andere Ausstellung, an die sich alle Menschen, die sie gesehen haben, erinnern können. Die Reaktion war aber auch zwiespältig. Der absoluten Begeisterung, der Faszination gegenüber standen jene, die sagten, sie habe ja nicht exakt gezeichnet, die Bilder seien nicht lesbar und es sei höchst fragwürdig, woher Emma Kunz ihre Motivation sie so zu zeichnen genommen habe. Das sei doch keine Kunst. Für mich, damals noch relativ jung, war es keine Frage, um was es bei diesen Zeichnungen ging, denn – und das vermutlich, damals noch recht unbewusst, meine Konstellation – ich kam zur Kunst, weil ich darin, gerade in den frühen 70er Jahren, weltanschauliche Konzepte, Gedanken zu Werden,Sein und Sterben, Gedanken religiöser Natur im weitesten Sinn erkannte. Diese Inhalte faszinierten mich, und dies, wie Figura zeigt, bis heute. Das hat nur bedingt mit mir als Individuum zu tun, sondern vielmehr damit, dass etwa ab 1970 das Wassermann-Zeitalter – man spricht von Paradigmen-Wechsel – Breitenwirkung erreicht. Astrologisch gesehen beginnt es, wegen Zeitverschiebungen in Ansätzen schon sehr viel früher, nämlich Ende des 18. Jahrhunderts, also zur Zeit Emanuel Kants, der als erster, wie bereits erwähnt, unsere Vernunft als absolutes Kriterium in Frage stellt, und zur Zeit der französischen Revolution. Item, das Wassermann-Zeitalter, das vom Planeten Uranus bestimmt ist, kennzeichnet sich durch ein gesteigertes Interesse an intuitiven Zusammenhängen, an inneren Gesetzmässigkeiten, am Jenseits ganz allgemein. Weil gleichzeitig die Frau der Intuition näher steht als der Mann, zumindest in der Entwicklung, die unsere Gesellschaft in den letzten Jahrhunderten genommen hat, ist auch die Frauenbewegung, die ja um 1970 in ihrer ganzen Breite einsetzt, erklärlich. Kehren wir zurück zu Emma Kunz. Ihr Werk wurde dann erstmals öffentlich gezeigt, als die Zeit dafür reif war, als die Kunstwelt erkannte, dass es verschiedenste Methoden gibt, um zu Kunst zu gelangen, dass der Kunstbegriff erweitert werden muss. Darum ist es für uns heute auch absolut klar, dass es sich bei Emma Kunz Werk um Kunst handelt auch wenn sie selbst, zu ihrer Zeit, das eigentlich gar nicht wusste. Es ist an sich erstaunlich, dass sie nie Kontakt aufnahm mit Künstlern, dass sie eigentlich nicht wusste , was in der Kunst vor sich ging, und doch Werke schuf, die genau in diesen Kontext gehören.

Wenn wir unter kunstgeschichtlichen Kriterien an Emma Kunz herantreten, so kommt uns natürlich als erstes die geometrische Kunst, die Kunst nach mathematischen Gesetzmässigkeiten in den Sinn, die ja gerade in der Schweiz, noch präziser, im Raum Zürich, eine Hochburg hat. Nun ist es bei der geometrischen Kunst oft sehr schwierig zwischen Graphik, zwischen Dekoration und inhaltlicher Bedeutung zu unterscheiden. Wenn man aber Manifeste der Konkreten liest, so spürt man doch bei den wichtigen ganz zentrale Bedeutungshintergründe, wenn auch selten so eindeutig in geistige Zusammenhänge weisend. Richard P. Lohse zum Beispiel wertete seine ganz Kunst als Forschungen zum Thema Demokratie. Und es gibt zum Beispiel den Guatemalteken Alfred Jensen, der aufgrund eines Erlebnisses am Grab seiner Mutter – er war damals 7 Jahre alt – die Himmelsrichtungen und die Spektralfarben als den Kern des Seins erkannte und sein ganze späteres, geometrisches Werk auf dieser Erfahrung aufbaute. Er suchte nach Gesetzmässigkeiten, setzte mathematische Regeln fest, kam so zu sehr ornamental wirkenden Kompositionen. Was er suchte war das Licht des Lebens, die Düsterheit des Todes, die Farbe der Kunst. Er suchte ein Muster der Existenz, vergleichbar mit den Strömen der Elektrizität und von Magnetfeldern. Den polaren Anziehungs- und Abstossungskräften.  Wenn wir in der Kunst des 20. Jahrhunderts weitersuchen nach Vergleichbarem, so stossen wir zweifellos auf den Russen Naum Gabo, der ab 1920 zu Raumkonstruktionen vordrang, die formal an gewisse Zeichnungen von Emma Kunz erinnern. Nur eben: Durch konstruieren, nicht durch auspendeln.

