Wieder eine Schweizerische Plastikausstellung in Biel

Die 11. Ausgabe soll 2009 stattfinden

Nach Jahren des Dümpelns hat sich die Stiftung Schweizer Plastikausstellung aufgerafft und für 2009 die 11. Ausgabe von Kunst in der Stadt lanciert. Skulpturen wird es allerdings keine geben.

Die Zeit heile Wunden, heisst es. Und so ist offenbar der Katzenjammer nach dem lokal ziemlich ungeliebten, aber international viel beachteten Bieler Kunst-Event „Transfert“ im Jahr 2000 verflogen; insbesondere beim Präsidenten der Stiftung Schweizer Plastikausstelllung, dem inzwischen in Basel tätigen Bieler Architekten Stéphane de Montmollin. Er konnte den Stiftungsrat im Mai 2006 überzeugen, eine Neuauflage zu wagen und einen Konzept-Wettbewerb zu lancieren. Im September 2007 ist nun klar: Gewonnen hat das Rennen der in Genf und Basel tätige Simon Lamunière (geb. 1961), ein erfolgreicher, innovativer und international bestens vernetzter Kunstfachmann, der – wie heute allseits Mode – zugleich Künstler wie Kurator ist.

Nach der von Marc Olivier Wahler kuratierten 10. Plastikausstellung herrschte in der Stiftung Endzeit-Stimmung. Nicht primär weil Gemeinderat Jörg Scherrer damals im Wahlkampf meinte, mit ihm werde es nie mehr Unfallautos geben, die als „Skulptur“ auf einem Parkplatz am Zentralplatz stünden. Grund für die Depression im Herbst 2000 war primär die Erschöpfung der kleinen, meist ehrenamtlich tätigen Crew, aber auch die Einsicht , dass der urbane Raum ein sehr explosives Gefäss für „zündende“ künstlerische Interventionen ist. In der Folge wurde von der Auflösung der Stiftung gesprochen und auch der Posten „Plastikausstellung“ verschwand zeitweilig im Budget der Stadt Biel. Doch ohne viel öffentliches Aufhebens rutschten die 25000 Franken eines Tages wieder hinein, wurde gar auf 50000 Franken erhöht, sodass die Lancierung einer 11. Auflage (seit 1956) heute einen guten Boden hat.

Hochgerechnet und davon ausgehend, dass die Stadt 2009 einen Sondereffort leistet und der Kanton Bern wie früher mitzieht, kann die Basis an öffentlichen Geldern auf mehr als 500000 geschätzt werden. Das scheint viel, doch das reicht heute bei weitem nicht für ein Kunst-Event, das klipp und klar internationale Beachtung finden will. Simon Lamunière, der zugleich als künstlerischer Leiter wie als Finanz-Chef gewählt wurde, hat da ein gewaltiges Pensum an Sponsoren-Bemühungen zu leisten. Optimisten sind der Meinung, mit der Tradition der Plastikausstellungen im Rücken müsste es möglich sein, einen gewichtigen Hauptsponsor zu finden. Hoffentlich.

Grund für den Optimismus ist nicht zuletzt die Meinung der beiden früheren Leiter, Bernhard Fibicher und Marc Olivier Wahler, dass die Ausstellungen 1991 und 2000 zu ihrer Zeit zu den wagemutigsten, zeitgenössischsten und experimentellsten Events ihrer Art gehörten. Vergleicht man Transfert zum Beispiel mit den Skulptur-Projekten in Münster von 2007 – einer der Stationen der „Grand Tour“ dieses Sommers – so waren diese zwar sehr friedlich, aber niemals so gesellschafts-relevant wie die Bieler Ausstellung sieben Jahre früher. Es kommt hinzu, dass Biel sowohl für Fibicher, der danach Leiter der Kunsthalle Bern wurde und heute Direktor des Kunstmuseums Lausanne ist, wie für Wahler, der von Biel direkt nach New York gewählt wurde und heute Direktor des Palais de Tokyo in Paris ist, eine wichtige Karriere-Plattform war. Nicht zuletzt, so zitierte der Sekretär der Stiftung, Pierre-Edouard Hefti, die beiden, weil die Behörden in Biel mit den Anliegen der Kuratoren am selben Strick zogen und damit Kuratoren-Projekte ermöglichten, die in „verbeamteten“ Städten nicht möglich gewesen wären. Das könnte auch 2009 so sein, sitzen doch mit Hans Stöckli und Pierre Yves Moeschler gleich zwei Gemeinderäte im Stiftungsrat.

Noch ist das Konzept, mit dem Simon Lamunière die Eingaben von Christoph Doswald/Dorothea Strauss, Sarah Zürcher/Susanne Wintsch respektive dem Duo von „attitudes“ in Genf ausgestochen hat, unter Verschluss. Sicher ist aber, so Hefti, es wird keine Skulpturen auf Sockeln geben, keine Neuauflage irgendwelcher „Freilichtausstellung“, sondern eine Fortführung der Bieler Ausstellungen von 1991 und 2000, die öffentlichen Raum als Gesellschaftsraum betrachtet und – so ist aufgrund von Lamunières bisheriger Arbeit anzunehmen – das World Wide Web als omnipräsenten, virtuellen Raum miteinbeziehen wird. Angepeilt wird nicht in erster Linie die „Unterhaltung“ der Bieler Bevölkerung – sondern ein Experiment, das die zeitgenössische Kunst weiterdenkt. Dass es vor lauter Neuen Medien und Computer-Kultur nichts Handfestes geben wird, ist allerdings nicht zu erwarten; als Leiter von „Art Unlimited“ – den der Art Basel angegliederten Installationsausstellung – ist Simon Lamunière nicht nur ein Website-Künstler-Kurator, sondern auch ein gewiefter Hardware-Ausstellungsmacher. Den Bielerinnen und Bielern sei heute schon geraten, nicht alles todernst zu nehmen und sich mit viel Humor auf kommende „Provokationen“ einzustellen. Im November wird das Konzept der 11ten Kunstausstellung im urbanen Raum öffentlich vorgestellt.