Benz Salvisberg in der Snake Gallery in Nidau

Mit Prinz Beno auf dem Bielersee

Annelise Zwez, bis 30. September 2007

Benz Salvisberg (geb. 1943) ist ein Urgestein der Bieler Kunstszene. Seit er von Basel zurück im Seeland ist, hört man wieder von ihm. Aktuell In der Snake-Galerie in Nidau.

Benz Salvisberg hat ein Problem, das er mit zahlreichen heute zwischen 60 und 70 Jahre alten Künstlern teilt. Er war mal schweizweit bekannt und geriet dann ins Offside des Interesses und wird seit her immer an dem gemessen was war und nicht an der Gegenwart.

Seine aktuelle Ausstellung in der Snake-Galerie in Nidau bietet indes über weite Strecken eine positive Überraschung. Der in seiner Malerei Volkskunst und Comic Kombinierende hat alte und neue Arbeiten so gemischt, dass kaum Brüche entstehen. Da hängt, zumindest in Fragmenten, der einst skandalöse und gerade jetzt von der Gegenwart brisant eingeholte, dreiköpfige Bundesrats-Schiessstand von 1985 (mit Furgler, Kopp und Stich?). Er habe nie auf Bundesräte schiessen wollen, aber er denke, wenn Bundesräte schlecht seien, sollte man sie abwählen können, sagte der Künstler 1991 (!) dazu.

Gleich neben den in der Luft hängenden Bundesrats-Kulissen – die Ausstellung gleicht in ihrer dichten Hängung Salvisbergs Alpaufzügen – fährt die „Stadt Biel“ , die so tut als wäre sie die alte „Berna“, auf einem ruppigen Frottétuch über den See. Es ist ein Bild von 2007, das zeigt, dass Salvisberg seine bilderbuchartigen Bildszenen auch heute noch gerne mit Ironie würzt, wenn auch nicht mehr so pointiert wie in den 1960er- bis 1980er-Jahren als er unter anderem mit der Gruppe „Alibi“ (zu der auch der Illustrator Jörg Müller gehörte) Biels Szene aufmischte.

Dazwischen gibt es eine Vielzahl von kleinen und grösseren Arbeiten auf Leinwand oder Japan-Papier quer durch die Zeit, von der Muse, die Prinz Beno am Fuss des Matterhon in Sonntagsmalerart küsst (1980) bis zum „Beno“, der mit einem Bild unter dem Arm und begleitet von Elefanten, Giraffen und Müttern mit Kinderwägen von Biel nach Nidau marschiert (2007).

Die besten Bilder mögen jene sein, in denen Salvisberg das Thema des Alpaufzugs aufnimmt und modifiziert. Da folgen sich kleine, formal reduzierte Szenen von immer wiederkehrenden Figuren so, dass man am liebsten einen Schlüssel hätte, um das Ganze zum Laufen zu bringen. Salvisberg sagte einmal, er arbeite nicht gerne alleine. Das legendäre Bieler Werk-Atelier „Kinder gestalten“ in der Kreativ-Welle der 1970er-Jahre ist ein Zeugnis dafür, wie lange er schon gerne mit Kindern arbeitet respektive sich von ihnen inspirieren lässt. Seine Bilder spiegeln bis heute Salvisbergs Spass am (Kinder)-Spiel, Spass am Kindertheater, am Zirkus auch; oft tritt er selbst darin als „Prinz Beno“ oder als Clown auf und macht sich dabei mit clownesker Wehmut lustig über die eigene Rolle als Maler.

In den letzten Jahren haben Hunderte von Kunstschaffenden verschiedener Sparten Robert Walser als Gevatter bemüht. Es ist also Vorsicht geboten. Im Fall von Salvisberg ist die langjährige Annährung indes eindrücklich nachvollziehbar und die zwei Künstlerbücher zu Walser in der Ausstellung gehören mit zum Kostbarsten der Schau.