Zweifellos müssen wir auch die Ornamentik mit ins Denkfeld nehmen, wenn wir Emma Kunz‘ Werke betrachten. In Kulturkreisen, die aus religiösen Gründen jene darstellerische, vor allem figürliche Aeusserung der Kunst verbieten, kommt den geometrischen Gestaltungsprinzipien besondere Bedeutung zu. Die grossartigsten Beispiele findet man in den islamischen Ornamenten. Die Araber waren auch auch die Väter unser Mathematik. Der Glaube an das Göttliche, das in mathematischen Gesetzmässigkeiten beschlossen ist, verleiht den geometrischen Ornamenten des Islam mit ihren zugrunde liegenden Zahlenbedeutungen den Rang visueller Meditationsanstösse.  Was erstaunlich ist, die Verhältniszahlen, die jene Ornamente enthalten, sind auch in den Werken von Emma Kunz präsent. Was ja eigentlich logisch ist, wenn wir davon ausgehen, dass verschiedenste Methoden, verschiedenste Annäherungsformen an das „Lebenshintergründige“ zu Ergebnissen führen, die als Schichtungen immer dasselbe aussagen. Wir könnten mit Leichtigkeit in die Musik eindringen und dort auch dieselben Gesetzmässigkeiten erkennen. Oder auch die indische Kunst, die Trantrakunst untersuchen und auch dort diese Schwingungen, diese Rhythmen finden. Im Christentum ist dieses geometrische Grundwissen weniger stark in Erscheinung getreten, weil ja auch das Christentum das Bild nicht verboten hat. Einzig in der Dreifaltigkeit als nach oben weisendes Dreieck kommt immer eine geometrische Formel zum Ausdruck. Es gab aber auch bei uns jede Menge wichtiger Mathematiker. Erwähnt sei hier zum Beispiel Leonardo Fibonacci, dessen Zahlenreihe darum heute aktuell ist, weil der berühmte italienische Künstler Mario Merz – er besitzt übrigens ein Lenzburger Bürgerrecht – allen seinen Werken die Fibonacci -Reihe, die 1, 1,2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55…zugrunde legt.

Grosse Beziehung zur Geometrie finden wir selbstverständlich in der Renaissance, die ja die Perspektive in die Kunst einbrachte. Es gibt da zum Beispiel ein Manifest mit dem Titel „De divina proportione“. Kein geringerer als Leonardo da Vinci fertigte die Konstruktionszeichnungen zu diesem Manifest. Dass sich Leonardo da Vinci mit Proportionen und Mensch auseinandergesetzt hat, wissen wir alle, kenne wir doch sicher alle das Manpower-Zeichen das den aufrechten Menschen mit Kreis und Verbindungslinien zeigt. Albrecht Dürer – um hier den deutschen Sprachraum einzubringen- hat 1525 die „Unterweisung der Messung mit Zirkel und Richtscheit“ geschrieben, 1528 vier Bücher von der menschlichen Proportion. Doch lange Zeit war die Mathematik Grundlage für exaktes Abbilden der Wirklichkeit. Was wir indes hier vor uns haben, hat mit Abbild nichts mehr zu tun, sondern viel eher mit Mathematik, die sich über Symbole, über rhythmische Zeichen, über festgehaltene Schwingungsfrequenzen äussert.

