Pat Noser Kunstkeller Bern 2007

Warum nicht Kriegshelden als Motive für schöne Bilder?

 www.annelisezwez.ch  Annelise Zwez in Bieler Tagblatt 08_03_07

In regelmässigen Abständen ist die Bieler Malerin Pat Noser mit ihren Bildern zu Gast in Dorothe Freiburghaus’ Berner Kunstkeller. Aktuell mit Bildern vom Krieg.

Bis zurück ins 18. Jahrhundert war der Krieg der Kunst  immer wieder Thema. Sei es als Historienbild, als brennende Stadt, Bilder von Tod und Leiden. Mit den Kriegsfotografen und ihren Aufnahmen in den Medien, trat anstelle der Fiktion die Realität, scheinbar zumindest. Denn Fotografien sind manipulierte Bildträger. Genau diesen Aspekt nimmt die Bieler Malerin Pat Noser auf und potenziert ihn. Sie malt Kriegshelden, rot glühende Städte, barocke Rauchwolken und anderes mehr in einer Peinture, welche die Bilder glorifizieren und gleichzeitig entlarven.

Malerei, die  zugleich anzieht und abstösst, ist das Markenzeichen der seit anfangs der 1990er-Jahre in Nidau lebenden Künstlerin (geb. 1962 in Aarau). Erinnert sei an das grossdimensionierte „Regenwurm“-Bild, das sie kürzlich an der Weihnachts-ausstellung im Museum PasquArt zeigte. War dort der Tenor, warum dürfen nicht auch Regenwürmer schön sein, so ist es bei den Kriegsbildern, ähnlich wie  seinerzeit bei der Porträt-Kollektion „George W. Bush“ oder, noch früher, beim Barbie-Puppen-Zyklus etwas anders. Hier geht es klar darum, die Erscheinungs-weise der Malerei, die Motive und ihre Hintergründe in einen Reflektions-Kreislauf zu bringen.

Eines der besten Bilder in der aktuellen Ausstellung im Kunstkeller in Bern ist die in schwarz-weiss gemalte Parade der in Bagdad einfahrenden amerikanischen Panzer, welche die Malerei mit einem  gemalten, goldenen Barockrahmen umgibt. Gleich daneben hängt ein Porträt des US-Kriegsfotografen James Nachtwey. Der mediale Hintergrund wird damit klar, es handelt sich durchwegs um Motive, die bereits um die Welt gingen, als aktuelle Zeitungsbilder oder ältere, durch Republikationen immer wieder beschworene Aufnahmen. Das heisst, man findet in der Auswahl ebenso die Rauchwolken von Hiroshima, das brennende Innenministerium Belgrads wie Helden des Irak-Krieges. Es geht offensichtlich nicht um Reportage, nicht um Politik, sondern um Bilder; um Bilder, die erzählen, aber gleichzeitig nur den schönen Schein der Realität abbilden, ob diese nun heutig sei oder gestrig.

„Auswahlkriterium“, so Pat Noser, „ist nicht primär der Aspekt der Bedeutung, sondern die Frage, ob es eine Fotografie ist, die sich malen lässt, denn  beim Arbeiten vergesse ich den Inhalt, da geht es nur um Malerei“. Die Brüche sind somit nicht in den Bildern selbst, sondern werden durch die Bilder in unseren Köpfen ausgelöst. Diese Vorgehensweise mag in sich stimmig sein, für die Ausstellung ergibt sich trotzdem ein etwas diffuser Eindruck. Das heisst, man wünschte sich nicht nur überzeugende Einzelbilder, sondern auch ein etwas präziseres Konzept.

Typisch für Pat Noser ist indes, dass sie die Kriegsbilder gewissermassen austariert, indem sie den fordernden Motiven Werke mit versöhnlichem Inhalt gegenüberstellt, in Bern grün- und lichtbetonte Wald-Szenen auf der Basis eigener Fotografien. Es sind, einem Spaziergang durch den Wald gleich, erholsame Bilder. „Ich kann nicht nur den Krieg malen“, sagt die Künstlerin, „zwischendurch muss ich tanken“. Dass dies nicht neben, sondern in der Malerei stattfindet, weist einerseits darauf, wie sehr Pat Noser eine Vollblut-Malerin ist, aber auch wie nahe für sie Leben und Malerei sind, wie unmittelbares Empfinden und Erleben an der Basis ihres Werkes steht.

Bei der Präsentation im Kunstkeller handelt es sich um eine Doppel-Ausstellung; Mitaussteller ist der Zürcher Philippe Winninger (geb. 1956 in Marseille), der mit vielfarbigen, oft semitransparenten Kunststoff-Gegenständen (Behälter, Werkzeuge etc.) utopische Stadtlandschaften konstruiert, deren fragile Balance einem fast den Atem nimmt. Unschwer zu erraten, dass damit das globalisierte Unternehmen „Welt“ gemeint ist.