Museum PasquArt Vor- und Rückschau 2007 2008

Bald goldige Zeiten im Museum PasquArt

Annelise Zwez, Bieler Tagblatt, 23. Januar 2008

Mehr Schulklassen und nationale Anerkennung sind Stichworte zum Rückblick aufs PasquArt-Museumsjahr 2007. „Goldige Zeiten“ und lokale Highlights werden 2008 zu reden geben.


Dank der von Franziska Borer Winzenried präsidierten Bieler „Stiftung vinetum“ kamen 2007 mehr als 120 Schulklassen aller Stufen ins CentrePasquArt. Das sind mehr als je zuvor. Denn das Sponsoring der Stiftung erlaubt es dem Museum die vom neuerdings in Biel wohnhaften Kunsthistoriker Thomas Schmutz koordinierten Aktionswochen gratis anzubieten. Das nutzt die Lehrerschaft Biels, aber auch der Gemeinden der Regionalen Kulturkonferenz rege. „2008 können wir den Aktionsradius gar noch ausweiten“, freut sich Direktorin Dolores Denaro. Ähnliche Anstrengungen sind bei vielen Schweizer Museen zu beobachten, geht es in der Kunstvermittlung doch um nicht weniger als das Publikum der Zukunft.
Nicht nur im Bereich der Museumspädagogik kann das Museum PasquArt neu in einer höheren Liga mitreden. Ab April 2008 wird Biel Mitglied der „Konferenz der Schweizer Kunstmuseen“ sein. Bereits früher hatte sich das Museum um die Aufnahme beworben, doch ohne Erfolg. Erst jetzt werden die Qualität und die Kontinuität der Museumstätigkeit als „schweizerisch bedeutsam“ anerkannt. Neben dem nationalen Diskurs gehört zu den Vorteilen unter anderem die Mitbeteiligung am „Topf“ der Sophie und Karl Binding Stiftung, die wichtige Ausstellungen von Schweizer Kunstschaffenden in den Mitgliedsmuseen unterstützt.

Pomas Wandlungen
Dass die Ausstellungen im PasquArt Bedeutung haben, liegt nicht zuletzt daran, dass die grosszügigen Räumlichkeiten die Kunstschaffenden anregen, insbesondere im Bereich der Installation Neues und Eigenes zu verwirklichen. „Wie sich die Salle Poma im Laufe des Jahres 2007 verwandelte, ist beispielgebend“, sagt Denaro. War der grosse Saal anfangs Jahr lichtdurchfluteter weisser Weltall-Tunnel (Claudia di Gallo), wurde er danach von Isabelle Krieg in eine Landschaft mit verkohlten dünnen Buchstaben-Baumstämmen („I refuse to be depressed“) verwandelt, war dann eine im Rahmen der Sammlung Esposito eine Italienische Piazza, um in der Folge unter dem Stichwort „Surréalités“ in eine märchenhafte Traumlandschaft mit Luft, Licht und Farbe zu mutieren (Victorine Müller) und schliesslich zu einem philosophisch vielschichtigen Licht-Universum (Charles Sandison) zu werden.

Dass ein Museumsprogramm zustande kommt ist Jahr für Jahr eine Gratwanderung. Gerade das schmale Budget des PasquArt und der ausgesprochen kleine Personalbestand machen jeden „Unfall“ zur Zitterpartie. So verhinderten zum Beispiel 2007 die Ereignisse rund um die Abwahl von Reinhard Spieler am Museum Gertsch in Burgdorf die als Koproduktion geplante Ausstellung des weltberühmten Fotografen Hiroshi Sugimoto (sie ist nun 2008 in Luzern auf dem Programm). In Windeseile musste „Ersatz“ gefunden werden ohne dass sich der oder die Künstlerin als „Ersatz“ fühlt. Diesmal wurde dank Denaros Notizen-Schachtel „Mögliche Projekte“ und der Zusammenarbeit mit der Galerie Yvan Lambert in Paris aus der Not eine Tugend, waren doch die digitalen Projektionen von Charles Sandison ein Highlight.
Die Besucherzahlen 2007 liegen mit 13’500 gleich auf mit vergleichbaren Museen, aber es ist klar, dass mit einem ausgeweiteten Event-Programm, mit einem umfangreicheren PR-Aufwand mehr Echo generiert werden könnte, aber da stösst das zugleich kleine wie an Dimensionen grosse Bieler Kunsthaus an seine personellen und finanziellen Grenzen. Man darf ein Museum für zeitgenössische Kunst auch nicht auf Frequenz reduzieren, denn über Medienpräsenz, Publikationen, Internet etc. wird jede Ausstellung breiter und langfristiger rezipiert als nur über Besucher vor Ort.

Goldige Zeiten
Am kommenden Wochenende startet das PasquArt ins Programm 2008. Mit einer Fortsetzung  der „Nouvelles Collections“ – diesmal von Mutter und Sohn Jocelyne & Fabrice Petignat aus Genf, mit Werken von Marina Abramovic bis Zoe Leonard. Und gleichzeitig mit einer der vier monographischen Ausstellungen dieses Jahres, nämlich die von Caroline Nicod kuratierte „family viewing“ der Video-Künstlerin Emanuelle Antille, der Genferin, welche die Schweiz 2003 an der Biennale in Venedig vertrat. Weitere One-Women-Shows sind der 36-jährigen in Berlin lebenden Japanerin Chiharu Shiota (April/Juni) sowie der in Biel lebenden China-Schweizerin Luo Mingjun (Juli/August) gewidmet. Den männlichen Gegenpart spielt Urs Dickerhof, der seit seinem Rücktritt als Leiter der Schule für Gestaltung in Biel (endlich) wieder voll auf die Karte Kunst setzen kann (Juli/August).
Die vom Museum mit Kraft und Ausdauer realisierte, jährliche Themen-Ausstellung widmet sich heuer dem Thema „Gold“ – das in der Kunst seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle spielt – sei es durch Gold als Farbe oder als alchemistisches Motiv, sei es kapitalistisches Instrument oder als verführerischen Glamour. Man darf gespannt sein. Ein Potpourri junger Schweizer Kunst kommt heuer über die Berner Stipendiumsausstellung nach Biel. Und im Dezember heisst es – wie jedes Jahr – „Weihnachtsausstellung“, diesmal wieder ergänzt um „x-mas+“.