Daniela de Maddalena Biel 2007

Im Wasser zwischen den Welten

www.annelisezwez.ch                                               Annelise Zwez in Bieler Tagblatt vom 2. März 2007

Im städtischen Ausstellungslokal der Alten Krone im Ring in der Bieler Altstadt zeigt Daniela de Maddalena Bilder und Objekte. Besonders gelungen: Die „Zwischenwelt“.

 

azw. Schon seit langem ist die Kamera für Daniela da Maddalena ein wichtiges Arbeitsinstrument. Die Fotografie dient der Bieler Künstlerin als Vorlage für ihre  Malerei. Das ist als Methode nichts Neues;  schon die klassischen Bildhauer des frühen 20. Jahrhunderts nutzten Fotografien ihrer Modelle; heimlich freilich. Während heute ganz bewussst damit umgegangen wird, um das Abbild der Realität und die Subjektivität der Malerei in ein spannendes Verhältnis zu setzen.

In der  Alten Krone zeigt da Maddalena vor allem zwei Zyklen: Einen mit Bildern von Wasservögeln –  Enten, Schwänen und Flamingos vor allem –  und einen mit Schwimmerinnen unter Wasser, den sie spannenderweise „Zwischenwelt“ nennt. Dazu gibt es  – wie immer bei dieser Künstlerin – allerhand Umwelt- und Gesellschaftskritisches, das

diesmal mit einem Augenzwinkern

präsentiert wird und dadurch einen satirischen Touch erhält, was die Lust am Verweilen und Bedenken steigert. Erwähnt seien zum Beispiel die Security-Boxes für den Fall einer Vogelgrippe-Pandemie, in welchen selbst Stifte für das  fröhliche Bemalen der Atemschutzmasken nicht fehlen. Oder das Gewürzgestell mit den Feinstaub-Gläsern, jedes versehen mit Datum und Ortschaftsnamen. Dazu ein Video, das zeigt, wie die Künstlerin mit Spritze und Gläsern unterwegs war und bei jedem noch so kurzen Zugshalt hinaus sprang, um die bei ihrer Reise Alarmwerte aufweisende Staub-Luft aufzusaugen und in die Behälter zu pressen.

Die Mischung von Malerei und Welt-Kommentar macht die Ausstellung abwechslungsreich. Zentral sind nichtsdestotrotz die beiden Bildzyklen. Interessant ist zu analysieren, warum der eine viel besser ist als der andere. Bei den Wasservögeln sind die Motive durch und durch vertraut – wer hat nicht einmal eine Entenschar am See oder eine Gruppe von Flamingos im Zoo fotografiert. Um daraus gute Malerei zu machen, hätte die Künstlerin einen Mehrwert (eine Irritation, ein emotionales Moment) integrieren oder so erstklassige Peinture erreichen müssen, dass einem der Atmen stockt. Weder das eine noch das andere ist der Fall und so bleibt es beim fröhlichen Genre-Bild. De Maddalena sagt, der ganze Medienrummel rund um die Vogelgrippe hätte sie animiert. Das mag sein und das wird mit den Security-Boxes auch thematisiert, doch die Bilder selbst vermögen die Verunsicherung, die Sorge nicht zu transportieren.

Anders der Zyklus der Schwimmerinnen. Die Künstlerin verschaffte sich Zutritt zum Schwimmbecken in Magglingen, das von unterirdischen Seitengängen mit Fenstern umgeben ist. Was normalerweise Schwimm-Trainern dient, nutzte de Maddalena für Fotos, die ganz auf die schwimmenden Körper, auf das von oben einfallende Licht, auf die Strudel im Wasser usw.  ausgerichtet sind. Die ungewohnten Blicke, die Wechsel der Perspektiven machen die Fotos spannend, noch bevor die Künstlerin den Pinsel zur Hand nimmt.  Indem sie in der künstlerischen Umsetzung mit Körper, Wasser und Licht spielt, gelingt es ihr etwas von dieser „Zwischenwelt“, dieser ausserordentlichen Situation vom Menschen unter Wasser, wo er eigentlich nicht hin gehört, ins Bild zu bringen und damit die Betrachtenden in Bann zu ziehen und die Bilder in die Erinnerung einzuschreiben.

Info: Bis 11. März 2007 Di,Mi,Fr 16-19, Do bis 21, Sa 10-17, So 11-17 Uhr.