Was Emma Kunz von allen anderen Künstlern, die hier genannt wurden, unterscheidet, ist zunächst einmal ihr Geschlecht. Sie ist eine Frau. Damit sei nicht und in keiner Weise gesagt, dass es nicht schon früher Frauen gab, die etwas dazu zu sagen hatten, nur konnten sie ihre Erkenntnisse selten umsetzen, selten nach aussen projizieren oder, wenn sie es getan haben, hat man es ihnen falsch ausgelegt. Es ist indes ein Phänomen bis heute, dass die Mathematik nicht unbedingt die Stärke der Frauen ist. Insofern ist es erstaunlich, dass Emma Kunz die Geometrie als Vehikel für ihre Erkenntnisse gebraucht hat. Aber, und das ist der nächste grundlegende Unterschied zu allem Genannten, sie hat ihre Zeichnungen nicht mit der Ratio erarbeitet, nicht konstruktiv vorangetrieben, sondern ausgependelt. Und das Pendel wiederum hat als Basis eine intuitive – oder eben eine betont weibliche – Struktur. Wir können also feststellen, dass es Emma Kunz gelungen ist, sich sowohl die weiblichen wie auch die männlichen Talente zu Nutzen zu machen.

In der Kunst gibt es den Begriff der „art brut“, der rohen Kunst, die Aeusserungen umfasst, die von Menschen geschaffen wurden, die nicht normierter Teil unserer Gesellschaft waren, die nicht formulieren konnten ,was sie bildeten. Oft, aber nicht immer, waren es sogenannte Geisteskranke. Wir könnten nun veranlasst sein, auch Emma Kunz Werke hier einzuordnen, da sie sich ja dem Markt entzogen haben, da sie nicht als Kunst entstanden, das sie nicht rational erarbeitet wurden. Das ist indes, auch wenn man Adolf Wöfli vergleicht,  falsch. Denn was die „art brut“ in der Regel ( Adolf Wölfli eher ausgenomen ) kenntzeichnet, ist, dass sie kaum Entwicklung aufzeigt. Sie kommt aus dem Urgrund in psychischen Schüben, ist aber niemals Forschungsarbeit. Bei Emma Kunz können wir Entwicklung sehen, auch wenn wir die Chronologie der Arbeiten kaum kennen. Wir sehen, dass sie  immer weiter fortgeschritten ist, auch dass kein Bild dem anderen gleicht, dass kaum Variationen auftauchen. Zwar gibt es Zeichen, die immer wiederkehren. Emma Kunz hat sie gekannt und auch aufgezeichnet. Sie hat ihr Tun analystisch beobachtet und auch 1953 ein Büchlein über ihr Zeichnen herausgegeben, eigentlich in der Meinung, es müssten auch andere Menschen fähig sein, so zu zeichnen. Das ist übrigens das einzige Mitteilungsbedürfnis, das wir schriftlich kennen. Sie war offenbar doch dann und wann hin- und hergerissen, hatte doch oft auch das Bedürfnis, zu erzählen, was ihr gelang. Wir wissen von Zeugen, dass sie oft nach Beendigung eines Blattes – sie arbeitete stets ohne Unterbruch an einem Blatt- eine Freundin anrief und ihr begeistert erzählte, was sie erkannt hatte. Da war Freude, da war Bestätigung, da war ein Glücksgefühl, so vielleicht wie wenn die berühmte amerikanische Künstlerin Agnes Martin, deren Werk eigentlich nur aus Horizontallinien besteht, äusserst reduziert, aber gleichzeitig auch vergeistigt ist, wenn Agnes Martin sagt: Kunst, das sind ganz kurze Momente eines Gefühls der Vollkommenheit. Das sind kurze Blicke in die Ganzheitlichkeit.

