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Die Präzision des Unbestimmten

Zu Jurek Zabas Ausstellung im HansTrudel-Haus in Baden. Mittelland-Zeitung 07_03_03

Fünf Jahre lässt Jurek Zaba (46) in seiner Ausstellung in der Stiftung im Hans Trudel-Haus in Baden Revue passieren. Durch die Motive zwischen Schärfe und Unschärfe hindurch tritt immer eines in den Vordergrund: Die Malerei.

„Die Präzision des Unbestimmten“ hiess 2000 eine thematische Ausstellung in der Galerie Staffelbach in Aarau. Kein Werk war so deckungsgleich mit dem Titel wie jenes von Jurek Zaba. Denn die Qualität seiner Bilder setzt sich aus dem Widerspruch von malerischer Präzision und nie ganz greifbarer Gegenständlichkeit zusammen. Und dies nicht nur in den Unschärfe-Bildern, die einige Zeit fast zum Markenzeichen Zabas wurden, sondern auch in den alten und neuen, die Motive illusionistisch abbildenden Werken.

Ob er die Changeant-Seide zum x-ten Mal neu drapiert und feststeckt, um sie in bisher nie gewählter Farbqualität zu malen oder ob er eine Schneeverwehung in abgestuften Grau-Weiss-Tönen „modelliert“– nie geht es darum, Inhaltlichkeit zu postulieren. Zaba entwirft weder Stoffe für die Mode noch machen ihn die Schneebilder zum Landschafter. Er wählt vielmehr Motive, die wir so gut kennen, aktuell zum Beispiel auch Bücher, dass er sie nicht erzählen muss und sich so die Freiheit schafft, nichts als zu malen.
Da aber ist Zaba Präzision höchstes Gebot. Die hohe Schule der Malerei ist sein Thema. Da fand die Entwicklung statt in den 15 Jahren, da sein Schaffen öffentlich ist und ihm, speziell im Aargau, viel Aufmerksamkeit eintrug. Ihm zuzuhören, wenn er von der „Faktur“ seiner Bilder erzählt, davon wie er mit dem fächerförmigen „Dachs-Vertreiber“ die feuchte Farbe „verschlicht“ (vertreibt), um „nass in nass“ den Schatten eines Strauches oder die Struktur eines Rasens bildnerisch umzusetzen, lässt einem sein Faszinosum der Malerei miterleben. Und es klingt die Konzentration an, mit welcher Zaba sein Metier betreibt. „Wenn ich am Malen bin, muss ich alles um mich herum wegschieben können“, sagt er.

Für die künstlerische Qualität wesentlich ist dabei, dass Zaba seine Meisterschaft nicht zur Virtuosität verkommen lässt, sondern immer den Forscher fühlen lässt. Zum Beispiel indem er in der aktuellen Ausstellung im Hans Trudel-Haus ein aus der Erinnerung gemaltes Bild einem von einer Foto übernommenen Sujet und einem in direkter Anschauung übertragenen Motiv gegenüberstellt. Oder indem er spürbar macht, wie präzise er die Farbnuancierung sucht, die plane Monochromie in subtile Bild-Spiegelung wandelt . Da wird Malerei zu mehr als Malerei.

Und doch ist es letztlich ein Bild, das dem bisher Gesagten in gewissem Sinn widerspricht, das sich am stärksten in die Erinnerung einschreibt. Es zeigt eine Raumsituation mit einer zentral gesetzten Metall-Säule, in der sich Licht spiegelt; in einem seltsamen Klang zwischen Grau, Grün und Gelb. Links und rechts davon orange-braune Zonen, in denen schattenhaft Silhouetten von Figuren auftauchen. Da mischen sich in Komposition und Malerei – dem Künstler ist das durchaus bewusst – die suggestiven, räumlichen Bildsituationen der frühen 90er Jahre mit der malerischen Meisterschaft der Gegenwart. Da findet Zabas Schaffen von ihrer lyrischen Qualität zurück zu einer Bildemotionalität, die überzeugt.