Marie-Theres Amici im Kunstmuseum Solothurn 2003

Was die Hand weiss, wenn der Pinsel malt

www.annelisezwez.ch   Kunstbulletin Februar 2003

Es gehe nicht darum, den Wasserfall zu malen, sondern das Wasser malenderweise neu zu erfinden, sagt die im Solothurnischen aufgewachsene Luzerner Malerin Marie Theres Amici (60).

Im Zentrum ihrer Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn stehen die Wasserbilder der letzten zwei Jahre. Grossformate auf Leinwand, die Wasser im Fall zeigen; mächtig schäumende Gischt da, den Berg hinabstürzende Flut dort. Sich einmal mit dem Licht verbindend, ein ander Mal mit dem Dunkel des Schattens.

Marie Theres Amici ist Landschaftsmalerin. Das Gestrige daran ist im Rucksack, der Blick ist ins Heute gerichtet. Die Künstlerin geht bewusst auf dem Grat. So vielfältig der Begriff „Landschaft“ sprachlich genutzt wird, so komplex sucht sie zu malen.

Da sind zum einen Hunderte von Zeichnungen, die draussen, am Wasser, entstehen; am Rheinfall zum Beispiel, aber auch in den Bündner Bergen. Ein Saal in Solothurn ist ihnen gewidmet. Da kommt das Wissen um die Formen, um die Bewegungen, um das Licht her. Die Hand weiss davon, wenn der Pinsel kraftvoll über die grosse Leinwand streicht, doch der Kopf ist jetzt mitten drin und sucht den Ausdruck dessen, was der Körper damals fühlte, als er das Wasser sah und verbindet es mit dem, was das Leben früher dazu aufgeschrieben hat. Real und übertragen, am Motiv bleibend und sich davon befreiend, gegenständlich und ungegenständlich. Amicis Bilder wollen das eine im andern.

Ergänzend umfasst die Ausstellung einige in den 90er Jahren entstandene Berglandschaften. Sie zeigen wie die Künstlerin sich in der Farbe bewegt, wie der expressive Strich, der Gestus die Unverwechselbarkeit generieren, wie der Blick nie in die Ferne schweift, sondern immer die Nähe, auch die direkte Konfrontation, sucht.

Marie Theres Amici (mit dem Bildhauer Ruedi Blättler verheiratet), studierte in den 60er/70er Jahren in Luzern und in Krakau. Aus familiären Gründen trat sie lange nur als Zeichnerin in Erscheinung. Seit den späten 80er Jahren wird ihr nunmehr malerisches Werk in wichtigen Ausstellungen gezeigt. 1995 erhält Amici den Anerkennungspreis der Stadt Luzern.

Parallel zu ihrer Einzelausstellung zeigt das Museum Teile seiner Sammlung und im Grafischen Kabinett „Echo loten – Bewegung im unbekannten Raum“, eine Ausstellung des von Jörg Mollet und Annatina Graf initiierten „Institut für digitale Kultur“.