Dann gibt es noch eine andere wichtige Abgrenzung. Emma Kunz hat keine mediale Kunst geschaffen. Es hat im Laufe der Zeit immer wieder Menschen gegeben, die in dem Sinne medial begabt waren als sie eine Kommunikation mit einem ihnen fremden Wesen aus einer geistigen Welt treten konnten und und diesen materiell inexistenten Intelligenzen ihre Hand, ihre materiellen Fähigkeiten leihen konnten und so malten, was sie selbst nicht verstanden, was entstand, ohne dass sie darüber die Kontrolle gehabt hätten. Ein sehr schönes Beispiel ist Hilma af Klint, eine Schwedin, die um die Jahrhundertwende enge Beziehungen zum damals in Hochblüte stehenden schwedischen Spiritismus hatte und dann durch diese spiritischen Uebungen in Kontakt mit Geistführern kam, die ihr über mehrere Jahre hinweg, den Auftrag gaben, gewisse Bilder zum Thema „Dualität“ und „Evolution“ zu malen. Dass dabei so grossartige Bilder entstanden, ist, auf der materiellen Ebene, darauf zurückzuführen, dass Hilma af Klint akademisch ausgebildete Malerin war. Emma Kunz war keine mediale Malerin in diesem Sinn. Sie hat keine direkten Kontakte zur Geisteswelt gepflegt oder, anders ausgedrückt, diese Kontakte äusserten sich nur über die Intuition, das heisst durch ein plötzliches Wissen, das in Windeseile Tausende von Faktoren über Raum und Zeit hinweg vernetzt und sich als  „Gefühl“, als „innere Stimme“ manifestiert. Emma Kunz hat ihre Bilder bekanntlich ausgependelt. Das heisst, sie hat sich mit ihren Pendel über ihre Blatt gebeugt, ihre Frage gestellt und dem Pendel zugeschaut, was es darauf antwortet. Nun kann das Pendel natürlich nicht als „Blei“ antworten, aber es kann in direkter Kommunikation mit dieser intuitiven Ebene Wissen aufnehmen und umsetzen in seine Gesetzmässigkeiten, die eben Schwingungen sind. Nicht zufällig behaupten die Astrologen, dass Intuition vergleichbar sei mit Computern und dass die Computer darum im Wassermann-Zeitalter entwickelt worden seien, weil dieses eben der Intuition, dem blitzschnellen Vernetzen von Faktoren, entspreche. Auf Emma Kunz bezogen heisst das, dass sie die Antworten auf ihre Fragen eigentlich in ihrem Körper fand, dass sie aber ein Vehikel brauchte und auch eines gefunden hat, um dieses Gefühl „sichtbar“ zu machen. Das Pendel als Uebersetzungsmodus, wobei Emma Kunz – im Gegensatz zu uns heute – damit auch auf der Wortebene verstand, was damit gemeint war, dort, wo wir uns nur mit Mühe annähern können.

Abschnitt Naturheilpraktikerin:

Wenden wir uns einen kurzen Moment der Naturheilpraktikerin zu.

Emma Kunz hatte Basiskenntnisse der Medizin. Aber das Wesentliche erarbeitete sie sich selbst mit Hilfe ihrer ausserordentlichen Fähigkeiten, mit dem Pendel die Energieströme im Körper zu beobachten, ihre Störungen aufzunehmen und eventuell auch den Standort des Heilmittels zu ermitteln. Das berühmteste Beispiel, ich habe es bereits angetönt, ist die Heilung von Anton C. Meier, der 1942 an Kinderlähmung erkrankt war……Aion A. Bild: grüner Balken: Umgebung Würenlos/Ort. Darüber 7fächrige Strahlung = universelle Energie ( nicht nur physisch). Wirkt materiell, geistig und seelisch. Wirkt auf alle vier Körper, den energetischen, den physischen, den biodynamischen und den mentalen Körper.

Betont sei Folgendes: Emma Kunz, die fähig war, Kräfte zu nutzen und zu aktivieren, die im Menschen grundsätzlich vorhanden sind, wehrte sich gegen die Bezeichnung „Wunder“. Denn sie vertrat die feste Ansicht, diese Kräfte seien durch unsere Kopflastigkeit und unseren Materialismus verschüttet worden und nur wenigen Menschen teilweise geblieben. ( Verweis: Christentum. Urchristentum auf der Basis der Prophetie; Verbote, Hexenverfolgungen etc.) Emma Kunz verwies immer wieder auf die Heilfähigkeit von Aposteln, Jüngern und Heiligen.

