Ankäufe 2001/2002 für die Sammlung der Stadt Biel – eine Auswahl   (Saaltext?)

Die Stadt Biel kauft jährlich für rund 90 000 Franken Werke aus dem weiten Feld der bildenden Kunst (inklusive Fotografie) und äufnet damit ihre je länger je bedeutendere Kunstsammlung. Die Verantwortung für die Ankäufe trägt die Kunstkommission der Stadt. Alle zwei Jahre wird eine Auswahl der getätigten Ankäufe in Form einer Ausstellung gezeigt.

Wie die aktuelle Schau zeigt, spiegeln sich in den Erwerbungen verschiedenste Zielsetzungen. Erste Priorität hat die Förderung und die Dokumentation qualitativ bedeutsamer Kunst aus der Region. Sei sie von Künstlerinnen und Künstlern, die in der Region wohnen und arbeiten oder von Kunstschaffenden, die durch ihre Biographie mit der Region verbunden sind, heute aber anderswo tätig sind. „Region“ meint dabei ganz bewusst ein offenes Feld von Zugehörigkeit (durch Präsenz, Aktivität, Ausstellungen usw. ) und nimmt keine Rücksicht auf das Alter der Kunstschaffenden. Arbeiten von M.S. Bastian, Michèle Dillier, Susanne Dubs, Barbara Krakenberger, Erika und Gian Pedretti, Chris Weibel,   Hannah Külling, Barnie Kiener,  Wolf Zät, H.P. Kohler u.a. dokumentieren diese Haltung im Konvolut der Neuerwerbungen 2001/2002. Es handelt sich dabei ausschliesslich um neue Arbeiten. Seltener werden Werke angekauft, welche die Werkgruppe eines Künstlers innerhalb der städtischen Sammlung  gezielt ergänzen; in den letzten zwei Jahren war dies bei Benedikt Salvisberg der Fall. „Schloss Chillon“, eine wichtige Arbeit aus den 80er Jahren, rundet die Gruppe von Werken in der Sammlung.  Noch einmal anders verhält es sich beim Ankauf einer zweiteiligen Skulptur und zwei Digital/Foto-Arbeiten von Jürg Moser. Hier erachtete es die Kommission als wichtig, dass der in Biel aufgewachsene, in Zürich lebende und seit langem über die Schweiz hinaus Beachtung findende Künstler in der Sammlung der Stadt vertreten ist.

Ankäufe werden aber auch getätigt, um wichtige nationale und internationale Kunstereignisse in Biel durch die Präsenz von Werken zu dokumentieren (soweit dies im Rahmen des bescheidenen Budgets möglich ist). Die eindrückliche Arbeit von Miriam Cahn, die an ihre vielbeachtete Ausstellung im Centre PasquArt erinnert, und die zahlreichen Fotoarbeiten, die im Rahmen der „Journées photographiques“ 2001/2002 sowie an der 2002 durchgeführten „Versteigerung“ angekauft wurden, sind wichtige Beispiele hiefür.

Hauptzweck der städtischen Kunstsammlung ist es, öffentlichen Gebäuden und Räumen der Verwaltung durch Kunst individuelle Identität zu geben. Fast jede Woche wechseln Werke ihre „Besitzer“. Seit die Sammlung digital inventarisiert ist, mehren sich überdies die Anfragen um Leihgaben für Ausstellungen. So „fehlt“ in der aktuellen Auswahl z.B. ein grösseres Objekt von Christoph Lambert, da es gerade auf „Tournée“ ist. Eine gewichtige Rolle spielt im Ankaufskonzept aber auch der Dialog mit dem Centre PasquArt. Wie die parallel laufenden „Spuren“ zeigen, ist die städtische Kunstsammlung ständiger Fundus für Ausstellungen des Museums. Diese Wechselwirkung ist für beide Seiten wichtig; die Stadt kann sicher sein, dass auch Ankäufe, die einen besonderen Ort für die Präsentation brauchen, Öffentlichkeit erhalten und das Museum hat eine grössere Sammlung zur Verfügung.

Die Arbeit in der Städtischen Kunstkommission ist aufwändig und für die Künstler-Mitglieder bedeutet die Wahl in die Kommission (für maximal zwei mal vier Jahre), dass sie in dieser Zeit weder Werkbeiträge erhalten, noch Werke von ihnen angekauft werden. Darum gehört es zur  (ungeschriebenen) Tradition, dass die Kommission  bei scheidenden Mitgliedern einen Atelierbesuch macht und ein repräsentatives Werk respektive eine Werkgruppe ankauft. Die überzeugende Gruppe von Fotografien von Marco Paoluzzo, lange Fachmann für Fotografie in der städtischen Kunstkommission, weist auf diesen Hintergrund. Last but not least darf die Städtische Kunstsammlung immer wieder Geschenke entgegen­nehmen. So erhielt sie 2001 u.a. ein Exemplar der in Kleinstauflage erschienenen, biblio­philen Ausgabe von Novalis‘ „Hymne an die Nacht“, neu übersetzt und illustriert von Laurent Guenat.            August 2003 (azw)