Eva Diener Kulturschiene Herrliberg Galerie ArchivArte Bern 2009

Malt wider die Zerstörung der Welt

www.annelisezwez.ch       Annelise Zwez in Kunstbulletin April 2009

Seit 45 Jahren malt Eva Diener (geb. 1933 in Küsnacht) unentwegt.

Die Retrospektive in Herrliberg-Feldmeilen zeigt den keineswegs abgeschlossenen Werkverlauf punktuell auf. Von expressiven Landschaften führt der Weg in sonnengetränkte Ungegenständlichkeit und von da zu beeindruckenden, grossformatigen Weltraumkörpern.

Die Entwicklung ist nicht Zufall, denn ab 1964 lebt die Künstlerin im lichtdurchfluteten Australien und ab 1970 pendelt sie mit dem Flugzeug zwischen der Westküste Kanadas und Zürich.

Doch dann verlässt sie der „Sturm und Drang“ und in der Krise drängen sich Fragen der eigenen Erdung auf. Ab den späten 1970er-Jahren werden der Mensch, die Figur– später auch der Fisch – vereinzelt oder als Kollektiv zu Zeichen menschlicher Existenz in einer universalen,  von Zerstörung bedrohten Umwelt.

„Killing fields“, „Toxics“, „Globale Village“ heissen die Bilder nun. Die expressive Pinselsprache, die in den 1980er-Jahre ihre bis heute fortgesetzte Charakteristik findet, ist nicht einfach „wild“. Darin enthalten ist auch ein tänzerisches Element.

Eva Dieners Leinwände messen oft 2 auf 3 Meter, sodass sie in ihrem grossen Atelier, aktuell im kanadischen Sechelt/British Columbia, nur mit dem Einsatz des ganzen Körpers malen kann. Die gelängten Figuren im Verbund mit den sie umgebenden Malströmen tragen die Bewegungen in sich. 

Doch der selbst der 76-Jährigen immer noch wichtige Körpereinsatz ist ebenso eine Metapher für ihr engagiertes Malen wider Unmenschlichkeit und Zerstörung in der Welt. Die zuweilen apokalyptischen Bilder prangern nicht an, die Malerin schreit den dichten Menschenströmen durch die Art des Malgestus vielmehr zu: Wehrt euch!

Im Gegensatz dazu setzen die in ihrer Konzentration eindrücklichen Porträts überdimensionierter, toter Fische die Emphase auf das Mit-Leiden. Während Herrliberg den Weg aufzeigt, setzt Bern den Akzent auf neue Werke.

==> kulturschiene, Herrliberg-Feldmeilen, beim Bhf. bis 29. März
==> www.kulturschiene.ch
==> Galerie ArchivArte, Bern  2. – 25. April
==>www. gnsbk.ch

Bildlegende:
Eva Diener, „Ohne Titel“, Acryl und Kohle auf Leinwand, 122 x 153 cm, 1979. Bild: azw