Wie sie arbeitete sehen wir an einem anderen Beispiel: Da war ein katholischer Theologe mit einem Augenleiden, der von Arzt zu Arzt ging, um eine Heilung zu finden. Ohne Erfolg. Da riet ihm der Milchmann – also der Mann von der Strasse – doch einmal Emma Kunz aufzusuchen. Sie teilte ihm zu seinem Erstaunen mit, die Rettung sei eine einfache Sache. Die Ursache der Erkrankung liegt in seiner geschädigten linken Niere. Wir sehen daraus, dass Emma Kunz offenbar fähig war, Querverbindungen im  Körper zu sehen und/oder auszupendeln. Kranke Organe senden nicht dieselben Schwingungen aus wie gesunde. Und gestörte Energiebahnen haben eine ganz bestimmte Ausstrahlung. Im genannten Fall, kam eine Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt zustande, der bereit war auf Emma Kunz einzugehen, die Krankheit weiter zu beobachten. Emma Kunz verschrieb eine auf pflanzlicher Wirkung basierendes Heilmittel. Wie kannte sie dieses Heilmittel. Sie hat immer schon Pflanzen ausgependelt, ihre Schwingungen registriert und wohl einerseits intuitiv, anderseits durch Vergleiche  Resultate erhalten. Der genannte Theologe wurde geheilt. Es ist übrigens bekannt, dass sich Emma Kunz in diesem Zusammenhang darüber beklagte, dass es immer mehr Spezialisten gebe und immer weniger auf die Zusammenhänge im Körper geachtet werde. Wir kennen das wohl alle.

In andern Fällen wissen wir, dass Emma Kunz sich eigentlich zu sehr engagierte, das heisst, sie heilte kranke Energien durch ihren Körper, was sie dann selbst schwächte. Das ist in der Heilpraktik an sich eine verbreitete Problematik, vor der sich die Ausübenden schützen müssen. Zweifellos hatte sie auch die Fähigkeit geistige Energie aus dem Universum quasi zu bündeln und auf kranke Menschen zu übertragen. Wie bereits gesagt, hat sie sich aber nie darauf beschränkt, sondern immer im Irdischen nach Erklärungen oder Bestätigung gesucht, auf ihre Art, zum Beispiel durch zeichnen.

Wenige Naturwissenschafter habe zu Lebzeiten Zugang zu Emma Kunz gefunden. Es ist jedoch bekannt, dass gewisse Herren eines Chemiekonzerns regelmässig in Waldstatt vorsprachen, um ihre Medikamente auspendeln zu lassen. Als sie einmal mit einem Tonband, versteckt in einer Tasche, in Waldstatt ankamen, wies ihnen Emma Kunz zu ihrer Verblüffung die Türe.Sie hatte jedoch eine gute Zusammenarbeit mit einem Ostschweizer Apotheker, der regelmässig seine Heilmischungen auspendeln liess. Vermutlich auf ihre Harmonie hin und auch auf ihre Schwingung in bezug zur anvisierten Heilung. Wir sind hier stark im Bereich des Hellsehens, eine Fähigkeit, die Emma Kunz in hohem Masse besass. So kennen wir auch einige Prophetien, die Umwelt und Weltzerstörung betreffen. Zuletzt noch ein Verweis auf die Polarisation von Blumen. Es ist bekannt, dass in Emma Kunz Garten die Sonnenblumen überdimensioniert hoch wurden. Es ist auch belegt, dass es ihr gelang, Ringelblumen zu polarisieren, das heisst durch Energieschübe dazu zu bringen, dass sie direkt aus sich Tochterblüten hervorbringen. Solche Polarisationen gibt es in der Natur von Zeit zu Zeit durch unbekannte Konstellationen, auch im Labor sind schon Polarisationen gelungen, doch für Emma Kunz war das nur eine kurze Zeit der Konzentration. Glücklicherweise hat jemand die Ringelblumen fotografiert.

Es könnten hier jede Menge Anekdoten angefügt werden, Heilerfolge, aufgelistet, doch geht es mir hier eigentlich um die Ganzheit, denn Emma Kunz – das ist nicht nur die Heilpraktikerin, Emma Kunz, das ist vor allem auch die Forscherin.