Ruedi Schwyn Galerie Contempo in Grenchen 1999

Bis die Bildfläche schweigt

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Vor gut 10 Jahren hatte der Bieler Künstler Ruedi Schwyn (geb. 1950) bei Hannes Luterbacher seine erste Einzelausstellung: „Fisch im Hirn“. Die dritte Performance am selben Ort kommt äusserlich einem Bruch gleich. „Memorama“ (eine Kombination aus den Begriffen Memoria und Panorama) sind von der Aussenform her an die Minimal Art erinnernde Wandobjekte. Unmittelbare Artefakte, Spuren, Abdrucke aus der Natur wie sie Ruedi Schwyns Werke in Form von Assemblagen, Installationen und Collagen lange Zeit geprägt haben, fehlen in den neuen Arbeiten gänzlich.

„Die Feldforschung ist zu Ende“, sagt der Künstler und verweist auf den norwegischen Maler Christoph Olaf Jensen, der sinngemäss sagt: Ein Bild ist dann fertig, wenn die weisse Leinwand aufgehört hat zu schreien und durch die Malerei still geworden ist. Diese neue Stille ist in „Memorama“ spürbar, die Abstraktion ist nicht Vereinfachung, sondern Verdichtung; der Wandel ist somit Entwicklung.

Das Schaffen Ruedi Schwyns war immer schon metaphorisch angelegt, die Natur war ihm stets spiegelbildliches Medium, um den Erscheinungsformen der inneren Biographie Gestalt zu geben, und zwar so präzise als möglich. Zuweilen war es angezeigt, von empirischer Naturwissenschaft sprechen. Das ist auch in den neuen Arbeiten so, nur anders. Ihre getreppten Formen entsprechen immer noch geologischen und körperlichen Sedimentschichten.

Doch ihre „Erzählungen“ sind zurückgenommen auf Farbklänge und wenige strukturgebende Formen im Hauptkörper, auf „Lochstreifen“ in tiefer liegenden Zonen. Ob ein „Lesen“ der perforierten Streifen Worte oder Musik ergäbe, ist unklar; vielleicht beides.

Denn der Kern von Ruedi Schwyns künstlerischer Vision geht immer wieder dahin, Gegensätze aufzulösen: in der Natur den Menschen zu finden, in Musik und Performance die Analogie von Körper und Klang usw. Ueberträgt man diese Suche auf den Joseph Beuys nahen Gedanken, dass allem Sicht-, Hör- und Greifbaren energetische Felder zugehören, so ist der Ort der genannt, wo Ruedi Schwyn heute seine „Feldforschungen“ betreibt.