Galerie Regina Larsson Siselen/BE Neueröffnung 2006

Etabliertes und Schräges in beherztem Miteinander

www.annelisezwez.ch    Annelise Zwez in Bieler Tagblatt August 2006

Am 25. August 2006 eröffnet Regina Larsson ihre neue Galerie 25 in Siselen. In der umgebauten Dorf-Käserei sind Arbeiten von Ka Moser, Hannah Külling, Simona Deflorin, Ruedi Schwyn u.a. zu sehen.

Schon ihr Vater und ihr Grossvater seien Sammler gewesen und sie könne es nicht lassen, sagt die ursprünglich aus Schweden stammende Seeländer Baukeramikerin, Restauratorin und Galeristin Regina Larsson. Entdecken, sammeln, zeigen, bewahren sind denn auch Tätigkeiten, die sowohl ihr angestammtes Berufsfeld wie ihr Programm als Galeristin charakterisieren. „Bei mir hat alles Platz“, sagt sie, „Altes, Junges, Etabliertes, Verrücktes, Vergessenes.“ Alles, das ihrem Blick Stand hält und nicht einfach Ware ist, sondern Ausdruck einer unbeirrbaren Künstler-Vita, wäre da, von aussen betrachtet, zu ergänzen.

Es war 1993 als Regina Larsson ihre „Galerie 25“ in einem alten Hochstudhaus in Siselen eröffnete. Dass die Galerien in dieser Zeit eher in die Stadt als aufs Land zogen, zeigt a priori das Querdenken der Galeristin. Mit Engagement gelingt es ihr nichtsdestotrotz ein Geheimtipp zu werden – vor allem die sommerlichen Vernissagen im grossen Garten werden bald legendär. Im Konzert der Kunstszene nicht die erste, aber die wichtige zweite Geige zu spielen, zahlt sich aus. Nicht unbedingt finanziell, aber bezüglich Atmosphäre und Verbundenheit seitens des Publikums.

Das Programm ist zunächst auf Bern, zuweilen mit skandinavischem Einschlag, ausgerichtet, später immer mehr auch auf’s Seeland und den Jura; seit längerem gibt es auch eine Achse nach Basel. Die Namensliste reicht von Fernand Larsson über Silly Mano bis Gian Pedretti, von Toni Grieb über Maya Ilg bis Anne Kampmann, von Franz Fedier über Marcel Stüssi bis Suzanne Castelberg.

Mit der Ausweitung zum (Buch)-Antiquariat, mit einer Facette Ostasien, Nachlässen etc. werden die (niedrigen) Räumlichkeiten für die seit 2004 mit Juniorpartner Stefan Vogt geführten Galerie immer enger. Nach Biel ziehen oder in Siselen bleiben? Die Würfel fallen mit dem Angebot, die Alte Käserei in Siselen käuflich zu erwerben. Während knapp einem Jahr baut Larsson mit Helfern und Handwerkern das sich im Dorfzentrum befindende Gebäude grundlegend um.

Die Eröffnungsausstellung spiegelt viele Facetten des Galeriekonzeptes. Da ist zum Beispiel eine Wand mit den zugleich konzeptuellen wie spielerischen, satt leuchtenden Farbfeldrhythmen der Berner Künstlerin Ka Moser (geb. 1937). Von Kraft beseelte Werke älterer Kunstschaffender zu zeigen, ist Regina Larsson ein Anliegen. Da sind aber zugleich die seltsam befremdlichen Kinderbilder der Basler Fedier-Schülerin Simona Deflorin (geb. 1965), die wie aus einer anderen Zeit herausgeschnitten wirken; interessanterweise nimmt dabei die Mode die Option des Zeittransfers wahr. „Entdeckt, fasziniert und in die Galerie geholt“, könnte man dazu aus der Optik Larssons sagen. Klar, dass markante Werke des Basler Outsiders Marcel Stüssi (1943-1997) hängen – unter anderem eine bewusst widersprüchliche Collage aus Fragmenten des Buches „Und die Bibel hat doch recht“ – betreut die Galerie doch seit 2003 den Nachlass des Künstlers.

Niemand spiegelt das Konzept der Galerie so überraschend wie die Arbeiten von Hannah Külling, geht die Bielerin doch immer wieder von Erlebtem aus, das sie auf medial verschiedenste Art mit Zeit- oder Bedeutungssprüngen auflädt. Da ist aktuell zum Beispiel eine Postkarten-Serie von New York von 1987, auf welcher die WTC-Türme mit grauer Farbe unsichtbar gemacht sind – es sei dann man „rubble“ sie wieder hervor … Analog gerät man von der Ausstellung unverhofft ins Archiv der Galerie und ist plötzlich am Stöbern in unbekannten Bildern aus vergangenen Jahrzehnten oder entdeckt an der Wand zwei kleine Chef-d’oeuvres von Lilly Keller von 1959/62 oder Graphiken von Meret Oppenheim. Heute und gestern sind für Regina Larsson keine Gegensätze – für eine Restauratorin eigentlich keine unerwartete Haltung.

Zu sehen ist in der Ausstellung auch eine mehrere Erlebens-Schichten zeigende Installation des Bielers Ruedi Schwyn sowie Papierarbeiten der Bernerin Margrit Rieben, die morgen Sonntag überdies eine ihrer legendären Schlagzeug und „Tanz“ verbindenden Musik-Performances zeigen wird.